Offensichtlich basieren die beiden bisher erschienenen sowie die geplanten weiteren Bibliographien auf einer extensiven Auswertung von Bibliographien, Katalogen und einschlägigen Zeitschriften mit der Absicht, "Monographien und Aufsätze ... möglichst vollständig" zu erfassen (S. XXII) und zwar unter Beschränkung, wie die Zusätze zu den Sachtiteln aussagen, auf das in Deutschland und Österreich erschienene Schrifttum, "allerdings nicht das der Schweiz (wo eine Beschränkung auf das deutsche Titelmaterial allzu willkürlich erschienen wäre)" (S. XXI); letzteres leuchtet allerdings keineswegs ein, da eine Selektion nach dem Kriterium der Sprache durchaus gängig ist; genauso willkürlich wäre dann die Entscheidung, für Deutschland und Österreich nur die deutschsprachigen Titel zu berücksichtigen, nicht aber die dort erschienenen fremdsprachigen (die Berücksichtigung "älterer Titel in lateinischer bzw. deutscher Sprache" steht dem nicht entgegen), so wie ja auch "fremdsprachige Aufsätze deutscher Autoren" zum Thema aufgenommen werden. Was die Berichtszeit betrifft, so werden von den älteren, vor 1866 erschienenen nur die wichtigeren Titel aus früheren Bibliographien entnommen, eine durchaus sinnvolle Entscheidung. Damit ist auch bereits gesagt, daß die erfreulich vollständigen Titelaufnahmen nicht durchweg, sondern nur zu "gut zwei Dritteln" (S. XXI) auf Autopsie beruhen; eine entsprechende Markierung wäre sinnvoll gewesen, da man aus dem konstant angegebenen (einzigen) Bibliothekssigel ja nicht von vornherein auf Autopsie schließen kann.
Die Anlage der 7.595 Titel erfolgt nach einer differenzierten
Systematik, die dem "sachlichen Bezug Vorrang vor dem regionalen oder
personenbezogenen" (S. XXII) einräumt und die die Titel auf der
untersten systematischen Stufe bedarfsgerecht chronologisch,
topographisch oder nach Schlagwörtern[3] ordnet. Dazu kommen zahlreiche
Verweisungen. Das Register enthält Eintragungen unter Personen - die
nach ihrer Funktion u.a. als Autor, Medailleur, Portraitierter,
Sammler u.a. differenziert sind - und unter Sachbegriffen.
Die schwierige Abgrenzung zwischen Münzen und Medaillen, die "mit
einem gewissen Recht ... bisher - nicht nur bibliographisch - 'in
einen Topf geworfen' (werden)" (S. XIII), sind doch beide sachlich
sehr wohl zu differenzieren, lösen die Bearbeiter dadurch, daß sie
keine "weitere Vermischung von münzen- und medaillenkundlicher
Literatur" vornehmen. Das Problem liegt aber nicht in der
Unmöglichkeit, sachlich zwischen beiden zu unterscheiden, sondern
darin, daß sie sehr häufig in ein und demselben Titel behandelt
werden, der dann typischerweise "... auf Münzen und Medaillen" heißt,
was nur bedeuten kann, daß solche Titel doppelt verzeichnet werden
müssen, nämlich sowohl in einer Bibliographie der Medaillen als auch
in einer solchen der Münzkunde. Ferner ist an alle den Medaillen
verwandten Gattungen zu denken, also z.B. an die Antiken Medaillone,
die Gnadenpfennige, Orden und Auszeichnungen sowie die Plaketten, die
in dem Kapitel Medaillenähnliche Objekte der vorliegenden
Bibliographie behandelt werden; dabei kann es sich zumindest bei dem
Abschnitt Orden und Auszeichnungen mit nur 122 Titeln allenfalls um
eine Auswahl handeln; für die Veröffentlichungen zur Phaleristik ist
übrigens ein weiterer Band in dieser Reihe geplant (S. XIV - XV; seine
Nennung fehlt an den beiden anderen genannten Stellen).
Damit sind wir bei der "Vollständigkeit" der Verzeichnung, da die
Bibliographie ja die "Monographien und Aufsätze ... möglichst
vollständig" verzeichnen möchte. Man kann annehmen, daß nicht nur die
einschlägigen numismatischen und medaillenkundlichen Zeitschriften
ausgewertet wurden, sondern auch weitere aus dem Bereich der
historischen Hilfswissenschaften. Da Arbeiten zu Münzen und Medaillen
aber vielfach verstreut in anderen, insbesondere in regional- und
lokalhistorischen Zeitschriften erscheinen, die systematisch
auszuwerten weder möglich noch sinnvoll ist, haben sich die Bearbeiter
vermutlich weitgehend auf die sekundäre Auswertung der deutschen
Regionalbibliographien gestützt und entsprechend stößt man, wo
letztere (noch) nicht vorlagen, auf einzelne Lücken.[4] Zwei weitere
Stichproben mit Medaillen aus Meißner Porzellan[5] und mit
Freimaurermedaillen[6] ergaben kein einheitliches, insgesamt aber ein
positives Bild.
Hoffen wir also, daß der offensichtlich weiterhin bestehende Plan eine
Gesamtbibliographie der deutschsprachigen Veröffentlichungen zu den
historischen Hilfswissenschaften und ihren Teilgebieten im zweiten
Anlauf gelingen möge.
sh
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