Ziele: Grundsätzlich werden mit der ZDB zwei Ziele verfolgt: entsprechend ihrer Entstehungsgeschichte ist sie sowohl Katalogverbund als auch Leihverkehrsinstrument. Beiden Funktionen tragen differenzierte Angebotsformen Rechnung.
Angebotsformen der ZDB: Traditionell erscheint die ZDB auf Mikrofiche; dies gilt auch für den größten Teil der regelmäßig produzierten (örtlich, regional oder institutionell ausgerichteten) Teilausgaben. Ihre Online-Version liegt beim DBI auf; während diese GRIPS-Datenbank allgemein zugänglich ist und als Recherchedatenbank dem überregionalen Leihverkehr dient, steht für die "direkt mitarbeitenden Teilnehmer" seit Oktober 1989 die IBAS-Katalogisierungsdatenbank online zur Verfügung. Unabhängig davon werden bei einzelnen regionalen Verbundzentralen (z. Zt. allerdings nur beim SWB) die regionalen ZDB-Daten den Monographienverbundkatalogen zugespielt, so daß auch hier der Online-Zugriff auf die entsprechenden Teilmengen möglich ist.
Seit Frühjahr 1994 ist die erste CD-ROM-Version (ZDB-CD-ROM) auf dem
Markt.[3] Sie kann vom DBI oder über den Buchhandel abonniert oder als
Einzelausgabe bezogen werden; Direktteilnehmer erhalten bei Bezug über
das DBI eine Ermäßigung von DM 212.00. Die ZDB-CD geht mit dem Erwerb
in das Eigentum des Käufers über; eine Rückgabeverpflichtung besteht
also nicht. Kommerzielle Anwendungen ausgeschlossen, darf sie für die
o.a. Funktionen uneingeschränkt genutzt werden. Auch der Betrieb im
Netz ist ohne Zusatzvereinbarung oder Netzwerklizenz erlaubt. Die
ZDB-CD erscheint zweimal jährlich (Feb./März und Aug./Sept.).
Inhalt: Die 2. Ausgabe der ZDB-CD enthält auf dem Stand von August
1994 insgesamt ca. 740.000 Titelaufnahmen von fortlaufenden
Sammelwerken aus aller Welt (d.s.: Zeitschriften, Zeitungen,
zeitschriftenartige Reihen, Schriftenreihen) mit ca. 2,9 Mill.
regional gegliederten Besitznachweisen von über 3.000 deutschen und
- vereinzelt auch - ausländischen Bibliotheken.[4] Bei den
Bestandsnachweisen ist zu berücksichtigen, daß die Daten der
bayerischen Bibliotheken erst im Laufe des Jahres 1995 eingebracht
werden sollen, daß mit der Erfassung der Bestände ostdeutscher
Bibliotheken erst 1991/92 begonnen wurde, daß schließlich die
Altbestände auch zahlreicher westdeutscher Bibliotheken noch nicht
vollständig oder auch überhaupt noch nicht für die ZDB erfaßt bzw.
verläßlich angesigelt wurden. Auch sollte die Zahl 3.000 nicht darüber
hinwegtäuschen, daß nur etwa 10 % dieser Bibliotheken
leihverkehrsrelevant sind, die allerdings zu ca. 95 % der ZDB-Titel
Bestand aufweisen. Ansonsten nachgewiesene Bestände z.B. von
Instituts- oder Fachbereichsbibliotheken dürfen nur "im Notfall" (z.B.
bei Alleinbesitz) angegangen werden. Nicht leihverkehrsrelevante
Bibliotheken sind in den Bestandsfeldern durch einen Stern ( * )
gekennzeichnet.
