Wie die retrospektive so berücksichtigt auch die laufende Landesbibliographie alle Fächer und Lebensbereiche. Aufgenommen werden Monographien sowie Beiträge aus Sammelwerken, Zeitungen und Zeitschriften; ein Verzeichnis der ausgewerteten Zeitungen und Zeitschriften ist leider nicht vorhanden. Insgesamt werden im Jg. 1991 371, im Jg. 1992 dagegen nur 71 Titel nachgewiesen. Wie es zu dieser drastischen Reduktion kommt, vermag man mangels Vorwort nicht nachzuvollziehen; an den nicht wenigen älteren Titel mit Erscheinungsjahr vorwiegend ab 1990 kann es nicht liegen, da beide Jahrgänge solche Nachzügler enthalten; es fällt jedoch auf, daß im Jg. 1992 ganze Systemstellen fehlen, so u.a. die meisten naturwissenschaftlichen Fächer, die Geographie, Verkehr sowie Land- und Forstwirtschaft.
Die Bibliographie besteht aus einem systematischen und einem Registerteil. Die Systematik gliedert sich in ca. 20 mit dreistelligen Notationen bezeichnete Gruppen die vom Buch-, Bibliotheks- und Dokumentationswesen bis zur Land- und Forstwirtschaft reichen. Einen eigenen Orts- oder Personenteil gibt es nicht, vielmehr sind Orte, Bezirke, Regionen und Personen, Familien als Sachgruppen 220 bzw. 230 hinter der Geschichte in die Systematik integriert. Überraschenderweise stellt man beim genaueren Ansehen der in diesen Sachgruppen aufgeführten Titel fest, daß die einen Ort bzw. eine Person betreffenden Titel nicht an einer Stelle zusammengeführt werden. Sie ordnen vielmehr nach dem Alphabet des Verfassers bzw. Sachtitels. So betreffen die ersten vier Titel des Ortsteils die Ortschaften Oberwart, Eisenstadt, Ritzing und Großhöflein (in dieser Reihenfolge, Nr. 78 - 81). In den übrigen Sachgruppen wird ebenso verfahren: es gibt also keine weiteren sachlichen Untergliederungen, sondern die Titel werden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Der Benutzer ist daher bei gezielter sachlicher Suche auf die Vollständigkeit und Zuverlässigkeit des Registers angewiesen.
Das Register ist mehr als ein Autoren- und Sachregister (so das Inhaltsverzeichnis). Es enthält in einem Alphabet die Namen der Verfasser und Urheber, die Namen von burgenländischen Orten und Personen, Titel von Sachtitelwerken (nicht aber Titel von Verfasser- und Urheberwerken) sowie Schlagwörter. Da unter einem Registerbegriff nicht nur die Publikationsnummern, sondern auch Verfasser, Kurztitel und sogar nochmals die Signatur aufgeführt werden, könnte es fast den systematischen Teil ersetzen. Leider sortieren die Registerbegriffe noch nicht an allen Stellen richtig. Als Beispiel für falsche Sortierungen wären zu nennen: Amerika (S. 2, zunächst als Schlagwort, dann als erstes Wort eines Sachtitels, dann wieder als Schlagwort) und Eisenstadt (S. 35).
Abschließend noch ein Blick auf Formalia. Die Titelaufnahmen werden zwar nach RAK-WB erstellt, sind jedoch nicht immer einheitlich. Zeitschriftentitel werden z.T. in abgekürzter (um so ärgerlicher, als ein Abkürzungsverzeichnis fehlt), z.T. in ausgeschriebener Form wiedergegeben (Nr. 166 - 168). Daß es sich um dieselbe Zeitschrift handelt, wird für den Benutzer nur an der Signatur deutlich. Die typographische Gestaltung der mit Hilfe des Bibliothekssystems BIBOS erstellten Bibliographie ist im systematischen Teil noch relativ übersichtlich, läßt jedoch im Register sehr zu wünschen übrig. So wäre z.B. eine typographische Hervorhebung der Registerbegriffe dringend erforderlich. Auch stören die zahlreichen ganz oder nur teilweise gefüllten Seiten, von den nicht in die Paginierung einbezogenen, da offensichtlich "von Hand" eingeschobenen Blättern mit der Überschrift der folgenden Sachgruppe ganz zu schweigen.
Trotz einiger Mängel bleibt das Verdienst des Bearbeiters Norbert
Frank und der Burgenländischen Landesbibliothek bestehen, mit
Berichtsjahr 1991 eine laufende Landesbibliographie für das Burgenland
ins Leben gerufen zu haben. Der bereits pünktlich im Folgejahr
erschienene Jg. 1992 läßt erwarten, daß auch die weiteren Bände ebenso
rasch erscheinen werden. Die Möglichkeit einer Kumulation zum
Fünfjahresband wird vom Bearbeiter geprüft. Ebenso wichtig aber bleibt
die Fertigstellung der noch ausstehenden Bände der Allgemeinen
Bibliographie des Burgenlandes.[3] Am Schluß - auch wenn die Rezensentin
weiß, wieviel Arbeit dies bedeutet - sei noch der Wunsch nach
Schließung der Berichtslücke zwischen dem Ende der retrospektiven und
dem Beginn der laufenden Burgenland-Bibliographie geäußert,[4] ein
Unternehmen, das vermutlich auch dadurch nicht erleichtert wird, daß
die retrospektive Bibliographie kein einheitliches Berichtsende hat.
Hendrikje Kilian / sh
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