1. Die finnische Nationalbibliographie heute
Die Erfassung der neuen finnischen Literatur für die
Nationalbibliographie wurde 1978 automatisiert, und seit 1990 arbeitet
die Bibliographie mit Hilfe eines integrierten Online-Systems VTLS.[1]
Die sog. Fennica-Datenbank der Nationalbibliographie umfaßt heute etwa
345.000 Datensätze und enthält neben den Katalogisaten der
Neuerscheinungen auch Daten über ältere Literatur, die retrospektiv
konvertiert wurden. Jährlich werden etwa 15.000 Neuerscheinungen und
etwa 4.000 Vorankündigungen katalogisiert. Die Monographien sind
momentan vom Erscheinungsjahr 1955 an registriert, die Zeitschriften
bereits seit 1782, dem Erscheinungsjahr der ersten Zeitschrift. Die
Konvertierung der älteren Teile der gedruckten Nationalbibliographie
wird von einer separaten Arbeitsstelle der Bibliothek durchgeführt.[2]
Die älteste Literatur aus dem Zeitraum 1488 - 1800 wird im Rahmen
eines eigenen Projekts erfaßt.[3] Diese Datei, die im Herbst 1994
allgemein zugänglich sein wird, soll im Jahre 1995 fertiggestellt
sein. Es besteht die Absicht, die Datei auch im Rahmen der Gesamtdatei
des Consortium of European Research Libraries (CERL) zugänglich zu
machen.
Die finnische Nationalbibliographie macht keinen Unterschied zwischen
den Neuerscheinungen innerhalb und außerhalb des Buchhandels, sondern
registriert alles nach gleichartigen Prinzipien. Außer der in Finnland
gedruckten Literatur werden auch bestimmte Veröffentlichungen aus dem
Ausland, die sog. Fennica extranea, registriert. Verzeichnet werden
auf diese Weise sowohl die Veröffentlichungen finnischer Autoren im
Ausland als auch ausländische Werke, die Finnland und die finnische
Kultur betreffen.
Verzeichnet werden in der Datei folgende Literaturgattungen:
- Bücher, d. h. Monographien und sonstige Einzelpublikationen
- Zeitschriften und Schriftenreihen
- Audiovisuelles Material (außer Musik)
- Landkarten
- Noten (Musica practica)
Die Verzeichung der beiden letzteren Gruppen war lange ein Desiderat;
sie werden erst seit 1994 erfaßt. Die Bibliothek ist jedoch bestrebt,
diese Veröffentlichungen so bald wie möglich auch retrospektiv zu
verzeichnen. Die Amtsdrucksachen der staatlichen Behörden und
Dienststellen werden in einer separaten Bibliographie verzeichnet, die
von der Parlamentsbibliothek herausgegeben wird. Die amtlichen
Drucksachen der Gemeinden werden dagegen nicht registriert. Die
Dissertationen werden in Form von gedruckten Büchern veröffentlicht
und in der Nationalbibliographie angezeigt.
Seit 1983 wird auch ein Teil der audiovisuellen Neuerscheinungen
registriert. Die Musiktonträger wurden von der Universitätsbibliothek
Jyväskylä in einer bibliothekseigenen Datei katalogisiert und befinden
sich momentan noch außerhalb der Fennica-Datenbank. Für die Musik ist
eine eigene Datei vorgesehen, die sowohl die gedruckte Musik als auch
die Musiktonträger umfassen wird.
Als Grundlage der bibliographischen Erfassung dienen grundsätzlich die
Pflichtexemplare, die die Nationalbibliothek von den Druckereien, also
nicht von den Verlegern, erhält. Auch wenn die größeren Druckereien
ihre Produktion ziemlich schnell abliefern, hat sich dieser Weg als zu
langsam erwiesen, besonders weil die Bibliotheken die zentralen
Dienstleistungen der Nationalbibliographie für ihre eigene
EDV-Katalogisierung nutzen. Die Fennica-Datenbank ist direkt an das
Datennetz LINNEA der Hochschulbibliotheken angeschlossen, und die
angeschlossenen Bibliotheken bedienen sich für die Katalogisierung der
finnischen Literatur beinahe ausnahmslos der Katalogisate der
Fennica-Datenbank. Die öffentlichen Büchereien erhalten die
maschinenlesbaren Daten durch die Vermittlung ihres zentralen
Dienstleistungsunternehmens Kirjastopalvelu Oy, mit dem die
Nationalbibliothek kooperiert.
