Die Personenartikel der Encyclopedia of the holocaust handeln sowohl über Opfer als auch über Täter, und zwar selbstverständlich über allgemein bekannte Personen wie Anne Frank, Leo Baeck, Martin Niemöller oder Adolf Eichmann, aber auch über sehr viele weniger Bekannte. In Länder- und Städte-Artikeln wird die Diskriminierung und Verfolgung des jüdischen Bevölkerungsteiles vor dem Hintergrund regionaler oder lokaler Besonderheiten dargestellt, beispielsweise in den Artikeln über die Ukraine oder über Berlin. Die Sachartikel behandeln Ereignisse, Verordnungen, Gesetze, Organisationen, Institutionen, philosophisch-politologische Begriffe ebenso wie Gruppen Verfolgter, Strafprozesse und die Konzentrationslager. Als Beispiele für die Vielfalt und Differenziertheit dieser Sachverhalte seien folgende Eintragungen genannt: Arierparagraph, Art of the Holocaust, Nuremberg Laws, Homosexuality in the Third Reich, Gypsies, Jehovah`s Witnesses, Kapo, Judenrat, Bergen-Belsen, Mauthausen, Treblinka, Centralverein Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens, Denazification, Second Generation of Survivors und Wannsee Conference. Die namentlich gezeichneten Artikel enthalten Literaturangaben zumeist in englischer Sprache, Grundlagenwerke auch aus anderen Sprachen. Zahlreiche Illustrationen - Photos, topographische Karten, Lagepläne, Plakate, Graphiken - dienen der Veranschaulichung oder geben zusätzliche Informationen. Der erste Band enthält ein Verzeichnis der Autoren und eine alphabetische Liste der Eintragungen. Der vierte Band enthält ein Glossar mit Kurzerklärungen und eine Chronologie zum nationalsozialistischen Antisemitismus und Rassismus von 1920 bis 1948, ein Anhang Tabellen und Statistiken zu jüdischen Organisationen in Deutschland 1893 - 1943, der Gliederung der Einsatztruppen nach dem 22. Juni 1941, den Nachkriegsprozessen und zum Ausmaß der Vernichtung in den einzelnen europäischen Staaten. Ein Register von 100 S. erschließt die Artikel zusätzlich über Schlagwörter, wodurch der Zugang zu umfangreichen Informationen auch bei sehr speziellen Sucheinstiegen ermöglicht wird.
Die deutsche Ausgabe unter dem Titel Enzyklopädie des Holocaust : die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden wird von den drei ausgewiesenen Zeithistorikern Eberhard Jäckel (Universität Stuttgart), der auch dem Herausgebergremium der Originalausgabe angehörte, Peter Longerich (Institut für Zeitgeschichte, München) und Julius Schoeps (Universität Potsdam) herausgegeben. Sie fertigten nicht eine einfache Übersetzung an, die die ursprünglichen Ausdrücke aus der Sprache des Unmenschen aufnimmt, sondern machten es sich, zusammen mit einem Stab von Mitarbeitern, zur Aufgabe, jeden Artikel der Encyclopedia zu überarbeiten. Etliche Artikel wurden dabei tatsächlich nur übersetzt, andere wurden umgeschrieben und erweitert, einige wenige Artikel wurden nicht in die deutsche Ausgabe übernommen, und eine stattliche Anzahl von neuen Artikeln wurde unter Hinzuziehung weiterer, zumeist deutscher Autoren verfaßt. Die editorische Notiz in Bd. 1 zeigt deutlich, wie genau und umsichtig das Redaktionsgremium der deutschen Ausgabe bis hin zu Details der Begriffswahl und Schreibweise arbeitete. Die Artikelarten entsprechen denen der englischen Ausgabe und auch die illustrativen Beigaben wurden übernommen. Bd. 3. enthält ein Autorenverzeichnis und einen gegenüber der Originalausgabe sinnvoll erweiterten Anhang. Außer den oben aufgeführten Beigaben wurden zusätzlich die Kennzeichnungen der in Konzentrationslagern Internierten und die Auflistung der Dienstgrade von SS und Wehrmacht aufgenommen, beides für das Nachschlagewerk ausgesprochen sinnvolle und nützliche Ergänzungen. Dagegen wurde das Glossar nicht übernommen während das umfangreiche und differenzierte Register der Originalausgabe im Prinzip beibehalten wurde. Die Herausgeber der deutschen Ausgabe haben darauf verzichtet, die Artikel namentlich zu zeichnen. Denn die Verantwortung für die Übersetzungen und Überarbeitungen liegt allein bei den drei Herausgebern und einzelne Rückversicherungen bei den Autoren wurden nicht mehr eingeholt. Die Literaturhinweise wurden vermehrt: in der Regel wurden deutschsprachige Monographien, Aufsätze und vor allem die neueste Literatur ergänzt. Einige wenige Artikel, überwiegend solche über Personen, wurden nicht in die deutsche Ausgabe übernommen, was aber keinen Informationsverlust bedeutet (vgl. die Artikel R. W. Darr‚, P. v. Hindenburg, Horst Wessel Song). Etliche Artikel, z.B. der über Adolf Hitler und der über das "Führerprinzip" wurden neu bearbeitet, was deren Qualität merklich verbessert. Besonders zu erwähnen sind die zusätzlich in die deutsche Ausgabe aufgenommenen Artikel. Sie schließen Lücken und behandeln weitere Aspekte des Holocaust bzw. vermitteln neue Erkenntnisse. Beispielhaft seien erwähnt die Artikel über das jüdische Leben und die Judenverfolgung in den Artikeln Amsterdam, Köln und Sofia, Höhere Polizei- und SS-Führer, das Auswärtige Amt, Exil und Emigration sowie Artikel über Personen, etwa über die fast vergessene Dichterin Rose Ausländer oder über den Nationalsozialisten Kurt Asche, der die Deportation der Juden in Belgien organisierte.
Wegen der Überarbeitungen, Erweiterungen und insbesondere wegen der zusätzlichen Artikel der deutschen Ausgabe wird man diese der hebräischen und englischen Originalausgabe vorziehen. Die lebenden Kolumnen und der Zweispaltensatz sorgen für eine gute Lesbarkeit. Darüber hinaus wird die Ausstattung der Bände mit dem handlichen Format, dem Leineneinband und der Fadenheftung der zu erwartenden starken Benutzung standhalten.
Angelika Hohenstein