The European book world ist dabei das jüngste und zugleich ambitionierteste Unternehmen, da es - anders als die auf das Verlagswesen beschränkte Konkurrenz - den gesamten Buchmarkt in einem dreiteiligen Verzeichnis behandeln soll: der Ende 1993 erschienene Teil 1. Publishing and related organisations soll durch die für Oktober 1994 bzw. das Frühjahr 1995 vorgesehenen, jeweils dreibändigen Teile 2. Libraries und 3. Booksellers ergänzt werden. Jährliches Erscheinen der gedruckten Verzeichnisse ist vorgesehen. Teil 1 verzeichnet im ersten Teilband auf Grund von Fragebogenerhebungen ca. 17.500 Verlage in 58 europäischen Ländern, wobei die nach dem Zerfall der früheren sozialistischen Länder neu entstandenen Staaten bereits berücksichtigt sind. Während erstere Zahl aus dem Vorwort übernommen wurde, kann man die Eintragungen für die einzelnen Länder - da länderweise durchnumeriert - leicht ablesen: Für Deutschland sind dies 3.486, für Italien 2.868 und damit ziemlich genausoviel, wie in den nationalen Verlagsadreßbüchern; das ist zugleich ein wesentlich besseres Ergebnis als bei der Konkurrenz. Anlage nach dem Länderalphabet, innerhalb nach den Verlagsnamen. Die Angaben zu den Verlagen sind sehr unterschiedlich ausführlich, tendieren jedoch im Prinzip zur Detailliertheit: Außer den Adreßangaben finden sich solche zu: Gründungsjahr, Zahl der Mitarbeiter, Jahresumsatz, Zahl der Neuerscheinungen und der lieferbaren Titel, weitere Firmennamen (imprints), ISBN-Verlagsnummer, Kommissionsbeziehungen, Mitgliedschaften in Buchhandelsverbänden; Namen und Funktion der leitenden Angestellten; Mutter-, Tochter- und Schwesterfirmen, Zweigstellen, eigene Buchhandlungen und Buchklubs; primäre Absatzmärkte, Zielgruppen, physische Formen der Publikationen, Verlagsgebiete, Schriftengattungen, Publikationssprachen (außer der in der jeweiligen Landessprache); Auslieferungs- und Vertriebsbeziehungen; Bankverbindungen und Steuer-Identifikationsnummern; Internationale Koproduktionen, Titelrechte und Herstellung im Ausland; Weitere Aktivitäten. Daß die Gesamtheit dieser Angaben in den allermeisten Fällen nicht erreicht wird, weil vielfach nicht zutreffend oder von den Verlagen nicht angegeben, liegt auf der Hand und ist allen derartigen Verzeichnissen gemeinsam.
Teilband 2 enthält ca. 4.000 Eintragungen zu anderen Firmen und Organisationen des Buchmarkts (Buchherstellung, Packager, Buchhandelsverbände und Literaturgesellschaften, Literaturpreise) sowie ca. 4.000 Verlagsvertreter (diese nur mit Anschrift); dazu kommen zwei Abschnitte für fachliche Nachschlagewerke bzw. Fachzeitschriften, wobei weder eine sinnvolle Abgrenzung zwischen beiden zu erkennen ist noch eine sinnvolle Nutzung möglich ist, da die Titel nur alphabetisch statt nach dem Herkunfts- (und damit zumeist auch dem Bezugs-) Land geordnet und dazu Auswahl und Zuverlässigkeit der Titel mehr als dürftig sind.
