Das Titelmaterial wird nach historisch-geographischen Gesichtspunkten gegliedert, d.h., daß die regionale Zugehörigkeit des Verlagsortes entscheidet. So wird nach Preußisch-Oberschlesien, Polnisch-Oberschlesien und Teschener Schlesien unterschieden. Innerhalb der territorialen Zuweisung folgt die Verzeichnung dem Verlagsortprinzip, innerhalb dieser Gruppe gilt die Priorität des Gründungsjahres des einzelnen Periodikums. Über ein Titelregister gelangt man vom Namen der Zeitung oder Zeitschrift zum Verlagsort. Außerdem hat der Bearbeiter ein Verzeichnis der Personen, eine Ortsnamenkonkordanz polnisch-deutsch und tschechisch-deutsch und eine umfangreiche Bibliographie der pressehistorischen Literatur zusammengestellt.
Im Untertitel nennt sich die Veröffentlichung eine Dokumentation und Strukturbeschreibung. Dem Verfasser geht es um mehr als nur um ein reines Titelverzeichnis, vielmehr hat er den Versuch unternommen, über 26 Standards "Ausgangsdaten für eine systematische inhaltsorientierte Untersuchung publizistischer Periodika ... zu einer Pressegeschichte Oberschlesiens" (S. 14) zusammenzutragen und für jede publizistische Einheit zu belegen. Das führte mit Notwendigkeit zu einer Schematisierung in der Materialdarbietung, bedeutet aber auch den Vorteil, vergleichbare Daten schnell recherchieren zu können. Hinter diesem Konzept verbirgt sich ein Projekt, das am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Münster initiiert wurde und mit dieser Arbeit die Ergebnisse seiner Grundlagenermittlungen vorlegt. Wissenschaftliche Auswertungen sollen folgen.
Für den Bibliothekar sind - berufsbedingt - die Positionen 1 (Titel),
25 (Hinweise zu Literatur und Recherche) sowie 26 (Standorte)
besonders interessant. Deutsche und polnische Quellen, Bibliographien
und Standortnachweise wurden ausgewertet,[1] die Zeitungs- und
Zeitschriftensammlung der UB Breslau konnte in Autopsie aufgenommen
werden. Weitere Angaben wurden erfragt oder aus der Literatur
übernommen. Bemerkenswert ist hierbei die gleichrangige Behandlung der
Periodika und der Bestandsnachweis polnischen Besitzes (30 polnische
Fundstellen von 46 insgesamt!). Einige kritische Anmerkungen seien
gestattet. Obwohl der Bearbeiter auf fehlende Zeit- und
Personalkapazitäten hinweist, die zu Erhebungsbeschränkungen geführt
haben, wäre eine eingehendere Darstellung zu Umfang und Tiefe der
Titel- und Bestandsermittlungen für den Benutzer hilfreich. Die
Aufarbeitung von Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adreßbuch,
nicht zuletzt der Postzeitungslisten mit ihren Nachträgen, die für die
sogenannten "Eintagsfliegen" oft der einzige Nachweis sind, ist nicht
vermerkt. Der Bestand des Internationalen Zeitungsmuseums der Stadt
Aachen, gerade für kurzlebige Periodika wichtig, fehlt. Hier ist noch
einiges nachzuholen. Es bleibt zu wünschen, daß Institut und
Bearbeiter beim Gegenstand bleiben und den Mut haben, die Aufarbeitung
des Materials systematisch voranzutreiben.
Gert Hagelweide
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