Die Zahl der verzeichneten selbständig und unselbständig erschienenen Publikationen liegt bei gut 2.000 Titeln und spiegelt die Intensität, die die Herder-Forschung seit dem 175. Todestag im Jahre 1978 im In- und Ausland gewonnen hat. Auch die 250. Wiederkehr des Geburtstages 1994 hat noch einmal gezeigt, welch Interesse Herder gerade bei polnischen und amerikanischen Philologen findet.
Die Bibliographie überschreitet die im Titel angegebene Berichtszeit in beide Richtungen, bringt also eine ganze Reihe von Nachträgen zu dem genannten Grundwerk und führt auch einige nach 1992 erschienene Titel noch an. Auf diesen Umstand der offenen Berichtszeitgrenzen hätte man schon in einem Untertitel hinweisen sollen. Von den wichtigen Veröffentlichungen scheinen der Bearbeiterin nur die beiden Artikel zu Herder und Carolina Herder entgangen zu sein, die Wolfgang Proß bzw. Lieselotte Voss zu dem bereits 1990 erschienenen 5. Band des Literatur-Lexikons : Autoren und Werke deutscher Sprache (hrsg. von Walther Killy) beigesteuert haben.
Die fortlaufend numerierten Titelaufnahmen sind durchweg von höchster
Präzision, für Monographien sind sie an die RAK angelehnt.[2] Wenig
aussagekräftige Titel oder solche, bei denen Herder in anderweitigem
Kontext auftaucht, werden annotiert. Dankbar begrüßt man auch, daß
Beiträge zu solchen Sammelwerken, die sich als ganze auf Herder
beziehen, sowohl an der entsprechenden Systemstelle verzeichnet als
auch in der Inhaltsangabe zum Sammelwerk angeführt werden. Zahlreiche
Marginalien erleichtern die Orientierung. Die Arbeit mit Marginalien
wurde ermöglicht, weil der Verlag erfreulicherweise auf den bei
Bibliographien immer häufiger anzutreffenden Spaltensatz verzichtet
hat. Auch die Lesbarkeit ist dadurch wesentlich erleichtert.
Rezensionen stehen - da man es in Personalbibliographien auch anders
findet, sei darauf aufmerksam gemacht - beim rezensierten Werk. Bei
der Verzeichnung der Primärliteratur schenkt die Bibliographie den
spezifischen Schwierigkeiten der bei Herder besonders reichen
Überlieferung der Briefe besondere Aufmerksamkeit, listet
Briefempfänger auf, teilt bei Einzelveröffentlichungen die Daten mit
usw. Der Band schließt mit einem kombinierten Namen-, Titel- und
Sachregister, das auf die Nummern der Einträge verweist.
Das Werk zeigt, was eine Personalbibliographie leisten kann, wenn sich
bei ihrer Bearbeitung Kenntnis des Gegenstandes und der
bibliographischen Methode auf demselben Niveau vereinen. Wer sich in
der Germanistik zu personalbibliographischem Tun berufen glaubt, dem
sei geraten, Methodik und Kriterien der eigenen Arbeit am Muster der
Herder-Bibliographie zu kontrollieren.
Hans-Albrecht Koch
Zurück an den Bildanfang