Benutzeroberfläche: Die Retrievalsoftware Opti-Search (R) 2 stammmt
von M.P.W. LASEC Software GmbH, Berlin. Die Installation am
Einzelplatz[5] ist - auch ohne Benutzerhandbuch - unproblematisch;
gegenüber der ersten Ausgabe wurde die Installationssoftware für den
CD-Manager der Fa. Holthaus & Heinisch verbessert. Ebenso konnten
Software-bedingte Mängel behoben werden, die anfangs zu unerträglich
langen Reaktionszeiten führten (z.B. bei Such- und Anzeigevorgängen,
insbesondere auch beim Aufbau der Bestands-Kurzliste). - Die
Bedienungssprache ist Deutsch; sie sollte zukünftig auch in Englisch
und Französisch angeboten werden, wie dies längst bei einer Vielzahl
bibliotheksrelevanter CD-ROM-Produkte der Fall ist. Die
Retrievalfunktionen können über die Tastatur oder mit der Maus
aktiviert werden.[6] Grundsätzlich kann festgestellt werden, daß die
Benutzeroberfläche beiden o.a. Grundanwendungen der ZDB-CD durch
differenzierte Menüfunktionen angemessen Rechnung trägt und daß dem
Rezensenten die hier und da geäußerte Kritik an der komplizierten oder
umständlichen Menütechnik bei der auch "schnelleren" 2. Ausgabe nicht
mehr gerechtfertigt erscheint. Allerdings erklärt sich nicht alles von
selbst; die systematische Einarbeitung ist ebenso erforderlich wie
Nachbesserungen bei der Retrievalsoftware wünschenswert und zweifellos
auch realisierbar sind. - Die Lieferung einer Windows-Version ist nach
Auskunft des DBI noch nicht abzusehen.
Recherche: Die ZDB-CD unterscheidet zwischen einer Standard-Suchmaske,
bei der die Suchbegriffe in ausgewiesene Suchfelder eingetragen
werden, und der Expertenmaske, bei der der Anwender - wie bei der
Online-Recherche - Feldcodes, Suchbegriffe und Operatoren in eine
Befehlszeile einträgt. Auch für den "Experten", d.h. für den
routinemäßigen Einsatz z.B. im Bibliographierdienst, erweist sich die
Standardsuchmaske als vorteilhaft.[7] In beiden Fällen sind folgende
Such- und Index-Einstiege möglich; sie werden hier aufgeführt, weil
sie für die vergleichende Bewertung der unterschiedlichen
Angebotsformen der ZDB herangezogen werden können:
1. Titel-Stichwort: Stichwörter aus Haupt-, Ansetzungs-, Parallel- und
Nebensachtiteln;
2. Körperschaft: Stichwörter aus Ansetzungsformen, Verweisungsformen,
Abkürzungen (soweit in der Körperschaftsaufnahme enthalten);[8]
3. Verlagsort: Stichwörter aus der Verlags- und Druckortangabe;
berücksichtigt sind allerdings nur die Orte zu den ersten beiden
aktuellen Verlegern/Druckern; weitere aktuelle und alle früheren
Orte werden nicht ausgewertet, was den Wert dieser Suchmöglichkeit
erheblich einschränkt.
4. Titel-String: Anfänge von Hauptsachtiteln (Wortketten; 730.990
Einträge); in diesem Feld werden bis zu 128 Zeichen zugelassen; die
Phrasensuche empfiehlt sich vor allem für die Suche nach
Ein-Wort-Titeln, die im Titel-Stichwort-Feld i.d.R. zu hohen
Trefferzahlen führen würde. Lt. Benutzerhandbuch und Hilfsmenü
müssen Einträge in diesem Feld grundsätzlich in Anführungszeichen
gesetzt werden; tatsächlich ist dies bei Ein-Wort-Titeln nicht
erforderlich;[9]
5. Erscheinungsland: deutschsprachige Länderbezeichnungen und
zweistellige ISO-Ländercodes (nur 699.777 Einträge; zur Eingabe mit
Anführungszeichen siehe Anm. 9);
6. ISSN: (nur 132.815 Einträge);
7. CODEN: 5- oder 6-stellige Zeitschriften-Coden (nur 23.522
Einträge);
8. Titelabkürzungen: "normierte Titelabkürzungen", die aus
Zeitschriftenabkürzungslisten von Fachdatenbanken (z.B. MEDLINE,
COMPENDEX) stammen; da die Abkürzungspraxis bei diesen
Fachdatenbanken aber sehr unterschiedlich ist, sind natürlich für
eine Zeitschrift ggf. mehrere Abkürzungsformen abgelegt und damit
vorteilhaft recherchierbar. Die Suche sollte grundsätzlich über den
Index erfolgen, zumal auch Abkürzungen mal mit Leerzeichen, mal in
einer Zeichenfolge auftreten.[10] Im Hinblick auf die häufig
abgekürzte Zitier- und Bestellform von Zeitschriftenartikeln
wünscht sich der Rezensent den konsequenten Ausbau dieses Feldes in
der ZDB (bisher nur 25.263 Einträge); die Feldeinträge werden
übrigens nur im MAB-Ausgabeformat angezeigt (s.u.).
