Als Bearbeiter des Bandes für Portugal konnte in Douglas M. Wheeler[2]
ein ausgewiesener Fachmann gewonnen werden, der an der University of
New Hampshire in Durham, einem der Zentren der Portugalforschung in
den USA, neuere, insbesondere portugiesische Geschichte lehrt. Inhalt:
1. Abkürzungsverzeichnis; 2. zwei nicht sonderlich gut gelungene
Kartenskizzen von Portugal (wohlgemerkt nur von Portugal, nicht aber
von senien überseeischen Gebieten); 3. Chronologie der historischen
Ereignisse; 4. historischer Abriß unter Einbeziehung landeskundlicher
Fakten; 5. das eigentliche Lexikon mit (wenn sich der Rezensent nicht
verzählt hat) 199 sehr unterschiedlich langen Artikeln: am
zahlreichsten sind Eintragungen für Personen (überwiegend der
Geschichte, aber u.a. auch einige ganz berühmte Dichter wie Lu¡s de
Camoes oder Gil Vicente), gefolgt von solchen für Geographica (hier
auch Eintragungen für die Territorien außerhalb des Festlandes sowie
solche für fremde Nationen, wenn über deren historische Beziehungen zu
Portugal zu berichten ist); darauf folgen solche für Institutionen
(cortes), Bauwerke (Ajuda, Palace of) und historische Ereignisse
(First of December); bei den sonstigen Sachschlagwörtern sind
Auwahlkriterien kaum auszumachen: azulejo, aber kein Artikel über
portugiesische Architektur allgemein, dafür ein solcher über manueline
architectural style; ein kurzer Artikel education, ohne Verweisung auf
Coimbra, University of wo auch über andere portugiesische
Universitäten berichtet wird (ein eigener Artikel für die
Universitäten fehlt); Spezifika der portugiesischen Kultur wie fado
oder saudade sind behandelt, ebenso einige Begriffe zu Essen und
Trinken (bacalhau, portwine aber nicht vinho verde); Verweisungen auf
verwandte Eintragungen werden eher spärlich gegeben, und eine
wünschenswerte, sachlich geordnete Übersicht über die Artikel fehlt
ebenso wie die Markierung derjenigen Begriffe in der Einleitung, die
in separaten Artikeln abgehandelt werden; mißlich ist auch, daß es
keine Verzahnung zwischen den Artikeln und der 6. sachlich in 25
Abschnitte gegliederten, nicht annotierten Auswahlbibliographie mit
ca. 1.300 Monographien und Aufsätzen fast ausschließlich in
portugiesischer und in englischer Sprache gibt;[3] 7. drei Anhänge mit
Listen der Monarchen, der Staatspräsidenten und der
Ministerpräsidenten.
Man fragt sich natürlich nach der Zielgruppe dieses Lexikons und der
über andere Länder in den anderen Reihen. Die Verlagsanzeige für den
vorliegenden Band nennt "librarians, students, scholars, and
discriminating visitors", während sich der Rezensent als Nutzer vor
allem die zweite und die dritte Gruppe vorstellen kann, also Studenten
und nicht spezialisierte Leser (kaum dagegen Wissenschaftler)
englischsprachiger Länder, auch wenn diese Benutzer sich die meisten
Informationen mit Hilfe der Encyclopaedia Britannica beschaffen
könnten, allenfalls etwas umständlicher, nämlich durch Konsultation
des Registers. Für Benutzer in nicht englischsprachigen Ländern gilt
letzteres zwar entsprechend, doch ist dieser Band in Anbetracht der
nicht gerade üppig vorhandenen Nachschlagewerke über Portugal nicht
nutzlos. Problematisch dürfte es dagegen bei den Bänden für die großen
europäischen Nationen wie Deutschland, Frankreich oder Italien werden,
die sich nach diesem Konzept kaum adäquat abhandeln lassen. Es ist
also sicherlich nicht angebracht, diese Reihe zur Fortsetzung zu
bestellen, sondern gezielt die Bände für kleinere Länder zu erwerben,
für die adäquate Nachschlagewerke nicht vorliegen. Darin unterscheidet
sich - zumindest für europäische Bibliotheken - diese neue Reihe von
den anderen, die man ohne Zögern abonnieren wird, da sie - bei allem
Qualitätsunterschied von Band zu Band[4] - überwiegend kleineren Ländern
gelten, über die Informationen nicht ohne weiteres und dazu so bequem
erhältlich sind.
sh
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