Der gleichfalls schon länger[2] angekündigte und im Oktober 1994
ausgelieferte Bd. 4 enthält in seinen 3 Teilen 225
Personalbibliographien von Schriftstellern, die im amerikanischen Exil
gelebt haben. Er versteht sich als Ergänzung zu dem 1976 erschienenen
Bd. 1. Kalifornien, Teil 2, der bereits Personalbibliographien für 42
in diesem Bundesstaat im Exil lebende Autoren enthielt und betrifft
somit vor allem Autoren, die in den östlichen Bundesstaaten lebten;
lediglich zwei Personalbibliographien aus Bd. 1,2, nämlich die für
Günther Anders und E. M. Remarque werden durch neue in Bd. 4 ersetzt,
obwohl die restlichen sowohl wegen des alten Berichtsstandes als auch
wegen ihrer grundsätzlichen Beschränkung "auf den Zeitraum der
amerikanischen Exilperiode" (S. VII) neu bearbeitet werden müßten.
Über die Auswahlkriterien ist nichts Genaueres gesagt und die Zahl der
in Bd. 4 behandelten Autoren ließe sich bestimmt vermehren, zumal
nicht nur Personalbibliographien von belletristischen Autoren (die
gleichwohl besonders zahlreich vertreten sind) berücksichtigt sind,
sondern auch solche von "Literaturwissenschaftlern, Philosophen,
Sachbuchverfassern, Übersetzern und, soweit sie als Publizisten
hervorgetreten sind, auch von Verlegern" (S. XIII); Publizisten sind
allerdings keineswegs nur in diesem Fall berücksichtigt, sondern
stellen vielmehr, wie man sowohl dem Bandtitel entnehmen, als auch auf
derselben Seite nachlesen kann, eine wichtige selbständige Kategorie
unter den berücksichtigten Gruppen. Selbst wenn der an derselben
Stelle angekündigte 4. Teilband mit weiteren Personalbibliographien
eines Tages erscheinen sollte, wird das nichts an dem genannten
Problem ändern.
So unbestimmt die Auswahlkriterien auch sind, so nützlich sind die
vorgelegten Personalbibliographien, unter denen, wenn man dem Vorwort
folgt (S. XIV) "150 völlig neu erarbeitete Bibliographien" sind. Die
namentlich gezeichneten Personalbibliographien enthalten häufig einen
Vorbericht zur bibliographischen Lage, also mit Nennung und Bewertung
bereits vorliegender Personalbibliographien, auf die entweder, wenn
sie zuverlässig sind, verwiesen wird, so daß hier nur Ergänzungen
vorzunehmen sind (z.B. G. Anders), oder die anderenfalls völlig neu
bearbeitet wurden; ein Beispiel für letzteren Fall ist die von Klaus
Garber und Regina Weber neu erstellte Personalbibliographie des
Literaturwissenschaftlers Richard Alewyn, die u.a. aus dessen in
Marbach aufbewahrtem Nachlaß ebenso schöpfen kann, wie aus seiner an
die Universitätsbibliothek Osnabrück gelangten Privatbibliothek. In
einigen Fällen konnten sogar noch die Betroffenen selbst bzw. nahe
Verwandte um Auskünfte angegangen werden. Trotz des Zugangs zu
Nachlässen beruhen die Personalbibliographien weitgehend auf der
Auswertung von Katalogen und Bibliographien, doch wurden auch wichtige
einschlägige Zeitschriften autopsiert. Über die benutzten Quellen gibt
das Vorwort Auskunft. Die Gliederung der Personalbibliographien, die
nicht starr ist, sondern sich nach der Sachlage und der Zahl der zu
verzeichnenden Titel richtet, unterscheidet nach Primär- und
Sekundärliteratur, untergliedert u.a. nach selbständig und
unselbständig Erschienenem, nach Gattungen etc.; besonders wertvoll,
da sonst in dieser Breite häufig noch nicht verfügbar, ist der
Nachweis von Rezensionen in amerikanischen Zeitschriften und
Zeitungen. Die Qualität der Titelaufnahmen variiert stark; bei
Monographien fehlt fast durchweg die Angabe der Schriftenreihe und
häufig ist auch der Umfang nicht angegeben.[3] Was die Berichtszeit
betrifft, so fehlen Aussagen entweder ganz oder sind zumindest nicht
präzis: Berücksichtigt werden nach Sachlage die gesamten
Publikationen, also nicht nur die nach 1933 erschienenen, obwohl auf
diesen der Schwerpunkt liegt (S. XV); das Berichtsende dürfte nicht
einheitlich sein, doch sind z.T. auch noch 1992 erschienene
Bibliographien ausgewertet worden.
Trotz der genannten Mängel handelt es sich um eine wichtige Sammlung
von Personalbibliographien über eine Anzahl unterschiedlich
bedeutender und, trotz jahrzehntelanger Exilforschung, noch vielfach
unzureichend bearbeiteter Autoren. Wegen der Breite des Spektrums der
berücksichtigten Personen dürften die Informationen nicht immer die
potentiellen Nutzer erreichen: selbst wenn die germanistischen
Bibliographien alle Namen berücksichtigen sollten, ist damit nicht
gewährleistet, daß z.B. ein Philosophiehistoriker hier nachschlägt.
Dieses Dilemma könnte nur mit Hilfe eines vom Rezensenten seit langem
geforderten laufenden allgemeinen Index zu bio- und
biobibliographischem Material vermieden werden, da es seit dem Ende
der Bibliographischen Berichte nicht einmal mehr einen solchen für die
Personalbibliographien gibt.
sh
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