Den größten Raum des 2. Teilbandes nehmen freilich die Register ein,
auf deren Reichtum und Detailliertheit das Vorwort (in Englisch,
Französisch und Deutsch, letzteres sogar weitgehend fehlerfrei) sich
viel zugute hält. Sie seien hier nicht einzeln aufgeführt, beruhen sie
doch auf den o.a. Angaben zu den einzelnen Verlagen (bzw. den
entsprechenden für die in Teilband 2 verzeichneten Firmen und
Verbänden). Daß trotz relativ feiner Untergliederung der Begriffe im
Register der Verlagsgebiete z.T. viel zu lange Zahlenkolonnen
auftreten und daß andererseits (da von den Verlagen nicht genannt),
wichtige Verlagsgebiete fehlen,[1] sei nicht verschwiegen. Erwähnt seien
jedoch das Register aller Firmennamen, da man hier auch abweichende
Namensformen findet (im Hauptteil gibt es keine Verweisungen) sowie
das Register der Personen, da man hier Verlagsgruppen rekonstruieren
kann, wenn die Verwandtschaftsverhältnisse bei den Verlagsangaben
verschwiegen werden.[2] Insgesamt sind diese Register jedoch besser in
elektronischer Form zu benutzen und deshalb kündigt der Verlag auch
eine CD-ROM-Ausgabe an: ursprünglich sollte dies erst nach Vorliegen
aller drei Teile (also 1995) erfolgen, während jetzt doch bereits
CD-ROM-Ausgaben für die einzelnen Teile vorgesehen sind, die auch
- soweit bereits erfaßt - die Informationen der späteren Teile
enthalten
werden, wobei letztere nur mit Hilfe einer separat zu erwerbenden
Software benutzt werden können. Auf diese elektronischen Ausgaben soll
ebenso wie auf die beiden noch ausstehenden Teile zu gegebener Zeit
eingegangen werden.
Um eine vergleichende Bewertung mit den beiden im folgenden
besprochenen Adreßbüchern vorwegzunehmen: allein European book world
ist empfehlenswert, und es stellt zudem - für den europäischen
Buchmarkt - eine ernstzunehmende Konkurrenz zum International market
place dar.
Die Ed. 1. 1992 (1991) des Directory of publishing. Continental Europe
wurde in ABUN in ZfBB 38 (1991),6, S. 603 - 606 insgesamt negativ
besprochen. Die Ed. 3 (in Klammern die Zahlen für die Ed. 1)
verzeichnet 4119[3] (1971) Verlage aus 48 (30) kontinentaleuropäischen[4]
Ländern einschließlich der früheren kommunistischen Länder Osteuropas;
die dort zahlreich neu entstandenen Staaten sind der hauptsächliche
Grund für die starke Zunahme der Nationen gegenüber der 1. Ausg. Auch
wenn z.B. für das gesamte Deutschland jetzt 779 Verlage gegenüber
damals 501 und für Italien 457[5] (198) verzeichnet sind, kann man
ermessen, daß dieses Adreßbuch trotz der auf den ersten Blick
imposanten Steigerung der Zahl der insgesamt verzeichneten Verlage
auch nicht annähernd vollständig ist. Das könnte man noch hinnehmen,
wenn wenigstens alle wichtigen Verlage verzeichnet wären, was aber
nicht der Fall ist, mischen sich doch die bekannten Namen mit denen
der gegenüber 1991 wesentlich vermehrten Kleinverlage, die z.T. nicht
einmal über eine ISBN-Verlagsnummer verfügen (jedenfalls ist diese
nicht genannt).[6] Auswahlkriterien sind sowieso nicht angegeben, und
man wundert sich, woher der Verlag Cassell seine Adressen bezieht,
denn bei einer beratenden Mitwirkung der nationalen, in der Federation
of European Publishers zusammengeschlossenen Verlegerverbände hätte
eine sinnvollere Auswahl möglich sein müssen. Dazu kommt als weiteres
Negativum, daß die mittels Fragebogen erhobenen Angaben, soweit sie
über die reine Anschrift hinausgehen, sehr häufig nicht zu erhalten
waren, so insbesondere nicht die über leitende Angestellte, die Zahl
der Neuerscheinungen und den Jahresumsatz. Die Angaben zu den
Verlagsgebieten, obwohl im Fragebogen detailliert aufgeführt, sind nur
bedingt nützlich, wie man am Register nach Verlagsgebieten ablesen
kann, das nach Ländern untergliedert ist: Unter Archaeology / Germany
findet man so "einschlägige" Verlage wie Francke, Klostermann,
Ravensburger, Rowohlt (was allenfalls an Ceram liegen kann) und
Schweizerbart, während Zabern fehlt (weil er auch im Adreßbuch nicht
vorkommt). Weitere Beigaben: 2. Liste internationaler
Verlagsrepräsentanten im Namensalphabet (den Nutzen dieser Liste
begreift der Rezensent auch diesmal nicht); 3. Konkordanz zwischen
ISBN-Verlagsnummer und laufender Nummer; 4. Register der Personen; 5.
