Neben den Anfängern, die zumindest lernen sollten, wo sie später solche Informationen finden werden, die meist aber zunächst nur staunend vor einem solchen Angebot stehen, sollten vor allem fortgeschrittene Studenten, Doktoranden aber auch andere Geisteswissenschaftler derlei Übersichten unter ihrem Blickwinkel ansehen. Hilfskenntnisse, wie sie hier vermittelt werden, können viele Arbeiten erleichtern.
Fragt man nach den Grenzen des Buches, so lassen sich naturgemäß
manche Details befragen. Das beginnt bei den verwendeten Kategorien
(das Schema Primär- und Sekundärdokumente / Primär- und
Sekundärliteratur scheint mir nicht ganz glücklich, S. 17), einzelnen
Urteilen (ist bei "alten Universitäten das im allgemeinen
unkoordinierten Nebeneinander" von Bibliotheken immer noch so
allgemein typisch? S. 25), kleineren Fehlern bibliographischer Art[3]
und geht bis zu sprachlichen Wendungen (Informierungsprozesse, S. 147)
usw. Doch bliebe solche Kritik kleinlich. Grundsätzlicher scheint mir,
daß die derzeitigen Möglichkeiten elektronischer Literaturvermittlung
zu eingeschränkt behandelt werden. Die Subsumierung der
bibliographischen CD-ROM unter die audiovisuellen Medien ist Indiz
dafür (S. 14) und in manchen Fällen fehlen nötige Angaben (Religion
indexes auf CD-ROM, S. 130 - 131). Obwohl das Buch im Titel sagt, daß
es die Literatursuche unterstützen will, führen auch schon die
traditionellen Auskunftsmittel, wie sie hier genannt werden, weiter zu
diversen Sachinformationen. Hier bietet die Elektronisierung gerade in
der Theologie inzwischen eine neue Qualität des Zugangs zu Zeugnissen
der Tradition, die man in die vierte Auflage sicher wird aufnehmen
müssen (vgl. die Volltextdatenbanken des Migne, CETEDOC library of
Christian Latin texts, der Werke des Thomas von Aquin, des Thesaurus
linguae graecae, der Bibel usw.), - eine ganz neue Form von
"Subsidien" (S. 19), die manches Hergebrachte (z.B. Konkordanzen)
ersetzen wird. In der jetzigen Umbruchsituation im Informationssektor
läßt sich eine gewisse Zurückhaltung zweifellos rechtfertigen. Bei
einer Neubearbeitung wird das mit Gewißheit anders sein. Aus dieser
Perspektive wird dann auch die traditionelle Darbietung des
Katalogwesens geändert werden müssen. Wenn man RAK und PI ansatzweise
erläutert, müßte das auch wohl mit den RSWK und der SWD geschehen, die
sich im deutschen Sprachraum doch ziemlich flächendeckend durchgesetzt
haben. Die Kombinationsmöglichkeiten von formaler und sachlicher Suche
in elektronischen Katalogen wird auch neue Suchstrategien ermöglichen
(und anderseits nötig machen) etc.
Wer ein wenig mit den neuen Medien bibliothekarisch zu tun hat, weiß
aber auch, daß die Kenntnis der zugrundeliegenden (oft eben doch
zunächst auf Papier "gespeicherten") Informationen und die Abgrenzung
dieser Datenbestände zum nötigen Vorwissen einer gezielten Arbeit mit
den neuen Medien gehört. Solches Grundwissen muß zumindest derzeit
noch weitervermittelt werden. Dazu dient das Buch in wirklich guter
Weise. Und gerade aus dieser Sicht wäre es schön, wenn der Verfasser
Zeit fände, auch sein Standardwerk Bibliographische Nachschlagewerke
zur Theologie und ihren Grenzgebieten[4] (1975) in einer neuen
Bearbeitung vorzulegen.
Albert Raffelt
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