Dachverband sowohl der nationalen und der wenigen internationalen als
auch einschlägiger italienischer Institutionen[2] ist die Internationale
Union der Archäologischen, Historischen und Kunstgeschichtlichen
Institute in Rom,[3] die den vorliegenden Sammelband betreut hat;
herausgegeben wurde er von dem einschlägigen Ressort des Amtes des
Ministerpräsidenten (was die Bedeutung unterstreicht, die der
italienische Staat diesen Aktivitäten zuerkennt,[4] und nicht von
ungefähr stammt eines der Vorwörter zu diesem Band vom damaligen
Ministerpräsidenten Andreotti); als Verleger tritt der Staatsverlag
auf, was der Verbreitung des Werkes allerdings nicht unbedingt zum
Vorteil gereicht, da dieser sich besser auf die Herstellung von
Stempelmarken und Geldscheinen versteht.
Der Band vereint, jeweils mit einigen Abbildungen versehen,
Darstellungen von 32 Instituten aus 16 Nationen: außer der
Associazione Internazionale di Archeologia Classica sind die folgenden
Nationen mit je einem Institut vertreten: Belgien, Dänemark, Finnland,
Frankreich, Großbritannien, Kanada, Niederlande, Norwegen, Österreich,
Polen, Schweden, Schweiz und die USA; zum Vatikanstaat gehören zwei
und Deutschland wartet sogar mit nicht weniger als vier Institutionen
auf (Bibliotheca Hertziana, Deutsches Archäologisches Institut,
Deutsches Historisches Institut und Historisches Institut der
Görres-Gesellschaft); auf Italien schließlich entfallen zehn
Institutionen, darunter die älteste aller hier verzeichneten, die
Accademia dei Lincei.
So verschieden wie die Institute nach Alter, Größe und Bedeutung, so
unterschiedlich sind auch - wie bei derartigen Sammelbänden meist
nicht zu vermeiden - die Beiträge nach Länge, Detailliertheit,
Aktualität und nicht zuletzt bibliographischer Ergiebigkeit. Die
historische Entwicklung der Institutionen und die Bauten, in denen sie
ihren Sitz hatten und haben stehen im Vordergrund, doch handelt es
sich zumeist um eine Geschichte ihrer Vorsteher, ist ihr Blühen und
Welken doch nicht zuletzt mit einzelnen Namen verbunden.
Daß mit dieser Institutionenkunde natürlich nicht das ganze Reservoir
an geisteswissenschaftlichen Forschungsinstitutionen in Rom
ausgeschöpft ist, liegt auf der Hand: man denke nur an die zahlreichen
von katholischen 0rden getragenen historischen Institute. So wäre es
sehr zu wünschen, wenn sich jemand berufen fühlte, ein in den
Beschreibungen wesentlich konziseres Verzeichnis aller Institute und
Sammlungen, die geisteswissenschaftlichen Forschungen in Rom dienen,
zusammenzustellen und mit praktischen Angaben anzureichern (die im
vorliegenden Band völlig fehlen), auf daß ein rechtes Vademecum
entstünde.
sh
- [1]
- Vgl. dazu die Hinweise auf einige Instrumente, die der Erschließung
dieses Erbes dienen, hier der Handschriften der Biblioteca Apostolica
Vaticana (IFB 94-2-164) und der Archivalien des Archivio Segreto
Vaticano (IFB 94-2-199).
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- [2]
- So u.a. auch die Accademia Nazionale dei Lincei in Rom, die gerade
den ersten Teil einer Bibliographie ihrer Publikationen vorgelegt hat;
vgl. IFB 94-2-194.
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- [3]
- Sie veröffentlicht seit 1 (1959/69) - einen Annuario sowie
gelegentlich Hilfsmittel über Institutionen in Rom und deren Bestände,
z. B.:
- Guida alle collezioni fotografiche di Roma / a cura di Luigi
Cacciaglia. - Roma : Unione ..., 1980. - 120 S.
