Erfreulich vielen Biographien sind bei Meyer Porträts beigegeben; unverständlich ist jedoch, weshalb solche bei so berühmten Schachspielern wie Bogoljubow, Fischer, Morphy und Tarrasch (um nur 4 von 20 weiteren zu nennen) im Gegensatz zu Lindörfer fehlen.
Daß Meyer auch in den Sachartikeln up to date ist, zeigen verschiedene Einträge, in denen die neue geopolitische Situation berücksichtigt wird: die Wiedervereinigung der beiden deutschen Schachverbände 1991, die neue Zoneneinteilung der FIDE 1993, Länderartikel über die baltischen Staaten, Ukraine, Usbekistan etc. Großes Gewicht legt Meyer auf die Darstellung der verschiedenen Eröffnungen, die mit jeweils herausragenden Beispielen bis ins Jahr 1993 belegt werden. Artikel über bekannte deutsche Schachvereine, die bei Lindörfer fehlen, tragen der Tatsache Rechnung, daß ohne deren verdienstvolle Breitenarbeit Schach hierzulande als Wettkampfsport undenkbar wäre.
Ausgesprochen karg in Umfang und bibliographischer Beschreibung sind
die Literaturhinweise bei Meyer. Wenn Ludek Pachmann berechtigterweise
zu den "bedeutenden Schachschriftstellern unserer Zeit" gezählt wird,
verwundert es schon, wenn kein einziges seiner Werke genannt wird. Und
wäre es nicht sinnvoller, den deutschen Leser mit dem seit Jahrzehnten
bewährten Lehrbuch des Schachspiels von DuFresne und Mieses[2] bekannt
zu machen als mit einer Einführung in chinesisches und koreanisches
Schach? Lindörfer bringt ein fünfmal umfangreicheres, überdies
systematisch geordnetes Literaturverzeichnis, das in diesem Rahmen für
ein weiteres Literaturstudium besser geeignet ist. Gleichwohl wird man
Meyers Schachlexikon allein schon wegen seiner hohen Aktualität den
Vorzug geben.
Gunter Maier
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