Dem Hauptteil des Lexikons geht u.a. eine Transliterationsliste nichtlateinischer Alphabete voran, am Ende des Buches sind auf 16 Seiten Farbphotographien wiedergegeben. Alle namentlich gezeichneten Beiträge sind äußerst komprimiert formuliert, enthalten reichlich Verweisungen und schließen mit Literaturhinweisen in allen westeuropäischen Sprachen mit eimem hohen Anteil an Aufsätzen. Namenseintragungen werden gegebenenfalls durch entsprechende Bezeichnungen aus einer oder mehreren anderen Sprachen ergänzt (z.B. aus dem Griechischen, Lateinischen, Phönizischen, Ugaritischen, Akkadischen, Hebräischen, Aramäischen, Arabischen oder Ägyptischen). Grundlage ist nicht nur eine sehr gründliche Auswertung antiker Schriftquellen; vor allem sind archäologische Befunde in vorbildlicher Form dokumentiert und werden mit zahlreichen Photos, Zeichnungen, Plänen, Skizzen und Tabellen ergänzt. Positiv ist außerdem zu vermerken, daß auch Personen und Themen, die selbst nur eine lockere Verbindung zur phönizischen oder punischen Kultur besitzen, enthalten sind. So bekommt z.B. Augustinus als nordafrikanischer Bischof mit begrenzten punischen Sprachkenntnissen eine Eintragung. Vor allem im Zusammenhang mit den punischen Kriegen werden zahlreiche römische Politiker wie Regulus, Flaminius oder die Scipionen in eigenen Beiträgen genannt. Für die moderne Forschungsgeschichte wichtige Personen werden ebenfalls mit kurzen Artikeln bedacht, und sogar Salammb, die fiktive Titelfigur aus Flauberts gleichnamigem historischen Roman, wurde nicht vergessen.
Das alles sind erfreuliche Zugaben zum eigentlichen Thema dieses
Lexikons, der Geschichte und Kultur der phönizischen Welt. Und in
diesem Bereich sind keinerlei Schwachstellen auszumachen. Benutzer
werden es zu schätzen wissen, daß außer der Präsentation unzähliger
Details auch Übersichtsartikel aufgenommen wurden, z.B. zur
Numismatik, zu antiken Autoren, zum Krieg oder zur
Forschungsgeschichte, zu einzelnen archäologischen Fundgruppen wie
Stelen oder Sarkophagen. Schade, doch verständlich ist es, daß noch
breiter angelegte Artikel nicht mehr in jedem Fall geschrieben wurden.
Der 25-zeilige Beitrag zur Kunst etwa besteht im wesentlichen aus
Verweisungen, es sind derer nicht weniger als 39! Aber vielleicht
sollte in derartigen Fällen ohnehin besser ein Handbuch herangezogen
werden.[1] Besonders gut abgedeckt sind im Dictionnaire dagegen die
Religion - Gottheiten und Kulte werden verhältnismäßig ausführlich
behandelt -, sowie Topographie und Archäologie, wobei einzelne
Fundstellen von Bedeutung ebenso berücksichtigt werden wie größere
geographische Räume (Sardinien, Libyen, Portugal, Zypern u.a.).
Insgesamt ist der Eindruck dieses Lexikons nachhaltig positiv. Nach
Inhalt, Diktion und Anlage ist es ein Werk mit gehobenem
wissenschaftlichem Anspruch, das sich in erster Linie an Studierende
und Fachleute wendet. Für diese ist das Dictionnaire ein sinnvolles
und - dies sei noch einmal hervorgehoben - konkurrenzloses
Hilfsmittel.
Joachim Migl
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