Als Verlag ist zwar die Aktiengesellschaft Dansk Nationalleksikon
genannt, doch war schon aus den Prospekten ersichtlich, daß eigentlich
der bekannte Verlag Gyldendal - um dessen Tochtergesellschaft es sich
handelt - hinter dem Unternehmen steht, was deswegen beruhigend ist,
weil Gyldendal seit den dreißiger Jahren und dann vor allem nach dem
Zweiten Weltkrieg der führende dänische Verlag für Allgemeinlexika
ist.[5]
Das nur eine Seite umfassende Vorwort ist für ein solch bedeutendes
Werk mehr als knapp, doch unterscheidet es sich darin nicht von
vergleichbaren deutschen Beispielen, bzw. übertrifft diese sogar an
Ausführlichkeit. Immerhin wird im Vorwort gesagt, daß es sich bei dem
Werk trotz des Begriffs "Enzyklopädie" im Titel um ein Lexikon mit
kurzen Artikeln handelt, auch darin den modernen deutschen
"Enzyklopädien" vergleichbar. Daß sich ein modernes Lexikon der neuen
Produktionstechniken bedient, ist selbstverständlich und so ähnelt es
auch anderen vergleichbaren Lexika. Dreispaltiger Satz mit einer
Marginalspalte, die Abbildungen und deren Legende vorbehalten ist,
doch sind Abbildungen keineswegs auf diese beschränkt, sondern finden
sich auch an anderen Stellen der Seite plaziert, z.T. über die ganze
Breite der Seite ohne allerdings je eine ganze Seite einzunehmen. Die
Qualität der Abbildungen ist von der inzwischen dank moderner
Drucktechnik erreichbaren guten Qualität, sowohl bei den zahlreichen
farbigen als auch bei den schwarzweißen Abbildungen. Erfreulich
zahlreich begegnen Skizzen anstelle von Photos, vor allem für
Sachverhalte aus dem Bereich der Technik. Obwohl die Abbildungen fast
ausnahmslos auf derselben Seite zu finden sind, auf der auch die
zugehörigen Lemmata stehen, sind die letztere entsprechend markiert.
Ungewöhnlich für ein Lexikon ist die Tatsache, daß ein Teil der
Artikel namentlich gezeichnet sind. Die Auflösung der Namenskürzel
erfolgt im nicht paginierten Anhang, der auch ein Verzeichnis der
Mitarbeiter nach der Fachzuständigkeit enthält. Der größte Mangel an
dem neuen Lexikon besteht darin, daß die Artikel keinerlei
Literaturhinweise enthalten und daß solche auch nicht (wie es die
Unsitte neuerer, namentlich französischer Lexika aus dem Verlag
Larousse ist) am Ende jedes Bandes zusammengefaßt sind.
Bleibt die Frage, ob man sich vom alten Salmonsen trennt, oder nicht.
Wer über genügend Platz in seinem Informationsapparat verfügt, sollte
ihn stehen lassen, falls nicht, wird man trotz unvermeidlicher
Informationsverluste nur das neue Lexikon aufstellen: als Stichprobe
wurden Eintragungen mit dem Familiennamen Andersen gewählt, der ganz
überwiegend Dänen betrifft: das neue Lexikon hat 53 Eintragungen,
wobei die Zahl neuer Namen beträchtlich ist, da von den nur 32
Eintragungen bei Salmonsen nicht weniger als 20 nicht mehr im neuen
Lexikon begegnen. Vergleicht man die Zahl von 53 Eintragungen unter
Andersen mit denen in Bd. 2 (1971) von Meyers enzyklopädischem Lexikon
(6, davon 3 Deutsche) oder in Bd. 1 (1986) der Brockhaus-Enzyklopädie
(2, davon eine Deutsche), oder in der New encyclopdia Britannica[6] (2)
ergibt das auch die Begründung dafür, daß man ein derartiges Lexikon
kauft, obwohl vielleicht 80 - 85 % der Lemmata ganz ohne Interesse für
Benutzer außerhalb des Ursprungslandes sind. Ganz generell wäre daher
den nationalen Lexikaverlagen zu empfehlen - nachdem sie den Markt mit
den Gesamtausgaben bedient haben - nachträglich Auswahl-Lexika nur für
die Lemmata auf den Markt zu bringen, die Personen und Sachen des
eigenen Landes (ggf. des entsprechenden Kulturkreises) betreffen. Dank
der elektronischen Speicherung der Texte ließe sich dies leicht
realisieren und würde die Informationsapparate von viel Ballast
entlasten.
sh
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