Register der Verlagsnamen. Die in der Rezension von 1991 geäußerte
Hoffnung, daß es gelingen möge, sinnvolle Auswahlkriterien zu
gewinnen, hat sich leider auch mit der 3. Ausg. nicht erfüllt; selbst
der damals für kleinere Länder ohne eigenes nationales
Verlagsadreßbuch erhoffte Nutzen ist nicht eingetreten, da die über
die reine Adresse hinausgehenden Angaben (die man auch im PIID findet)
bei den kleinen Ländern kaum ins Gewicht fallen; dazu kommt, daß
gerade bei dieser Ländergruppe die Zahl der Verlage, die mit einem
Sternchen markiert sind, besonders hoch ist. Das Sternchen weist
darauf hin, daß die Verlage den Fragebogen nicht zurückgeschickt
haben, was im Wiederholungsfall zur Streichung führt, eine Drohung,
die, würde sie wahr gemacht, in der nächsten Ausgabe zum Totalverlust
z.B. von Andorra und Armenien und zum fast vollständigen Verschwinden
von Griechenland führen müßte. Aus der Tatsache, daß auch zahlreiche,
selbst große Verlage in den bedeutenden Verlagsländern ein Sternchen
tragen bzw. ganz fehlen, deutet auch darauf hin, wie gering sie den
Nutzen dieses Adreßbuchs veranschlagen, obwohl dieses doch in erster
Linie für diese Zielgruppe und deren internationale Kooperation
gedacht ist. Bibliotheken können sowieso weiterhin gut verzichten.
Angesichts einer Ansammlung von nur 2.370 Verlagen aus ganz Europa,
also einschließlich derer aus Großbritannien, in der 1. Ausg. des
European specialist publishers directory fragt man sich natürlich noch
mehr als beim vorhergehenden Verzeichnis nach den Auswahlkriterien.
Außer dem Hinweis des mehrsprachigen Vorworts, darunter eines in
ungewohnt gutem Deutsch, daß "die Anzahl der Eintragungen sich von
Land zu Land (unterscheidet), da für bestimmte Sprachen, deren
Gebrauch im allgemeinen die Landesgrenzen nicht überschreitet
(Schwedisch, Serbokroatisch, Isländisch), geringere Nachfrage besteht
als für andere ...", erfährt man nichts über Auswahlkriterien, und
Stichproben lassen auch keine sinnvollen Kriterien erkennen, mischen
sich doch Kleinstverlage mit den großen und bedeutenden, von denen
wiederum ganz wichtige fehlen, so im Abschnitt Fine art and art
history etwa der Deutsche Kunstverlag, Hirmer, Werner'sche und von
Zabern, die überhaupt nicht vorkommen. Anlage nach Sachgebieten, was
mehr als problematisch ist, da die Verlage in der Regel mehrere
Gebiete pflegen und anscheinend die Redakteure in England nach eigenem
Ermessen und in häufiger Unkenntnis der wirklichen Gewichtung der
einzelnen Verlagsgebiete eine Zuordnung vorgenommen haben, was zu mehr
als kuriosen Ergebnissen führt. Diese Mängel der Anlage werden auch
nicht dadurch wettgemacht, daß in einem Register nach Sachgebieten
auch die Verlage aufgeführt werden, die in einer anderen Rubrik ihre
Haupteintragung haben. In Anbetracht dieser gravierenden Defizite bei
der Auswahl und der Anlage braucht man auf die Angaben zu den Verlagen
gar nicht mehr einzugehen und es genügt, die weiteren Register nach
Ländern und das Gesamtregister der Verlage zu erwähnen.
Es ist kaum vorstellbar, wem dieses Adreßbuch nützen könnte, und man
kann nur hoffen, daß dieser Versuchsballon platzen möge und uns neue
Ausgaben erspart bleiben.
sh
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