Der Titel ... Chronik könnte in die Irre führen. Es handelt sich nicht um eine Datensammlung, sondern um eine Literaturgeschichte in Gestalt von Werkbeschreibungen. Die Reihenfolge ergibt sich - bis auf begründete Ausnahmen - aus der Chronologie der Publikationsdaten. Dadurch unterscheidet sich das Buch von einem typischen Werklexikon mit alphabetischer Anlage. Auf Angaben zur Forschungsliteratur ist verzichtet, lediglich primärbibliographische Daten werden im Text geboten. Den Kern der Artikel bilden jeweils ausführliche, gut lesbare Inhaltsangaben, mit denen sich - in wechselnder Akzentuierung - Hinweise zu Entstehung, ästhetischen und wirkungsgeschichtlichen Aspekten verbinden.
Monita sind kaum aufgefallen. Nach den Amsterdamer Handschriftenfunden von 1987 ist die bisher nur indizienhaft erwiesene Autorschaft August Klingemanns für die Nachtwachen des Bonaventura nicht mehr zu bestreiten (S. 323); die "Stofffülle" (S. 455) stört. Für manches, was man vermißt (z. B. W. v. Niebelschütz), wird man durch unerwartete Funde belohnt (z. B. Louise von Fran‡ois: Die letzte Reckenburgerin).
Es versteht sich, daß bei der Anlage gattungspoetische Zusammenhänge oder Fragen der Epochenzugehörigkeit nur am einzelnen Exempel punktuell in den Blick kommen können. Kein eigentliches Nachschlagewerk, sondern eher ein protreptisches Buch, das zum Lesen der vorgestellten Werke anregen sollte.
Hans-Albrecht Koch