Der Teilband für die Region Umbrien verzeichnet 280 Bibliotheken,
davon 185 "Spezialbibliotheken" (im Sinne lediglich einer bestimmten
fachlichen Ausrichtung); nach den Unterhaltsträgern überwiegen die
Universitäten mit 108 bei weitem die Kommunen und die kirchlichen
Körperschaften mit 78 bzw. 43, während der Rest von 51 auf sonstige
Träger entfällt.[3] Berücksichtigt sind alle Bibliothekstypen mit
Ausnahme der Schul- und der Pfarrbibliotheken. Anlage jeweils
alphabetisch nach Provinz, dann nach dem Ortsnamen, innerhalb nach dem
Namen der Bibliothek mit gewissen Normierungen bei den zahlreichen
Fakultäts- und Institutsbibliotheken der Universitäten. In den
insgesamt dürftigen Vorworten wird leider nirgends ein Schema der im
Idealfall erhobenen Angaben abgedruckt; dieses läßt sich nur an
möglichst vollständigen Eintragungen ablesen: 1. Name und
Adreßinformationen; 2. Unterhaltsträger; 3. Gründungsjahr; 4.
Unterbringung in einem historischen Baudenkmal; 5. Bibliothekstyp
sowie spezielle Sammelschwerpunkte (mit DK-Notation); 6.
Öffnungszeiten; 7. Benutzungsbeschränkungen; 8. jährliche Schließungs-
bzw. verkürzte Öffnungszeit; 9. Benutzungsangebote (z.B.
bibliographische Auskünfte; Ausleihe; nationaler/internationaler
Leihverkehr; Repro-Dienste); 10. Sonderabteilungen; 11. Bestand,
differenziert nach Handschriften und Drucken, letztere nach
Jahrhunderten, Zeitschriften (Gesamtbestand und laufende Abonnements),
Zeitungen, sonstige Materialien; 12. Spezialsammlungen; 13. allgemeine
Kataloge; 14. Spezialkataloge; 15. Zeitschriftenauswertung; 16.
Regelwerke für die Formal- und Sachkataloge; 17. Teilnahme an
Zentralkatalogen; 18. Beteiligung an Bibliothekssystemen; 19. Stand
der Automatisierung; 20. Publikationen (leider nur pauschal, wie
guide, bollettini, cataloghi di fondo); 21. Anmerkungen; 22.
Bibliographie über die Bibliothek und ihre Bestände. - Die bei weitem
wichtigsten Angaben und zugleich diejenigen, die dieses Verzeichnis
unentbehrlich machen, sind die zum Bestand (11) sowie die z. T.
äußerst reichen bibliographischen Angaben (22).
Leider schweigen sich die Vorworte auch zum Verhältnis der neuen
Ausgabe zur letzten des Annuario aus. Eine Stichprobe für Assisi ergab
ein Verhältnis von 15 zu 11 bei der Zahl der berücksichtigten
Bibliotheken, was auf den ersten Blick dafür spricht, daß man auf den
Annuario verzichten kann; sieht man jedoch genauer hin, so trifft das
leider nicht zu, sind doch von den 15 Bibliotheken allein 4
Neugründungen nach 1969; dazu kommt, daß die Biblioteca Comunale außer
einer Haupteintragung eine weitere für ihren Altbestand hat sowie zwei
weitere für Zweigbibliotheken, die erst 1982 eingerichtet wurden;
vergleicht man als Gegenprobe, welche der 11 Bibliotheken des Annuario
noch vertreten sind - ein Vergleich, der wegen der teilweise völlig
anderen Benennungen nicht ganz leicht ist - so kommt man auf deren 6;
die fehlenden 5 findet man dagegen nur in den im Anhang beigegebenen
Listen von Bibliotheken, die aus irgendwelchen Gründen nicht in dem
Zensus berücksichtigt werden konnten, solchen, die aufgelöst oder in
andere Bibliotheken inkorporiert wurden sowie - für die Stichprobe
nicht zutreffend - Bibliotheken, die gerade neu errichtet werden. In
allen Fällen wäre es besser gewesen, diese Bibliotheken an der ihnen
zukommenden Stelle des Adreßbuchs selbst mit einer entsprechenden
Annotation und Hinweis auf die Eintragung im Annuario aufzuführen.
Leider sind auch die bibliographischen Angaben im Annuario z. T.
wesentlich reicher, als im Catalogo (z.B. Biblioteca Comunale in
Assisi), so daß man auch aus diesem Grund auf die Benutzung des
Annuario nicht völlig verzichten kann.
Ein weiterer Kritikpunkt läßt sich wohl nur mit Mißorganisation beim
Istituto Centrale per il Catalogo Unico ... (ICCU) erklären, bei dem
die Datenbank geführt wird, aus der dieses Verzeichnis gespeist wird.
Jeder Bibliothek ist ein Sigel zugewiesen, das aus dem KfZ-Kennzeichen
der Provinz (PG für Perugia, TR für Terni) und einer vierstelligen
Nummer besteht. Diese Sigel sind bei jeder Bibliothek am Anfang als
Marginalie abgesetzt, ohne deswegen eine laufende Nummer zu bilden, so
daß die Register zwangsläufig auf die Seite verweisen müssen. Genau
betrachtet handelt es sich jedoch keineswegs um ein unverwechselbares
Sigel, da die Bibliotheken in dem vom selben ICCU bearbeiteten
Gesamtkatalog der Drucke des 16. Jahrhunderts, Le edizioni italiane
del XVI secolo (IFB 93-1/2-008) mit ganz anderen Sigeln zitiert
werden.[4] Register: 1. der Bibliotheksnamen nach dem ersten
signifikanten Wort unter Berücksichtigung früherer und alternativer
Namen; 2. der benannten Spezialsammlungen; 3. der Sammelschwerpunkte
nach a) DK-Notation und b) nach Schlagwörtern; 4. der Orte; 5. nach
den "Sigeln".
Obwohl sich dieses Bibliotheksadreßbuch bei weitem nicht mit einem
Spezialverzeichnis wie dem Handbuch der historischen Buchbestände in
Deutschland (IFB 93-1/2-036) messen kann, ist es doch sowohl für jede
Reise zu italienischen Bibliotheken ein unerläßlicher Führer als auch
unentbehrlich für bibliographische Recherchen über die
Bibliotheksbestände, deren Bedeutung und Spezialisierung, sieht man
einmal von den ganz großen und deswegen immer zuerst besuchten einmal
ab, weitgehend unbekannt ist.
sh
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