Die Deutschtirolische Bibliographie, die für die Berichtszeit 1927 - 1932 unselbständig in der Zeitschrift Tiroler Heimat erschien und die dann nach langer Unterbrechung zunächst in Jahres- und dann in Zwei- bzw. Dreijahresbänden jeweils mit gehörigem Verzug für die Berichtszeit 1961 (1964) - 1969/70 (1978) fortgeführt wurde, hat zunächst keine Fortsetzung erfahren, obwohl der Bearbeiter im Vorwort zum letzten Band einen Nachfolger präsentierte und auch ein rascheres Erscheinen der Bände in Aussicht stellte, eine Beschleunigung, die er durch das geplante Weglassen von Zeitungs- und kleinen Zeitschriftenbeiträgen zu erzielen hoffte. Aus diesen Plänen wurde leider nichts und so endete dieser zweite Anlauf zur Schaffung einer laufenden Tirol-Bibliographie mit dem Berichtsjahr 1970. Erfreulich ist aber, daß die erschienenen Bibliographien, die allesamt ohne Register auskommen mußten, jetzt zumindest durch das oben aufgeführte Verfasserregister erschlossen werden, obwohl natürlich ein Sachregister viel nützlicher wäre.
Wenn der Bearbeiter des letzten Bandes, der inzwischen zum Direktor
der Universitätsbibliothek Innsbruck (einem der drei Zentren
bibliographischer Bemühungen um die Tirol-Literatur) avancierte, im
Geleitwort der neuen Bibliographie vermerkt, daß "im Gegensatz zu den
Regionalbibliographien anderer österreichischer Bundesländer ... der
Verzeichnung der tirolischen Literatur bisher kein allzu glückliches
Los beschieden (war)", so trifft er damit den Nagel auf den Kopf,
klafft doch bis zum anschließenden Tirolensienkatalog wiederum eine
Berichtslücke von zwei Dezennien. Die neue Bibliographie basiert auf
dem EDV-Katalog der Universitätsbibliothek Innsbruck und
berücksichtigt damit zwar alle Lebensbereiche, beschränkt sich aber
auf Monographien und verzeichnet Zeitschriftenaufsätze nur dann, wenn
sie als Sonderdrucke vorliegen; Beiträge in Sammelbänden sind dagegen
ausgewertet.[2] "Eine zusätzliche Tirol-Dokumentation [d.h. die
Berücksichtigung der unselbständig erschienenen Schriften] ist
innerhalb der gesteckten Möglichkeiten an der Universitätsbibliothek
nicht durchführbar", heißt es lapidar in der Einleitung. Die
Berichtszeit richtet sich leider nicht nach dem Erscheinungsjahr,
sondern nach dem Jahr der Katalogisierung; entsprechend zahlreich sind
die Titel aus dem jeweiligen Vorjahr, aber auch viel ältere sind noch
berücksichtigt.[3] "Die geographische Ausdehnung des Erfassungsgebietes
erstreckt sich über Nord-, Ost- und Südtirol unter Einschluß des
Trentino, also Tirol vor 1919" (ebd.). Verzeichnet wird monographische
Literatur über Tirol unabhängig vom Erscheinungsort sowie Tiroler
Belletristik (Werke Tiroler Autoren sowie belletristische
Darstellungen von Tirol). Anlage nach 65 Sachgruppen im Anschluß an
"die Deutsche Nationalbibliographie ..., die im deutschen Sprachraum
das führende bibliographische Nachschlagewerk ist" (ebd.), eine fast
schon landesverräterische Äußerung, zieht sie doch den Nutzen der
Österreichischen Bibliographie nachhaltig in Zweifel. Ausführliche
Titelaufnahmen nach RAK mit Schlagwörtern nach RSWK und Angabe der
Signatur der Universitätsbibliothek. Trotz der relativ groben
sachlichen Ordnung in den Großgruppen sind diese in Anbetracht der
insgesamt nicht sehr zahlreichen Titel (847 für 1991 und 1068 für
1992) noch überschaubar. Das luxuriös reiche Schlagwortregister
scheint nicht vollständig zu sein und erschließt die Bibliographie,
die auf Mehrfacheintragungen verzichtet, nicht in allen Fällen
optimal,[4] ganz abgesehen davon, daß man den zu jeder ordentlichen
Regionalbibliographie gehörenden Personen- und Ortsteil vermißt (und
das trotz der Praxis in Hessen und der diesem schlechten Vorbild
zumindest im Hinblick auf den Ortsteil folgenden anderen deutschen
Regionalbibliographien[5]). Weitere Register: der Verfasser, der Urheber
und aller Sachtitel. - Obwohl diese Bibliographie in vieler Hinsicht
- insbesondere was die Register und die typographische Gestaltung
betrifft - der mit demselben Berichtsjahr einsetzenden
Burgenländischen Landesbibliographie überlegen ist, so bleibt doch das
Manko der letztendlichen Beschränkung auf Monographien bestehen.
Anders ausgedrückt: Zuwachsverzeichnisse von Bibliotheken sind nur ein
unzureichender Ersatz für Regionalbibliographien.
sh
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