"überarb. wesentlich erw. und
auf den neuesten Stand gebrachte Aufl." des bekannten Quellenlexikons
der Interpretationen und Textanalysen. Schmidt folgt einem weiten
Literaturbegriff und berücksichtigt auch Essayisten, Pädagogen,
Philosophen, Theologen usw. (z. B. Hans Urs von Balthasar, Karl Barth,
Johann Bernhard Basedow). Geboten werden für die deutsche Literatur
von den Anfängen bis zur Gegenwart im Alphabet der Autoren und Anonyma
ausgewählte bibliographische Hinweise auf Schrifftum, das zwischen
1945 und 1990 erschienen ist. Ggf. getrennt nach Allgemeinem und
Einzelwerken werden angeführt: 1. Bibliographien; 2. Lexika; 3.
Kapitel aus Literaturgeschichten, Monographien, Aufsätze
- gelegentlich mit kurzen Annotationen. Die Fülle der verzeichneten
Namen ist groß, die wechselnden Umfänge sind den Autoren im
allgemeinen angemessen. Ein Kreis von rund 30 Mitarbeitern - darunter
zahlreiche aus dem Ausland - gewährleistet die Literaturkontrolle des
fremdsprachigen Schrifttums. Die Titelaufnahmen sind für die Recherche
gut verifizierbar. Weniger schön ist, daß oft, so bei fremdsprachigen
Zeitschriftenaufsätzen, eine knappe Annotation des Inhalts die präzise
Titelangabe ersetzt. Eine Novum dieser Auflage stellt die Anführung
von Vor- oder Nachworten zu Beginn der den Einzelwerken gewidmeten
Abschnitte dar.
Angesichts des Geleisteten ist Kritik vielleicht allzu beckmesserisch.
Dennoch: Ist nicht die hier noch fehlende Elsie Attenhofer[2]
bedeutender als der verzeichnete Adolf Attenhofer? So sehr Karl Barth
auch den Literarhistoriker interessiert - ist der Theologe mit 30 von
511 Seiten nicht allzu breit vertreten? Und sucht der
Literarhistoriker wirklich einen Nachruf auf ihn, den eine chinesische
theologische Zeitschrift veröffentlicht hat? Auch im Artikel Basedow
ist dem Weizen allerlei Spreu beigemischt. Entgegen dem allgemeinen
Berichtsschluß mit dem Jahre 1990 ist der 1994 erschienene erste
Ergänzungsband des neuen Kosch noch ausgewertet, allerdings nicht ganz
konsequent. Aus dem Kosch rühren auch etliche Einträge zu Autoren her,
zu denen der Kosch der einzige Nachweis bleibt. Auf sie hätte man
getrost verzichten sollen. Zu überlegen wäre, ob nicht in der nächsten
Auflage oder schon in den Folgebänden dieser Auflage die zahlreichen
Verweise auf Standardlexika (z.B. Killy, Kosch, Deutscher
biographischer Index, Neue deutsche Biographie) durch Siglierung
gestrafft werden können.
Hervorgehoben sei, daß das Quellenlexikon nach wie vor ohne jede
institutionelle oder staatliche Unterstützung bearbeitet wird. Man
wünscht sich nicht einmal eine Änderung; vielleicht ist das ja gerade
das Geheimnis des Erfolgs. Beweist das Lexikon doch vorzüglich, daß es
bei einem solchen Unternehmen immer noch mehr auf den Kopf als auf den
Apparat ankommt.
Als Fazit: man kann das Werk - nach wie vor und nun erst recht - als
Vademecum für den schnellen Informationsbedarf nachdrücklich
empfehlen, etwa als Einstieg in die Recherche für Seminararbeiten oder
zur Unterrichtsvorbereitung.
Hans-Albrecht Koch
- [1]
- 1. Aufl. - 1984 - 1985. - Bd. 1 - 8. - Vgl. ABUN in ZfBB 32
(1985),2, S. 185 und 32 (1985),6, S. 521. - 2., unverändert Aufl.
- 1985. - Bd. 9 - 12. Nachträge 1983 - 1986. - 1987. - Vgl. ABUN in
ZfBB 35 (1988),1, S. 90 - 91.
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- [2]
- U. Käser-Leisibach und M. Stern haben erst jüngst wieder auf sie
hingewiesen mit ihrer Edition des Antisemitismus-Stückes Wer wirft den
ersten Stein? // In: Kein einig Volk. - Bern ; Stuttgart, 1993.
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