Um die Registrierung zu beschleunigen, werden neben den
Pflichtexemplaren auch Belegexemplare benutzt, die die Verleger im
Zusammenhang mit der ISBN-Vergabe an die Bibliothek liefern. Auf diese
Weise kann die Mehrzahl der Neuerscheinungen des Buchhandels schon vor
dem Eingang der Pflichtexemplare erfaßt werden, obwohl besonders die
öffentlichen Büchereien die Daten noch schneller erhalten möchten, um
sie schon für ihre Erwerbungsprozedur nutzen zu können.
Mit diversen organisatorischen Maßnahmen hat die Bibliothek versucht,
die Katalogisierung zu beschleunigen. Seit 1978 kooperiert sie mit
zwei anderen Pflichtexemplarbibliotheken, den Universitätsbibliotheken
Jyväskylä und Turku, die an der Katalogisierung der Neuerscheinungen
beteiligt sind. Im Jahre 1993 hat sich die Parlamentsbibliothek dieser
Arbeitsgemeinschaft angeschlossen und die Verantwortung für die
Katalogisierung der staatlichen amtlichen Veröffentlichungen
übernommen. Die bereits erwähnte Firma Kirjastopalvelu Oy beteiligt
sich ebenfalls an der Katalogisierung. Dieses arbeitsteilige Verfahren
bei der Katalogisierung der Neuerscheinungen war Ende der 70er Jahre
ein Novum; es war aber die einzige Möglichkeit, trotz des Mangels an
Personal die Neuerscheinungen laufend zu bearbeiten. Später ist eine
ähnliche Lösung auch in Großbritannien entwickelt worden.
Man war auch bestrebt, Informationen über die Neuerscheinungen schon
vor ihrem Erscheinen in der Datei zu speichern. Eine Studie hat
gezeigt, daß eine zentralisierte CIP-Katalogisierung in Finnland nicht
machbar ist. Dennoch ist es der Nationalbibliothek gelungen, etwa 50 %
der Neuerscheinungen als Vorankündigungen vor ihrem Erscheinen
anzuzeigen. Die Meldungen erfolgen hauptsächlich über zwei
verschiedene Kanäle. Erstens erhält die Bibliothek im Zusammenhang mit
der Vergabe der ISBN-Nummern kurzgefaßte bibliographische Angaben über
die Veröffentlichungen mit ISBN, die in der Datei registriert werden.
Zweitens liefert das Barsortiment des Buchhandels Kirjavälitys Oy
Vorankündigungen über die neuen Titel, die sie von den Verlegern
erhält. Diese Vorankündigungen werden zwar nicht in der gedruckten
Bibliographie angezeigt, sind aber online zugänglich und können auch
von den einzelnen Bibliothekssystemen genutzt werden. Alle
Vorankündigungen sind in der CD-ROM-Ausgabe der Nationalbibliographie
enthalten. Die elektronischen Erscheinungsformen der
Nationalbibliographie sind also schneller als die gedruckte
Bibliographie.
Die aktuellen Probleme der finnischen Nationalbibliographie sind
dieselben wie überall. Die Registrierung der Neuerscheinungen erfolgt
nicht so zügig, wie die Bibliotheken es wünschen. Auch sind große
Schriftengattungen wie gedruckte Musik und Landkarten aus den letzten
Jahren unkatalogisiert geblieben. Das audiovisuelle Material,
inklusive Musik auf Tonträgern, ist nur teilweise registriert. Alles
dies bedeutet, daß das Profil der Fennica-Datenbank in den Augen der
Benutzer undeutlich sein kann. Zwar ist in den letzten Jahren dieses
und jenes verbessert worden, aber trotzdem bleibt noch viel zu tun.
1.2. Die gedruckte Nationalbibliographie
1.2.1. Grundreihe
Nach der Neuorganisation der gedruckten Bibliographie im Jahre 1972
wird die finnische Nationalbibliographie als Monats- und
Jahresverzeichnis veröffentlicht. Beide Verzeichnisse werden von dem
staatlichen Verlag Painatuskeskus Oy verlegt und vertrieben.
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