Den zweiten Teil des Bandes bildet eine von Susanne Brömsel erarbeitete Filmographie der Kino-Spielfilme der DEFA von 1946 bis 1993, wie sie bisher in dieser Vollständigkeit und in dieser Zusammenstellung noch nicht vorgelegt worden ist. Die insgesamt über 700 DEFA-Spielfilme werden historisch nach Premieredaten geordnet (nicht nach Produktionsdaten!), an den Schluß werden einige nie aufgeführte oder im Produktionsprozeß abgebrochene Filme gesetzt. Die Kinofilme werden mit umfangreichen Stablisten aufgeführt, Filmlängen werden in Metern und Minuten notiert, Premierendatum und -ort, Format und Farbe werden angegeben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden danach Literaturangaben zu Filmkritiken in der DDR-Presse und in einigen anderen Zeitungen und Zeitschriften angeführt. Schließlich folgt eine von Renate Biehl neu formulierte relativ ausführliche Inhaltsbeschreibung und den Abschluß bilden Hinweise auf Textveröffentlichungen und literarische Quellen. Dem Band ist ein Register der Filmtitel beigegeben; das Personenregister verweist leider nur auf den filmhistorischen Teil des Buches, nicht auf die Filmographie.
Die filmographischen Angaben sind nur in den Inhaltsbeschreibungen von Susanne Brömsel eigens für diese Veröffentlichung erarbeitet worden. Die Stabangaben und die Zusammenstellung der Filme beruhen auf älteren amtlichen Veröffentlichungen der DDR. Einerseits auf der von Günter Schulz zusammengestellten Filmografie DEFA-Spielfilme[1] Die Stabangaben sind hier bei weitem ausführlicher und wohl im eigentlichen Sinne "vollständig", die Inhaltsangaben sind von ähnlichem Umfang, aber konventioneller formuliert als die manchmal betont "locker" wirkenden neueren Texte von Renate Biehl. Die Abfolge nach Produktionsjahren variiert gegenüber der nach Premieredaten bei Susanne Brömsel. Hier hilft das Register der Filmtitel weiter, aber wie in der neueren Filmographie vermißt man auch hier ein Register jeglicher an den Filmen beteiligten Personen.
Die zweite Datenbasis der Filmographie von Susanne Brömsel ist der
ebenfalls von Günter Schulz zusammengestellte Filmobibliografische
Jahresbericht,[2] der für die DDR allerdings weit mehr als nur die
Kino-Filme der DEFA umfaßt: Er enthält die Filme aller DEFA-Studios,
also auch die Dokumentarfilme und Trickfilme, alle Produktionen für
das Fernsehen der DDR, alle ausländischen und in der DDR bearbeiteten
Filme, alle Auszeichnungen und Festival-Preisträger und schließlich in
einem zweiten Hauptteil eine systematisch gegliederte
Auswahlbibliographie der selbständigen und unselbständigen Literatur
zum Film in der DDR. Im Register werden wieder alle Filmtitel
angeboten und seit dem Berichtsjahr 1971 wird hier auch ein Register
der Filmregisseure erstellt (allerdings fehlen alle weiteren
Personenregister, so auch für die in systematischer Gliederung
angebotene Literatur).
In anderer Weise geht ein weiteres hier zu erwähnendes Nachschlagewerk
in seiner Berichterstattung über DEFA-Filme weit hinaus: Filme in der
DDR[3] dient zunächst als "östliche" Erweiterung des vom selben Institut
herausgegebenen Lexikon des internationalen Films,[4] das die in der
Bundesrepublik Deutschland gezeigten Filme verzeichnet und also viele
in der DDR, in der Sowjetunion, in China und anderen Ostblock-Staaten
produzierte Filme nicht enthält. Andererseits dokumentierte Filme in
der DDR die Arbeit der katholischen Filminformation in der DDR, war
dort für den innerkirchlichen Gebrauch erarbeit worden und interessant
vor allem wegen der Kurzkritiken, die sich mit Wertungen auch
gegenüber DEFA-Filmen nicht zurückhielten. Aus dem letzten Grund wurde
der Hauptband noch ohne Nennung der Namen der Bearbeiter
veröffentlicht, erst nach den neuen politischen Verhältnissen wurden
die Namen der Bearbeiter in Erfurt und Berlin (Horst Donat und Helmut
Morsbach) genannt. Als filmographisches Nachschlagewerk ist es vor
allem wegen des einfachen Zugriffs interessant: Stabangaben und
Inhaltsangaben fallen weit knapper aus als im Filmobibliografischen
Jahresbericht oder als in den neueren Veröffentlichungen.
Der Stellvertretercharakter von Filme in der DDR wird noch einmal
deutlich durch den Bezug, den das bereits in der 3. Auflage
erschienene kleine Arbeitsverzeichnis DEFA-Filme des Bibliotheks- und
Informationssystems der Universität Oldenburg auf dieses Handbuch
nimmt. Im Zuge der Abwicklung des Progress-Filmverleihs, dem Verleih
der DEFA-Filme, sind 1991 für eine vergleichsweise geringe Summe
Geldes 594 DEFA-Filme für die Bibliothek erworben worden. Diese Filme
werden im Zusammenhang "aller" umfangreicheren DEFA-Filme (d.i. 982
laut dieser Liste) verzeichnet und vorgestellt: In genereller
alphabetischer Titelfolge, mit knappen Stabangaben und mit den
Kritiken aus Filme in der DDR. Verzeichnis und Bestände erstrecken
sich nicht nur auf Spielfilme, sondern insgesamt auf Dokumentarfilme,
Spielfilme und Kinderfilme, die in Registern getrennt aufgeführt
werden. (In den anderen genannten Verzeichnissen werden Spielfilme für
Erwachsenen und Kinderfilme gemeinsam aufgeführt, nur mit zusätzlicher
Kennung der Kinderfilme; Dokumentarfilme sind in Filme in der DDR und
in Das zweite Leben ... nicht verzeichnet.) Das Oldenburger
Verzeichnis besitzt als einziges der hier genannten Filmographien
Register nicht nur der Filmtitel (das alle besitzen) und der
Regisseure (wie im Filmobibliografischen Jahresbericht ab 1971 und in
Filme in der DDR), sondern ein Register auch der in den Stabangaben
genannten Darsteller (der EDV sei's gedankt!). Insofern ist auch
dieses anspruchslose Verzeichnis von eigenem Wert und findet seine
Berechtigung gegenüber den größeren Filmographien auch über die
Bestandsnachweise für das BIS Oldenburg hinaus.
Wilbert Ubbens
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