Die Enzyklopädie wurde in einem Zeitraum von acht Jahren von einem
internationalen Herausgebergremium unter Leitung von Barrie Trinder
vom Ironbridge Institute[1] konzipiert und erarbeitet, dem sich für
Einzelbeiträge zahlreiche weitere Spezialisten der
Industriearchäologie und -denkmalpflege (Konservatoren,
Denkmalpfleger, Universitätsmitglieder) aus verschiedenen Ländern
hinzugesellten. Vorwort und Einleitung verdeutlichen den umfassenden
(und wissenschaftlichen) Anspruch der Publikation: Angestrebt wird
nicht nur die Erstellung eines Führers zu Industriedenkmälern,
-ensembles, -landschaften sowie zu Industrie- und Technikmuseen in
allen wichtigen, seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen
Industrienationen, sondern darüber hinaus sollen zusätzliche
Überblicksartikel zur Geschichte und insbesondere zur industriellen
Entwicklung einzelner Länder und Regionen, biographische Einträge und
industrie- und technikthematische Sachartikel den enzyklopädischen
Charakter unterstreichen. Ab- und Ausgrenzungen werden vorab
dargelegt. Dies gilt z.B. für den Darstellungszeitraum, der zwar als
äußere Begrenzungen 1650 - 1950 nennt, aber schwerpunktmäßig erst mit
der industriellen Revolution in Großbritannien einsetzt, im Einzelfall
aber durchaus flexibel gehandhabt wird. Dies gilt auch für den
geographischen Schwerpunkt, der in Entsprechung zu dem zeitlichen, die
Beiträge auf Europa, Kanada, die USA und Australasien zentriert.
Thematisch und definitorisch abgegrenzt und in der Folge zumindest
nicht umfassend als eigenständige Komplexe berücksichtigt werden die
Bereiche Landwirtschaft und Militärarchäologie.[2] Der
Entstehungszeitraum und damit auch der Forschungsstand für die
einzelnen Beiträge wird mit 1986 - 1990 angegeben; einschneidende
politische Veränderungen, wie etwa die in Mittel- und Osteuropa seit
1989, wurden bei den Länderartikeln soweit noch möglich angesprochen.
Schließlich bringt der Einleitungsteil Beschreibungen und
Referenzhinweise für Normierungen in der Terminologie, für
Abkürzungen, Maße, Zitate und bibliographische Angaben in den
Einzelbeiträgen. Dem alphabetischen Hauptteil, der eigentlichen
Enzyklopädie, folgen am Schluß eine klassifikatorische Übersicht der
Sachartikel, eine umfangreiche allgemeine Bibliographie und ein
detailliertes Register.
In seiner kritischen Würdigung der Blackwell encyclopedia of
industrial archaeology hat Walter Minchinton einige grundsätzliche
Anmerkungen zu folgenden Aspekten des Werkes beigesteuert, nämlich zum
Definitionsumfang von Industriearchäologie, zum gewählten Zeitschnitt,
zu der historischen Ballast mitschleppenden, wichtige neuere Literatur
dagegen nicht erfassenden, in Teilen unausgewogenen
Gesamtbibliographie, zur Ungenauigkeit und Unvollständigkeit einzelner
Einträge sowie dem letztlich fehlenden enzyklopädischen Charakter des
Werks.[3] Dem ist hierin nichts hinzuzufügen. Und dennoch ergibt sich
daraus keine unbedingt negative Bewertung des Werkes: Mit Blick auf
den Stand der industriellen Denkmalpflege in vielen Ländern wird man
kaum eine wirklich enzyklopädische Darstellung erwarten können, deren
einzelnen Einträgen die Zuverlässigkeit eines Inventars eignet.[4]
Stichproben etwa zu einigen deutschen Objekten ergaben ebenfalls
Ungewichtigkeiten sowohl im Hinblick auf die Auswahl als auch die
Ausführungen innerhalb der Einträge. Z.B.sind für die Völklinger
Eisenhütte (mit Bild der Gasgebläsehalle) manche Angaben zum Teil
erstaunlich detailliert und gehen über entsprechende Ausführungen bei
Skalecki[5] und auch über die in diesem Fall sogar recht detaillierten
Beschreibungen bei Rödel[6] hinaus; umgekehrt fand aber auch
Vergleichbares wie das Neunkircher Eisenwerk gar keinen Eintrag. Es
bleibt somit der Versuch zu würdigen, mit wissenschaftlichem Anspruch
und unter Offenlegung der gewählten Kriterien eine über englische
Spezifika dennoch weit hinausgehende Zusammenschau von thematischen
Aspekten und Objekten im Bereich der Industriearchäologie vorgelegt zu
haben, die Umfang und Güte nach (bei aller Kritik im Detail) zur Zeit
konkurrenzlos sein dürfte und somit im Moment ein wesentliches
Hilfsmittel für diesen Themenkomplex darstellt.
Angela Karasch
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