Der Grundstock dieser Sammlung geht "auf die damaligen politischen
Interessen der Landgrafen Ludwig IX. (reg. 1768 - 1790) und Ludwig X.
(reg. seit 1790 ...) zurück", die nicht nur wegen der geographischen
Nähe zu Frankreich, sondern auch wegen ererbter Besitzungen im Elsaß
die politischen Umwälzungen im Nachbarland aufmerksam verfolgten und
sich dazu politisches Tagesschrifttum gezielt besorgen ließen, das sie
dann auch, wie aus Randbemerkungen und Unterstreichungen zu schließen
ist, aufmerksam studiert haben. Die 496 mit Kurztitel verzeichneten
Schriften beschränken sich auf solche zu den Ereignissen bis 1799,
soweit sie bis 1815 erschienen sind. Sie werden in 28 Abschnitten, die
den sechs unterschiedlich langen Kapiteln (Vorgeschichte, Zeit der
Konstituante, Von der Legislative zum Thermidor, Vom Thermidor zum
Brumaire, Zusammenfassungen, Deutsche Publizistik) zugeordnet sind.
Die Kapitel und Abschnitte haben kurze Einleitungen und die Titel sind
ggf. knapp annotiert, so daß man sich auch bei wenig aussagekräftigen
Titeln eine Vorstellung von ihrem Inhalt machen kann; die Annotationen
enthalten auch die Darmstädter Signatur sowie Fundstellen u.a. in dem
maßgeblichen Katalog der Bestände der Bibliothque Nationale von
Martin/Walter und in der Bibliographie von Monglond.[3] Das Register
berücksichtigt nur Personen und Verfasser, dagegen leider nicht die
zahlreichen Sachtitelschriften.
Im Formalen und in der räsonierenden Kommentierung in Einleitungen und
verbindenden Texten entspricht das zweite Bestandsverzeichnis dem
ersten; es verzeichnet 121 Titel mit Bezug auf das Elsaß, das "in der
Revolution eine Sonderstellung ein(nahm)". Auch in diesem Verzeichnis
deutet das Fehlen von Fundstellen in den Standardbibliographien auf
Sondergut der Darmstädter Sammlung hin.
Die Zweihundertjahrfeiern der Französischen Revolution im Jahre 1989[4]
haben viele, vor allem französische Bibliotheken dazu benutzt, die bei
ihnen vorhandenen Revolutionsschriften in Bestands- und
Ausstellungskatalogen bekanntzumachen.[5] Obwohl die beiden oben
genannten Verzeichnisse von Martin/Walter und Monglond durch ihre
Reichhaltigkeit bestechen, sind sie doch keineswegs vollständig, was
zum einen mit dem Charakter dieser Publikationen als vergänglichem
Tagesschrifttum zusammenhängt und zum anderen damit, daß dort zwar die
Pariser Publikationen (die natürlich die Masse stellen) besonders gut
vertreten sind, weniger dagegen die Publikationen aus der Provinz, die
häufig nicht in die Bibliothque Nationale gelangt sind. Darin liegt
der hauptsächliche Nutzen dieser lokalen Bestandsverzeichnisse, der
freilich größer wäre, wenn die in den beiden genannten
Standardverzeichnissen fehlenden Titel deutlich markiert wären. Der
mit beträchtlicher Verspätung zum Revolutionsjubiläum erschienene
Katalog der Bestände der Bibliothque Municipale zu Rennes ist, was
die Zahl der verzeichneten Titel betrifft, mit 5.190 Nummern der
titelreichste unter den genannten lokalen Katalogen. Anlage nach
Erscheinungsjahren 1788 - 1799, innerhalb in einem Alphabet der
Verfasser- und Sachtitelwerke. Ausführliche Titelaufnahmen unter
Angabe des gemessenen Formats, nicht des bibliographischen, dazu die
Signatur sowie gelegentliche Annotationen zum Inhalt. Fundstellen in
den einschlägigen Bibliographien finden sich relativ selten, ohne daß
man deswegen annehmen möchte, daß alle nicht entsprechend markierten
Titel nur in Rennes vorhanden seien, obwohl die Zahl der Titel mit
Bezug auf die revolutionären Ereignisse in der Bretagne sehr zahlreich
sind. Selbst wenn die gegenüber den beiden Darmstädter Katalogen
wesentlich höhere Zahl der zu verzeichnenden Titel eine der
Chronologie folgende, dazu aber auch sachlich gegliederte Ordnung
mühsam gemacht hätte, trauert man angesichts der jetzt fehlenden
"Lesbarkeit" dem Darmstädter Verfahren nach, ist doch eine sachliche
Recherche hier nur über das Schlagwortregister möglich, das bei
wichtigen Begriffen allerdings abschreckend lange Nummernkolonnen
aufweist. Das Index des auteurs überschriebene Register enthält
entgegen der Überschrift auch die Titel von Sachtitelwerken. Dazu
kommt ein Register der bretonischen Verleger und Buchhändler im
Ortsalphabet. 34 Abbildungen sind am Schluß des Bandes auf Tafeln
zusammengefaßt, darunter auch solche aus Werken, die, da später
erworben, im Katalog selbst nicht verzeichnet sind. Daraus kann man
entnehmen, daß diese bedeutende Spezialsammlung französischer
Revolutionsdrucke auch weiterhin vermehrt wird.
sh
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