Ein besonderes Interesse verdient die für linguistische Lexika ungewöhnliche Aufnahme von Länder- und anderen Regionalartikeln. Beispiel Marshall Islands: "(population in 1990 estimated at 45,600). The official language is English. Most of the population speak an Austronesian language, Marshallese. See also ENGLISH" (S. 245). So sehr man auch zunächst begrüßen mag, daß hiermit ein gemeinhin durch Nachschlagen in linguistischen Lexika nicht beantwortbarer Fragetyp (exemplarisch präsentiert durch die Frage, welche Sprache man denn eigentlich auf den Marshallinseln spreche) berücksichtigt ist, so stellt sich dann doch schnell eine gewisse Ernüchterung ein, wenn man sich vergegenwärtigt, daß solche Informationsbedürfnisse durch Konsultation traditioneller Allgemeinenzyklopädien wie Brockhaus oder Encyclopaedia Britannica befriedigt werden können. Immerhin sollten wir aber verstärkt darüber nachdenken, ob wir bei der Konzeption und Bewertung fachlicher Nachschlagewerke nicht von vorneherein zu sehr von vorgeprägten fachimmanenten Fragemustern ausgehen und die informationellen Seiteneinstiege - der Laien und Nutzer aus anderen Disziplinen - vernachlässigen.
Das Lexikon stellt sich eindeutig in den Dienst einer populärwissenschaftlichen Vermittlung sprachwissenschaftlicher Sachverhalte. Deutlich wird dies durch die bereits erwähnte inhaltliche Schwerpunktsetzung und Akzentuierung, durch die äußerste Kürze der Artikel, die Illustrierung mit (zum Teil recht gelungenen) Cartoons, aber vor allem doch durch die eher gering anzusetzende wissenschaftliche Qualität der Artikel, die sich beispielhaft kundtut in den Beiträgen zu accomodation, noun und speech act. Es findet sich im letztgenannten Artikel (S. 362) kein Hinweis auf die "geistigen Väter" der Sprechaktheorie, L. Austin und J. R. Searle; nur die unverzichtbaren theoretischen Grundlagen werden erklärt, nur wenige der innerhalb der Sprechaktklassifikation relevanten Sprechhandlungstypen vorgestellt. Wie in allen anderen Artikeln finden sich auch hier keine Literaturangaben.
Angesichts der zahlreichen hilfreichen Nachschlagewerke zur Linguistik (Abraham, Bußmann, Glück, Lewandowski[1]) kann man sich kaum eine nach Nutzung der genannten, insgesamt konventionelleren, gediegeneren Nachschlagewerke hinterlassene Informationslücke vorstellen, die ausgerechnet durch das Encyclopedic dictionary gefüllt werden könnte. Bei allem Respekt für das Bestreben der angelsächsischen Enzyklopädie und Lexikographie nach popularisierender Wissensvermittlung und informationsdidaktischer Aufbereitung von Wissensbeständen: ein informationeller Gebrauchskontext, der die Aufstellung im Informationsbestand einer Universalbibliothek oder einer öffentlichen Bibliothek legitimieren könnte, ist nur schwer denkbar.
Werner Bies