Anmerkungen und Kritik in derselben Reihenfolge: 1. Nachschlagewerke
aus Großbritannien stellen die überwältigende Mehrheit der 275 Titel
des vorliegenden Bandes; englischsprachige aus kontinentaleuropäischen
Ländern sind offensichtlich reine Zufallsfunde (das läßt sich
behaupten, auch wenn der Rezensent nicht alle 275 Titel nach der
Herkunft aufgeschlüsselt hat, sondern sich auf Beobachtungen beim
Blättern stützt): z.B. einige von Elsevier, eines von Springer, zwei
von Berlitz (mit Verlagsort Switzerland); 2. ein glattes Berichtsjahr
wäre bei weitem vorzuziehen, selbst wenn immer einige Nachzügler zu
berücksichtigen sind; 3. bei dieser Aufzählung fehlen zumindest die
Adreßbücher, die biographischen Nachschlagewerke sowie die
statistischen Handbücher, die jedoch alle drei berücksichtigt werden;
4. Gegenbeispiele für Rezensionen von nur wenig oder gar nicht
veränderten Ausgaben lassen sich leicht finden; 5. Zielgruppe sind
sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche Bibliotheken: es gibt
einige Rezensionen zu speziellen wissenschaftlichen Titeln,[1] doch
überwiegen die für die nicht spezialisierten Benutzer öffentlicher
Bibliotheken bestimmten eindeutig, was sich z.B. an dem titelreichsten
Kapitel Science and technology besonders deutlich ablesen läßt;[2] 6. es
finden sich erstaunlich wenige Rezensionen für elektronische
Informationsmittel und auch nur solche auf CD-ROM (z.B. Nr. 108 und
143); eine Vermehrung solcher Rezensionen kündigt das Vorwort für
spätere Ausgaben an; 7. die auf S. IX - XII aufgeführten Rezensenten
(die erst zum kleineren Teil am vorliegenden Band beteiligt waren)
wirken ganz überwiegend an Spezialbibliotheken bzw. an
Spezialabteilungen von Allgemeinbibliotheken; die Liste gibt zu den
schönsten Hoffnungen auf kompetente Rezensionen Anlaß; 8. die
Rezensionen sind häufig kritisch und ggf. vergleichend, der Stil ist
sehr unterschiedlich, verwandte Titel sind leider z.T. verschiedenen
Rezensenten anvertraut worden,[3] die Länge der einzelnen Rezension
unterschreitet kaum 1 Seite und beträgt im Durchschnitt des ganzen
Bandes ca. 1,6 Seiten, wobei nicht wenige bis 4 Seiten umfassen; 9.
die Anlage nach nur 11 Sach- bzw. Formgruppen[4] ist - bei
alphabetischer Binnenordnung - selbst bei so wenigen Titeln völlig
inakzeptabel, zumal das Inhaltsverzeichnis keine Einzeltitel nennt;
eine Verfeinerung der Gliederung ist allerdings bei wachsendem Umfang
in Aussicht gestellt; die Zuordnung der Titel zu den Kapiteln ist
nicht in allen Fällen logisch und einsichtig;[5] 10. das Sachregister
wäre allenfalls in einem Nachschlagewerk deutscher Provenienz
akzeptabel, weil man da sehr häufig nichts Besseres gewöhnt ist; für
ein Nachschlagewerk anglo-amerikanischer Provenienz ist es völlig
inakzeptabel; 11. über die Form der Titelaufnahmen wird nichts gesagt:
sie enthalten zwar alle notwendigen Angaben einschließlich des
Preises, folgen jedoch keinem gängigen bibliothekarischen Format und
sind frei von jeglicher Beachtung bibliographischer
Deskriptionszeichen; 12. einleitend drei Übersichtsberichte bzw.
Komplexrezensionen: a) CD-ROM in public libraries: extrem elementar;
b) Telephone directories in libraries: instruktive Abhandlung über
einen der wichtigsten und am wenigsten bekannten Typ von
Nachschlagewerken in Bibliotheken; c) Komplexrezension über
Bibliotheksadreßbücher für Großbritannien[6].
Fazit: Relativ bescheidener Beginn eines jährlich erscheinenden
Rezensionsorgans, das potentiell einmal ein Seitenstück zum American
reference books annual (ARBA)[7] darstellen könnte. Davor müßten jedoch
noch wesentliche Voraussetzungen erfüllt werden, nämlich insbesondere
eine vollständigere Abdeckung des Gebietes; die Auswahl ist im
vorliegenden Band weder vollständig[8] noch auch nur ausgewogen; selbst
wenn man annimmt, daß der Jahresausstoß englischer Verlage an
Nachschlagewerken beträchtlich kleiner ist, als der amerikanischer
Verlage (vermutlich sogar geringer als der deutscher Verlage), so
machen die im neuesten Bd. 25 (1994) des ARBA enthaltenen 2.031
Rezensionen für Nachschlagewerke des Erscheinungsjahres 1993 den
gewaltigen Abstand zur amerikanischen Konkurrenz deutlich. Die
eigentliche Konkurrenz des neuen Jahrbuchs ist jedoch die dasselbe
Terrain bearbeitende Zeitschrift Reference reviews,[9] die jedoch bei 8
Heften im Jg. 8 (1994) für œ 799.95 verkauft wird; da dem Rezensenten
diese Zeitschrift nicht zugänglich ist, da er diesen Preis nicht zu
erlegen gedenkt, kann er nicht sagen, wieviele Rezensionen z.B. der
Jg. 1994 enthält, doch ist er sicher, daß die Preis-Leistungs-Relation
eindeutig zugunsten des neuen Jahrbuchs ausgeht, dem der Rezensent
gutes Gedeihen und die Entwicklung zu einem British reference books
annual wünscht, ein sinnvolles Ziel, das am ehesten durch den Verzicht
auf die Berücksichtigung von Nachschlagewerken aus
kontinentaleuropäischen Ländern zu erreichen wäre.
sh
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