Die erste Bibliographie ist Teil eines zweibändigen Werkes, von dem der im lateinischsprachigen Vorwort noch für das Folgejahr (also 1994) angekündigte zweite Teil die Editionen griechischer Texte verzeichnen soll. Der vorliegende Band gilt den lateinischen Texten von den Anfängen bis zu Karl dem Großen; daß in einigen Fällen auch (viel) spätere Autoren berücksichtigt werden, ist bereits dem Vorwort zu entnehmen, ohne daß dieses dafür eine Begründung gibt, die auch schwer fiele in Anbetracht der durchaus willkürlich ausgewählten, relativ kleinen Zahl späterer Autoren und Texte, die, wie z.B. Martinus Dorpius Naldicenus (1485 - 1525) sogar jenseits der Berichtszeit des Repertorium ... liegen. Der Zusatz zum Sachtitel deutet zudem den Auswahlcharakter an, ohne daß dem Vorwort genauere Kriterien zu entnehmen wären; man erfährt lediglich, daß diese gedruckte Bibliographie die Vorstufe einer vollständigeren in elektronischer Form sei. Dem Conspectus siglorum sind die berücksichtigten Texteditionsreihen (u.a. Collection des Universit‚s de France, Corpus scriptorum Latinorum Paravianum, Fundaci˘ Bernat Metge, Loeb classical library, Oxford classical texts, Scriptorum Romanorum quae extant omnia, Bibliotheca ... Teubneriana sowie die Editionen von Weidmann) einerseits und die der Corpusunternehmen (u.v.a. das Corpus inscriptionum Latinarum, die Monumenta Germaniae historica und die zahlreichen Corpora patristischer Texte). Anlage im Alphabet der Verfasser bzw. der Denkmäler (mit einem als Marginale abgesetzten Sigel), dazu Lebensdaten und weitere Angaben zur Identifizierung; es folgen die Titel der Werke (auch diese mit Sigeln) mit Angabe der Editionen, wobei die Fundstellen extrem knapp zitiert sind, so daß man zumeist im Conspectus siglorum nachschlagen muß. Gelegentlich werden bei großen Autoren unter der Rubrik Subsidia Nachschlagewerke zur Texterschließung, wie z.B. Konkordanzen, aufgeführt. Aus dem üblichen Rahmen fallen Eintragungen unter Komplexen wie Inscriptiones: hier wird das Corpus inscriptionum Latinarum selbst gar nicht mehr genannt, sondern nur die zahlreichen Supplementbände aufgeführt, gefolgt von den Titeln weiterer Inschriftencorpora und Auswahleditionen, einer Liste epigraphischer Zeitschriften (hier wäre es natürlich nützlich gewesen, die zu diesen Zeitschriften erschienenen Register zu nennen) und eine weitere Liste mit Subsidia. Dagegen ist - zumindest im vorliegenden Stadium der gedruckten Ausgabe - kein besonderes Bemühen zu erkennen, Editionen, die an versteckter Stelle, z.B. in Zeitschriften publiziert sind, nachzuweisen. Trotz der Beschränkung auf die bekannteren (unter denen man aber z.B. die Sammlung Tusculum vermißt) und auch einige weniger bekannte Editionsreihen und auf die großen Corpusunternehmen bietet diese Bibliographie einen bequemen Nachweis der Fundstellen der wichtigeren Ausgaben lateinischer Texte vor ca. 800.
Das Vorwort zum Repertorium ... legt - wie leider nicht häufig
anzutreffen - in päziser Weise Gegenstand und Auswahlkriterien offen:
Verzeichnet sind 8.998 durchnumerierte Editionen mittelalterlicher
philosophischer Texte im weiten Sinne, unter Ausschluß lediglich von
Texten "von rein literarischem oder spezifisch wissenschaftlichem
Charakter (Astronomie, Medizin etc.)" (alle Zitate von S. X) sowie der
bereits bestens erschlossenen Editionen patristischer Texte, soweit
sie in der Zeit zwischen 800 und 1450 entstanden sind und zwar nicht
mit dem Streben nach Vollständigkeit - was bei manchen, bis zu 30 Mal
edierten Texten des Thomas von Aquin auch nicht sinnvoll wäre - doch
wurden "die erste und alle gemeinhin als wichtig angesehenen Editionen
verzeichnet"; erwähnenswert ist auch die Praxis, "alle edierten Texte
eines Autors aufzunehmen, wenn einer seiner Texte unter die ...
genannten Kriterien fällt"; berücksichtigt wurden auch zweisprachige
Editionen sowie "einsprachige Übersetzungsausgaben in die wichtigsten
modernen Kultursprachen". Es ist dies fürwahr ein anspruchsvolles
Programm für eine Bibliographie, deren potentieller Nutzen aus den
Besonderheiten der Materie resultiert. Diese bestehen 1. in der
unüberschaubaren Menge des Materials, 2. in der Tatsache, daß es sich
häufig nur um kleine Texteinheiten, z.T. auch nur um Textabschnitte
handelt und 3. in der Publizierung zumeist an versteckter Stelle z.B.
in Aufsätzen, wobei erschwerend hinzukommt, daß die Titel der Aufsätze
zumeist keinen Rückschluß darauf gestatten, da sie eine Textedition
enthalten. Anlage der Bibliographie im Alphabet der Autoren, deren
Texte ediert wurden, wobei die Namen in ihrer latinisierten Form
angesetzt sind. Ist ein Text mehreren Autoren zugeschrieben, "dann
finden sich die Angaben unter allen einschlägigen Autoren", was
bedeutet, daß die oben genannte Zahl der Eintragungen nicht
ebensovielen verschiedenen Editionen entspricht. Die Angaben zu jeder
Eintragung enthalten: 1. Verfasser, Titel des Werkes, Namen der
Herausgeber, Fundstelle[1]. Register: 1. der Verfasser mit Verweisung
von abweichenden (nationalsprachigen) Namensformen; 2. der Namen der
Herausgeber (Migne führt nach Zahl der Eintragungen haushoch); 3. der
kommentierten Werke mit Hinweis auf die Kommentare.
Selbst wenn die Herausgeber nicht den Anspruch der Vollständigkeit
erheben, kann man doch wohl unterstellen, daß sie eine größtmögliche
Zahl einschlägiger Autoren und ihrer Texte zusammenstellen wollten.
Prüft man die sämtlich mit einschlägigen, unter die Auswahlkriterien
fallenden Schriften ausgewiesenen Autoren Boccacio, Dante und
Petrarca, so findet sich hier nur der zweite; da nach dem Prinzip,
alle Werke zu berücksichtigen, wenn auch nur eines unter die
Auswahlkriterien fällt, sind auch sechs Ausgaben von Dantes Commedia
verzeichnet, auf die das Prinzip, "die erste und alle gemeinhin als
wichtig angesehenen Editionen" auszuwählen, gewiß nicht zutrifft,
weder für die italienischen Ausgaben (unter denen sowohl die erste als
auch die heute maßgebliche kritische fehlen), von den Übersetzungen
- es ist nur eine nicht bedeutende deutsche aufgeführt - ganz zu
schweigen. Wie vollständig andere Autoren berücksichtigt sind, ließe
sich nur durch aufwendige Vergleiche ermitteln; weder ergab eine
- allerdings sehr kleine - Stichprobe mit Petrus Abaelardus in
Medioevo
latino 14 (1993)[2] wesentliche Lücken noch die in einem ganz neuen
speziellen Autorenlexikon.[3]
sh
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