Die gut 700 "Arbeitsmittel der Anglistik" werden auf der ersten Gliederungsebene elf Sparten zugeordnet: Studium und Arbeitstechnik; Bibliographien; Lexika, Enzyklopädien, Handbücher; Wörterbücher; Sprachwissenschaft; Literaturwissenschaft; Landeskunde; Fachdidaktik; Eine Auswahl an Zeitschriften und Jahrbüchern; Hinweise zum Aufbau einer Handbibliothek; Der Sonderfall SHAKESPEARE und weitere Hinweise - eine problematische Gliederung, da sie sowohl inhaltliche als auch formale Kriterien enthält: eine Ordnungsweise, die sich auch auf tiefer liegenden Gliederungsebenen fortsetzt (die Zeitschriften z.B. werden den Rubriken Übergreifende Fachzeitschriften, Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Fachdidaktik und Landeskunde sowie Jahrbücher zugeteilt).
Die Arbeitsmittel werden innerhalb der entsprechenden Rubrik - mit
Ausnahme der historisch-kritischen Wörterbücher - alphabetisch
geordnet; der Abstand zwischen verwandten und eng benachbarten
Nachschlagewerken kann dadurch gelegentlich recht groß sein.[1] Bei der
Titelaufnahme wird leider auf Verlags- und Umfangsangaben verzichtet.
Als annotierte Bibliographie zentraler Arbeitsmittel empfiehlt sich
der Band immerhin durch eine weithin umsichtige Auswahl, die sich an
den Kriterien "Aktualität", "Qualität" und "Verfügbarkeit" (S. IX)
orientiert. Die Auswahlbibliographie entspricht zwar weitgehend den
Anforderungen einer Seminar- oder Institutsbibliothek, vernachlässigt
jedoch über weite Strecken universalbibliothekarische Belange. Trotz
einer insgesamt souveränen Auswahl sind aus diesem wie aus anderen
Gründen leider einige Mängel festzustellen: 1. eine zu starke
Konzentration auf die traditionellen Gebiete der Anglistik; 2. die
völlige Ausgrenzung der großen Bibliothekskataloge (BLC, NUC), die
allein aufgrund ihrer nationalbibliographischen Funktionen erwähnt
werden müßten; 3. die wenig einsichtige Auswahl von Zeitschriften.[2]
Der Vorspann zu den einzelnen Typen und Genera von Nachschlagewerken
wie z. B. "Gattungsbibliographien" (S. 47) ist äußerst kurz und
gelegentlich recht feuilletonistisch formuliert.
Die Annotationen, mittels derer die einzelnen "Arbeitsmittel"
vorgestellt werden, sind unterschiedlichen Umfangs, insgesamt aber zu
kurz und auch zu deskriptiv. Sie schrecken zu oft vor eindeutiger
Evaluation zurück und zitieren, insbesondere bei jüngeren Titeln,
häufig aus Waschzetteln und Verlagsprospekten. Die Annotationen können
somit oftmals das Profil der jeweiligen Nachschlagewerke kaum
vermitteln. Sie kennzeichnen den anglistischen Spezialisten, der die
Vermittlung informationeller Konzepte weitgehend ausspart und es
versäumt, die anglistische Propädeutik in den größeren Kontext der
zeitgenössischen Informationsgesellschaft einzubinden. Nur beiläufig
wird beispielsweise an den entsprechenden Stellen vermerkt, daß die
jeweiligen Nachschlagewerke auch in elektronischer Form (CD-ROM,
Datenbank) zur Verfügung stehen; deren grundlegende Vorteile (z. B.
vielfältige und verknüpfbare Zugriffe) werden nicht erläutert. Das
Verzeichnis lieferbarer Bücher wird ohne Warnung vor eingeschränkter
Verläßlichkeit als "Autorität" (S. 55) bezeichnet. Die für die
Encyclop‘dia Britannica charakteristische Einteilung in prop‘dia,
microp‘dia und macrop‘dia wird erwähnt, aber nicht erklärt; der Autor
spricht lediglich von einer "'eigenwilligen' Anlageform" (S. 111). Im
Falle des British biographical archive fehlt ein Hinweis auf das
grundlegende Konzept der Reprokumulation (S. 95).
Die der Vorstellung aller Hilfsmittel einer Sparte nachgestellten
Suchfragen haben punktuellen Charakter, sind nicht in informationelle
Szenarios eingebunden, unterstützen mithin oftmals einen Formalismus
kontextfreier Suchstrategien, sind in vertrauter Weise spröde und aus
all diesen Gründen der Motivation wohl kaum förderlich und von
zweifelhaftem propädeutischen Wert.[3] Das "Lösungen" überschriebene
Kapitel (S. 231 - 252) enthält nur äußerst kurze "Lösungshinweise und
mögliche Lösungswege" (S. 231). Das Register (S. 253 - 261) weist in
schlechter deutscher Tradition nur die Namen der Verfasser,
Herausgeber und Bearbeiter nach, nicht dagegen die Titel von
Sachtitelwerken.[4] Leider läßt der Band gelegentlich die notwendige
redaktionelle Sorgfalt vermissen; insbesondere die Adressen der
Verweisungen sind häufig falsch.[5] - Fazit: Der Band, der dem
Fachreferenten für Anglistik sicherlich mancherlei hilfreiche Hinweise
zu geben vermag, sei für die anglistische Instituts- oder
Seminarbibliothek mit den vorgetragenen Einschränkungen empfohlen; im
Informationsbestand einer Universalbibliothek dürfte er jedoch wohl
kaum einen angemessenen Platz beanspruchen.
Werner Bies
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