Die Expertenmaske erlaubt zwei weitere Sucheinstiege:
9. Notation: (z.Zt.) 108 "Fachgebiete" (Text) und ihre numerischen
Notationen; diesen (genauer:) Sachgebieten werden Zeitschriften bei
ihrer Neuaufnahme zugeordnet; sie dienen vor allem der Produktion
fachlicher Zeitschriftenverzeichnisse aus der ZDB und eignen sich
aufgrund ihrer unausgewogenen Gliederungstiefe nur begrenzt für
eine sach- oder fach-orientierte Recherche.[11]
10.Verbreitungsort: normierte Namensformen (GKD) von Verbreitungsorten
nur von Zeitungen (25.503 Einträge); ausländische Orte erscheinen
also in ihrer landessprachlichen Ansetzung; dieses Suchfeld trägt
einer typischen Fragestellung von Zeitungsforschern oder mit
Zeitungen arbeitenden Bibliothekskunden Rechnung. Die derzeitige
Gestaltung der Expertenmaske würde es zulassen, in die
Feldbezeichnung den Zeitungsbezug mit aufzunehmen (Eindeutigkeit
des Feldinhaltes).
Im Vergleich mit der GRIPS-Datenbank fehlen bei der ZDB-CD die
Suchfelder für Verlagsnamen (pu) und Bibliothekssigel (sg); zumindest
bei der Sekundärsuche, also der Selektion der Zeitschriften einer
bestimmten Bibliothek aus einer Treffermenge, ist das Suchfeld "Sigel"
bei der Online-Recherche hilfreich.
Alle Suchschritte, ob in der Standard-Suchmaske oder in der
Expertenmaske eingegeben, werden in ein Protokoll eingetragen, das
allerdings nur in der Expertenmaske eingeblendet ist. Hierüber ist es
möglich, auf vorhergehende Suchbefehle zurückzugreifen bzw. solche
über die Protokollnummer miteinander zu verknüpfen.[12]
Anzeige und Ausgabe: Bei der ZDB sind prinzipiell zwei Gruppen von
Anzeigefeldern zu unterscheiden: einerseits die bibliographischen
Felder, andererseits die Bestandsfelder. Die Komplexität und der
Umfang der Feldinhalte beider Gruppen macht die Aufbereitung für den
Bildschirm bzw. die übersichtliche Präsentation im Anzeigemenü
außerordentlich schwierig, zumal die Anwender mal von der
Katalogisierungsseite, mal von der Leihverkehrsseite, i.d.R. also mit
unterschiedlichen Anforderungen an das Produkt herangehen. Dem trägt
das System dadurch Rechnung, daß beiden Anwendergruppen zunächst die
bibliographischen Grundinformationen (Kurztitelformat: jetzt
alphabetisch sortiert; RAK-Format; individuell zu definierendes
"RAK-Benutzer"-Format) angeboten werden, die in weiteren Schritten
anwendungsorientiert ergänzt werden können:
Informationen zu Vorgängern, Fortsetzungen und Titelverknüpfungen
(z.B. die englischsprachige Ausgabe einer ostsprachigen Zeitschrift)
werden nach Bedarf über die Funktionstasten F7 bis F9 eingeblendet;
das ZDB-MAB-Format wird über den Menüschritt Format problemlos
angefordert. Die Anzeige der Bestandsfelder kann - praxisnah - schon
vorab auf bestimmte Leihverkehrsregionen eingeschränkt und deren
Reihenfolge festgelegt werden;[13] ihre Anzeige erfolgt in drei
Schritten: in der bibliographischen Vollanzeige erfährt der Anwender
lediglich, in welchen Leihverkehrsregionen wieviele Standorte
nachgewiesen sind (z.B. BAW: 31: BAY: 9; BER: 38); in der
Bestands-Kurzliste werden (seit der 2. Ausgabe) für die besitzende
Bibliothek soviele Bestandsinformationen angezeigt, wie in eine Zeile
passen;[14] nach Markierung relevanter Bibliothekssigel erhält man im
dritten Schritt ggf. die "Restinformation" und kann (erst) an dieser
Stelle die relevanten Bibliotheksadressen einblenden; dazu muß der
Anwender allerdings wissen (weil es ihm im Menü nicht angeboten wird),
daß die Anschriften über die Tastenkombination ALT+V angefordert
werden.
