So auch im
vorliegenden Fall, in dem das IFLA Office for International Lending
(OIL) vor zehn Jahren (schlecht Ding will Weile haben) auf den
Gedanken verfiel, ein Verzeichnis von Sondersammlungen (der Begriff
wird nirgends definiert) in europäischen Bibliotheken herauszugeben.
Schon die Lektüre der Einleitung macht klar, daß ein solches
Unternehmen, so dilettantisch wie es angepackt wurde, zum Scheitern
verurteilt sein muß. Verzeichnet sind - im Alphabet der freihändig
gebildeten Kürzel von 11 europäischen Ländern (es fehlt z.B. Irland,
Luxemburg, Österreich, die Schweiz, Schweden) - insgesamt 345
"Sammlungen", die länderweise durchnumeriert sind: das geht von einer
für Portugal bis 133 für Großbritannien; letzteres bildet die einsame
Spitze, da sonst kein Land mehr als 50 Eintragungen aufweist:
Frankreich 49, Italien 41, Deutschland 37, um nur die Nächstplazierten
zu nennen. Um bei letzterem zu bleiben: Wenn die 42B-Stadtbibliothek
(so der Name) in Worms mit vier Eintragungen vertreten ist und damit
ebensooft wie die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz,
andererseits aber die Bayerische Staatsbibliothek oder die HAB in
Wolfenbüttel ebenso völlig fehlen wie die meisten unserer
Sondersammelgebietsbibliotheken, so kann etwas nicht mit rechten
Dingen zugegangen sein. Man sollte Bibliotheken empfehlen (manche tun
es offensichtlich schon), nicht jeden Fragebogen ungeprüft zu
beantworten und komme er gleich mit dem Briefkopf der IFLA daher; in
diesem Machwerk verzeichnet zu sein, dient keiner Bibliothek zum Ruhm;
im Gegenteil. Auf die einzelnen Angaben einzugehen, lohnt sich
ebensowenig wie auf das Register der Bibliotheken und die
Schlagwortregister in Englisch, Französisch und Deutsch.
Ein ebenso unprofessionell gemachtes wie nutzloses Verzeichnis, dessen
Dürftigkeit an Informationen dadurch kaschiert wird, daß das Layout
übermäßig üppig und die Type so groß gewählt wurde, daß auch unsere
Pensionäre jenseits der achtzig darin noch ohne Brille lesen könnten.
Hätte man nicht zu diesen Tricks gegriffen, wäre das Bändchen so
schmal geworden, daß es Bowker-Saur, der sonst eher auf dickleibige
Adreßbüchern steht, kaum verlegt hätte; und bei einem nur flüchtigen
Blick auf den Inhalt hätte er es auch besser bleiben gelassen.[2] Obwohl
inzwischen in manchen Angaben veraltet, kann man immer noch mit
größerem Gewinn zu dem Bestandsführer von Lewanski (1978)[3] greifen.
sh
- [1]
- World directory of administrative libraries : a guide of libraries
serving national, state, provincial, and länder-bodies / prep. for the
Sub-Section of Administrative Libraries. Ed. by Otto Simmler.
- München : Verlag Dokumentation, 1976. - 475 S. - (IFLA publications
; 7). - ISBN 3-7940-4427-4. - Vgl. den Verriß in ZfBB 24 (1977),5, S.
460 - 462.
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- [2]
- Vgl. die in der Bewertung ebenso negative, nur freundlicher
formulierte Rezension in ZfBB (ABUN) 41 (1994),2, S. 208 - 209.
(zurück)
- [3]
- Subject collections in European libraries / comp. by Richard C.
Lewanski. - 2. ed. - London ; New York : Bowker, 1978. - 495 S.
(zurück)
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