- Catalogo dei periodici esistenti in biblioteche di Roma. - 3. ed.
accresciuta. - Roma : Unione ..., 1985. - XVIII, 1420 S. ; 24 cm
- Dagegen bilden Publikationen, die aus gemeinsamen Projekten der in der
Unione zusammengeschlossenen Institutionen erwachsen sind, die
Ausnahme. Die folgende sei eigens erwähnt: The protestant cemetery in
Rome : the "parte antica" / by Carl Nylander ... Ed. by Antonio
Menniti Ippolito and Paolo Vian. Unione Internazionale degli Istituti
di Archeologia, Storia e Storia dell'Arte in Roma. - Roma : Unione
..., 1989. - XII, 367, [96] S. - Es handelt sich um eine genaue
Bestandsaufnahme der Gräber auf dem alten Teil des Friedhofs der
Nicht-Katholiken bei der Cestius-Pyramide auf dem Testaccio in Rom,
u.a. mit einem ausführlichen biographischen Anhang über die dort
Beerdigten (S. 281 - 316). - Vgl. die Sammelbesprechung Der Tod in Rom
/ Peter Springer. // In: Kunstchronik. - 46 (1993),11, S. 666 - 672.
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- [4]
- Daß das Verhältnis des italienischen Staates zu den ausländischen
wissenschaftlichen Instituten durchaus nicht immer gleichbleibend
freundlich war, läßt sich am Schicksal der deutschen Institute nach
dem ersten Weltkrieg und insbesondere während und nach dem Zweiten
Weltkrieg ablesen. Vgl. dazu jüngst: Per la storia dell'Istituto
Archeologico Germanico / Margherita Guarducci. // In: Mitteilungen des
Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung. - 99 (1992),
S. 307 - 327. - Der zweite Abschnitt ihres Beitrags (S. 314 - 327) ist
1950, l'anno del grande pericolo überschrieben, in dem sie unter
Abdruck von Dokumenten schildert, wie es u.a. durch eine Petition
einer großen Zahl italienischer Wissenschaftler gelang, zu verhindern,
daß die deutschen wissenschaftlichen Institute enteignet und dem
italienischen Staat übertragen oder zumindest internationalisiert
wurden. Anlaß zu der überaus interessanten Darstellung dieser
Vorgänge, an der die Verfasserin maßgeblichen Anteil hatte, ist jedoch
ein ganz anderer, nämlich der von ihr erhobene Vorwurf der Fälschung
der berühmten Fibula Prenestina, in die sie den von 1865 - 1885 als
Zweiten Sekretär des Deutschen Archäologischen Instituts wirkenden
Wolfgang Helbig verwickelt sah, weshalb ihr Hannes Lehmann in einer
langen Verteidigung von Helbig (Mitteilungen ... - 96 (1989), S. 1
- 86) den versteckten Vorwurf einer antideutschen Einstellung machte.
- Was den Fälschungsvorwurf betrifft, so dürfte dieser jetzt freilich
nach einer gründlichen Untersuchung der Fibel mit Hilfe
naturwissenschaftlicher Methoden widerlegt sein, soweit es um den
materiellen Befund geht; der Verfasser läßt allerdings die Frage nach
der Echtheit der auf der Fibel angebrachten Inschrift, die seit ihrer
Bekanntmachung durch Helbig 1887 als das älteste Zeugnis lateinischer
Sprache galt, ausdrücklich offen, aber gerade auf diese zielte jedoch
der Fälschungsvorwurf der Paläographin Guarducci, die ihn, durch
unzureichende materielle Untersuchungen der Fibel selbst verleitet,
zunächst für diese insgesamt erhoben hatte: Indagini archeometriche
sull'autenticit… della Fibula Prenestina / Edilberto Formigli. // In:
Mitteilungen ... - 99 (1992), S. 329 - 343.
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