Der Katalog der Stiftung Kunsthaus Heylshof in Worms erschließt den
Gesamtbestand an Gemälden der heute von einer Stiftung getragenen
Sammlung der Industriellenfamilie Heyl (Kunsthandwerk bildet daneben
einen wichtigen Bestandteil der Sammlung). Bemerkenswert ist die
Entstehungsgeschichte des vorliegenden Katalogs: Aufbauend auf ältere
Bestandsverzeichnisse erstellte ein Bearbeiterteam aus 15 jungen
Kunsthistorikern, das aus einem Seminar des Kunstgeschichtlichen
Instituts der Universität Stuttgart hervorging, unter der Leitung von
Wolfgang Schenkluhn diesen kritischen Katalog (vgl. S. 5). Das
Ergebnis ist ein allen fachwissenschaftlichen Erfordernissen
genügendes Verzeichnis, das sich zudem in Aufmachung und Layout in
sehr ansprechender Weise präsentiert und in jedem Fall auch für eine
größere Leserschaft interessant ist. Nach detaillierten Ausführungen
zur Sammlungsgeschichte und zum Sammlungssitz (dem Heylshof)[1] folgt
der eigentliche kritische Katalog der Gemälde, und zwar nach Schulen
und Epochen geordnet, beginnend mit der deutschen Malerei des 15. und
16. Jahrhunderts und schließend mit der des 19. Jahrhunderts; ein
Schwerpunkt der Sammlung liegt aber vor allem bei der holländischen
Malerei des 17. Jahrhunderts. Der Katalog ist großzügig und
überwiegend farbig bebildert. Die Beschreibung ist in einen Haupttext
und in kleiner gesetzte Randnoten gegliedert. Der Haupttext bringt
nach Nennung des Künstlers (hier nur Angabe der Lebensdaten, keine
Vita - ein unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten durchaus
akzeptables Reduktionsmoment, für eine allgemeinere Leserschaft aber
sicher eine Lücke) und des Werks mit Datierung. Es folgen eine
gestraffte Bildbeschreibung und dann, abgesetzt, Angaben zur
Forschungsgeschichte und ein Einordnungs- bzw. Wertungsversuch. Die
Randnoten bringen die Informationen zu Bildträger, Bildtechnik,
Bezeichnungen, Provenienz, Ausstellungs- und Literaturnachweise. Diese
optische Trennung erlaubt dem Leser, sich seinen Interessen
entsprechend schnell im Text zu orientieren. Der Katalog schließt mit
einer Konkordanz von Inventar- und Katalognummern. Eine Bibliographie,
die die einzelnen Werke übergreift, fehlt; erstaunlicher allerdings
ist noch - gerade bei der sonstigen Qualität dieses Katalogs - das
völlige Fehlen von Registern. Da die Werkbeschreibungen nicht dem
Künstleralphabet folgen, wäre zumindest ein Künstlerregister sehr
sinnvoll gewesen. Hier hätte notfalls auch die Verlagsredaktion zur
Abrundung der Publikation beitragen können.
Bildete die holländische Malerei des 17. Jahrhundert nur einen, wenn
auch gewichtigen Schwerpunkt in der Sammlung des Heylshofes, so ist
der für die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien
erarbeite Katalog von Renate Trnek ausschließlich dieser gewidmet. Im
Einleitungsteil geht die Autorin, seit 1975 Kustodin und seit 1992
Leiterin der Gemäldegalerie, wie übelich auf die Entstehungsgeschichte
dieser Sammlung von internationalem Rang ein, stellt sie in Vergleich
zu anderen großen "Holländer-Sammlungen" und benennt die Schwerpunkte
und den Wert des eigenen Bestandes. Es folgen die Hinweise zur
Verzeichnisgeschichte des Bestandes; seit 1983 wird die Erstellung
eines kritischen Bestandskatalogs angestrebt, und der 1992 mit 190
Nummern zu holländischen Gemälden vogelegte Katalog stellt den ersten
Band des Katalogwerks dar. Als Zielgruppe des Katalogs wird das
Fachpublikum anvisiert, gerade die Bildbeschreibungen sollen sich aber
auch an Kunstfreunde und Sammler richten. Der Katalog ist ausreichend
schwarz-weiß und farbig illustriert; die Anlage folgt dem
Künstleralphabet. Die Eintragungen selbst - zweispaltig gedruckt
- entsprechen dem Schema: Künstlername, Lebensdaten, Vita; Werktitel
mit Angaben zu Signatur, Material und Zustand, Provenienz,
Ausstellungsnachweis, Literaturhinweise. Es folgt dann abgesetzt die
ausführliche, teilweise narrative Bildbeschreibung, nur am Schluß ein
eher knapper wissenschaftlicherer Textteil. Einzelaspekte, wie z.B.
Datierungsfragen etc. werden in Fußnoten abgedrängt. Damit folgt der
Katalog deutlich den vorab genannten Prämissen. Ein Anhang zum
Katalogteil verzeichnet Gemälde in irreparablem Zustand, Fragmente,
Kopien, Teilkopien und Gemälde im Zeitstil von Künstlern des 17.
Jahrhunderts. Außerdem bietet der Katalog eine Übersicht (mit
Abbildungen) der Besitzersigel, eine Konkordanz der
Zuschreibungsänderungen, Ausstellungsnachweise im Überblick und einen
umfangreichen Literaturteil. Sehr nützlich sind auch die Hinweise auf
Vergleichsabbildungen, nach Künstlern und nach Standorten geordnet,
hierfür auch die Fotonachweise, schließlich eine Bildthemenübersicht
und ein Künstlerverzeichnis. Gerade im Vergleich zum Heylshof-Katalog
demonstriert das Wiener Bestandsverzeichnis auf exzellente Weise,
welcher Wert guten Registern und zusätzlichen
Erschließungsinstrumenten für einen Bestandskatalog zukommt. Dem
Fachpublikum ist dieser Bestandskatalog sicher von Nutzen, dem
Kunstfreund kann er aber ein Kompendium zur holländischen Malerei des
17. Jahrhunderts sein.
Angela Karasch
Zurück an den Bildanfang