Die GRIPS-Datenbank läßt die Anzeige ausschließlich der
"Lieferbibliotheken" (Supplier) zu (show f=sup); diese, gerade für
elektronische Bestellsysteme (s.u.) sehr wichtige Funktion, ließe sich
wohl auch bei der ZDB-CD realisieren. Leihverkehrsstrategen würden
sicherlich auch die Anlage eines individuellen Lenkschemas begrüßen,
bei dem die Bestandsinformationen nach diesen Vorgaben (Auswahl und
Abfolge von Bibliothekssigeln und -beständen) angezeigt würden.
Rechercheergebnisse können bei der ZDB-CD im ASCII-Format
mitgespeichert oder ausgedruckt werden. Solange sich deutsche
Bibliotheken noch an Fernleihformulare klammern - aber auch nur
solange - , sollte auch der Ausdruck im "Fernleihformular-Format"
möglich sein. Leider sind individuelle Sortierungen für die Ausgabe
nicht möglich.
Benutzerhandbuch und Hilfsmenü: Das kontextbezogene Hilfsmenü zeichnet
sich durch angemessene Ausführlichkeit, Verständlichkeit und ein sehr
hilfreiches System von Querverweisungen aus: innerhalb der Hilfstexte
sind Schlüsselbegriffe oder -funktionen (z.B.: Operatoren, Indexliste,
Trunkierungszeichen, Suchmaske, Datenexport) farblich hervorgehoben;
mit der Maus oder den Cursortasten kann der Anwender hierüber die
entsprechenden Hilfstexte aktivieren. - Das Benutzerhandbuch wurde für
die 2. Ausgabe überarbeitet; bei der didaktischen Aufbereitung der
Information hat man sich offensichtlich Mühe gegeben: Stoffgliederung,
aussagekräftige Gliederungstexte an den Seitenrändern, der Abdruck
zahlreicher Bildschirme, übersichtliche Arbeitshilfen in Anhängen
sowie ein verläßliches Register sprechen für diesen Eindruck.[15]
Zusammenfassende Bemerkungen: Die in der zweiten Ausgabe verbesserte
ZDB-CD erfüllt weitgehend die Anforderungen, die man an sie im
Hinblick auf ihre Ziele und Funktionen stellen darf. Als
Offline-Version ersetzt sie nicht nur die Mikrofiche-Ausgabe, sondern
geht aufgrund ihrer CD-ROM-spezifischen Eigenschaften weit über deren
Such-, Ausgabe- und Weiterverarbeitungsmöglichkeiten hinaus; hinzu
kommen der generelle Recherchekomfort, die gleichzeitige
Mehrfachnutzung im Netz sowie der (für Direktteilnehmer) fast
identische Preis für CD-ROM- und Mikrofiche-Ausgabe (Ausgabe 1994: DM
840.00), die die Einstellung der Mikrofiche-Ausgabe nahelegen.
Anders stellt sich die Bewertung der unterschiedlichen Angebotsformen
der ZDB dar, wenn man ihre Verwendung für regionale und überregionale
elektronische Bestell- und Liefersysteme (z.B.: JASON/JADE, RAPDOC,
SUBITO) einbezieht. Hier hat die Online-Version außer dem
Aktualitätsvorsprung auch gegenüber der inhaltsgleichen ZDB-CD
eindeutige Vorteile. In Verbindung mit Recherchen in externen
Fachdatenbanken oder in Verbindung mit der Abfrage netzbasierter
Zeitschrifteninhaltsdatenbanken ist nach erfolgtem Abgleich an der ZDB
schon jetzt in sehr vielen Fällen das Online-Ordering möglich.
Vergrößert sich der Kreis der sog. Lieferbibliotheken bei
gleichzeitiger Verbesserung der Zugriffskonditionen, so werden nicht
nur große "Leihverkehrsbibliotheken" sondern auch ihre Kunden (bzw.
Nicht-Kunden !) jedenfalls für diese Bestellfunktionen auf die
Online-ZDB nicht verzichten wollen und können. Die deutschen
Bibliotheken müßten schon aus Gründen der Kundenorientierung wie der
Rationalisierungsmöglichkeiten ein originäres Interesse daran haben,
sich als Supplier anzubieten: in dem Maße, wie Zeitschriftenaufsätze
zukünftig nicht nur elektronisch bestellt sondern auch geliefert
werden können,[16] wird der zeit- und kostenaufwendige konventionelle
Leihverkehr hierfür an Bedeutung verlieren: die Zeitschriftendatenbank
stellt für diese Art der Informationsvermittlung ein ganz
hervorragendes Steuerungsinstrument dar.
Bernward Hoffmann
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