Die erste Aktualisierung mit über sechs Millionen neuen Wörtern ist allerdings erst im Spätherbst 1994 erschienen. Der Datenzuwachs dieser Ausgabe beruht jedoch nicht so sehr auf der Einarbeitung der in den letzten Jahren erschienenen Bände des Corpus christianorum, sondern vor allem auf der immer deutlicher werdenden Tendenz, auch andere kritische Editionen wichtiger Werke in die Datenbank zu integrieren. Zu den wichtigsten Textcorpora, die die neue Version der Datenbank zur Verfügung stellt, gehören die Vulgata in der kritischen Stuttgarter Ausgabe von R. Weber u.a., die Berhard-von-Clairvaux-Ausgabe von J. Leclercq und H. M. Rochais, die Dionysius-Areopagita-Ausgabe von Ph. Chevallier u.a. sowie die kritische Edition der Sententiae von Petrus Lombardus. Die Erfassung der Werke von Bonaventura und Wilhelm von Ockham ist in Anfängen bereits vollzogen. Die hier sichtbar werdende Konzeption des Projekts zeigt, daß nicht die elektronische Publikation von Texten nur aus einem bestimmten Zeitabschnitt oder nur aus bestimmten Bereichen des mittelalterlichen Denkens, sondern eine umfassende Sammlung der philosophisch-theologischen Werke von der Spätantike bis zum Ende des Mittelalters angestrebt wird. Mit der Einbeziehung von Vulgata und Sententiae des Petrus Lombardus wurde zudem ein Weg beschritten, der unbedingt weiterverfolgt werden sollte. Denn erst die Zusammenführung der wichtigsten autoritativen Textbücher des mittelalterlichen Universitätswesens mit der kommentierenden und disputierenden Literatur in einem Datenbanksystem erlaubt es, die nötigen Bezüge zwischen beiden genau zu erkennen. Die Integration der Textbücher des römischen und des kanonischen Rechts nach den Editionen von Krüger, Mommsen, Friedberg u.a. sowie die der Philosophen und Mediziner (Aristoteles Latinus, Johannes de Sacrobosco usw.) wäre für die langfristige Perspektive dieser Datenbank ein entscheidender Gewinn.
Die Texte wurden nicht gescannt, sondern manuell erfaßt und philologisch analysiert, die authentischen Werke von den zweifelhaften oder unechten unterschieden. Die kleinste suchbare Einheit der Datenbank sind die formae, wobei unter forma vom Herausgeber "une unité susceptible de figurer sous une entrée lexicale ou lemme" verstanden wird (Handbuch, S. 17). Auf jede Normalisierung der formae wurde dabei verzichtet, einer irgendwie genormten lateinischen Orthographie wurden sie nicht unterworfen. Die dadurch bedingte Vielzahl graphischer Möglichkeiten für dasselbe Wort, die der Benutzer bei seinen Recherchen daher immer im Auge behalten muß, gibt ihm andererseits auch wieder die Möglichkeit zu sehr speziellen philologischen Forschungen, die früher undenkbar waren. Da jedoch die kritischen Apparate der Editionen mit ihren Varianten nicht aufgenommen wurden, wird man für die Zuordnung beispielsweise eines bestimmten handschriftlichen Zeugen eines Werkes zu einem einzelnen Überlieferungszweig weiterhin auf die gedruckten Bände zurückgreifen müssen. Dies gilt auch für graphische Elemente der Editionen, die in der CD-ROM-Edition nicht darstellbar sind und auf die nur durch (fig.) oder (sig.) verwiesen werden kann. Die suchbaren formae sind in Sätzen, sententiae, zu Gruppen zusammengefaßt, wobei ein Satz in der Regel durch die Gesamtheit der sich zwischen zwei Punkten befindenden formae definiert wird. Da sich die meisten Suchanfragen auf diese grundlegende Einheit beziehen, wird die in den zugrundegelegten Editionen befolgte Zeichensetzung, die nicht immer einheitlichen Prinzipien folgt, entscheidend für den Erfolg der Suchabfragen des Benutzers; denn zum einen ist die Aussagekraft beispielsweise einer Fundstelle, in der zwei gesuchte Wörter über mehrere Zeilen voneinander getrennt sind, anders zu bewerten, als ein Beleg in einem Abstand von nur wenigen Wörtern, zum anderen kann eine irrige Interpunktion in einer Edition den Sucherfolg verhindern. Diese Gefahr ist in dem Release von 1994 softwaretechnisch insofern gelöst, als der Benutzer nunmehr die Möglichkeit hat, seine Suche auch auf drei zusammenhängende Sätze auszudehnen.
Die Software für die unter dem Betriebssystem DOS ablauffähige CD-ROM-Edition stammt von Dataware und befindet sich wie die Installations-Software auf der CD-ROM selbst. Die Installation vollzieht sich bis auf die notwendigen Laufwerksangaben automatisch. Die Benutzeroberfläche entspricht im großen und ganzen dem in IFB schon häufiger beschriebenen Standard von Dataware mit Menüleiste am oberen Bildschirmrand und einer Suchmaske mit Feldern (vgl. IFB 94-1-104). Für die Benutzeroberfläche sind Englisch, Französisch, Deutsch und Italienisch als Abfragesprachen wählbar. Die Retrievalsprache läßt die Bool'schen Operatoren UND, ODER, NICHT, die Nutzung von zwei Kontextoperatoren (Wortabstand; Wortabstand mit vorgegebener Wortfolge), Separatoren sowie variable und feste Außen- und Innentrunkierung der Suchbegriffe zu. Für die einzelnen Suchfelder der Maske (Autor, Titel, Clavis patrum latinorum-Nummer, Zeitabschnitt, Formae), die standardmäßig mit UND verknüpft sind, aber auch eine andere Einstellung zulassen, kann über eine Funktionstaste der Index des jeweiligen Feldes aufgerufen werden. Suchbegriffe können aus dem Index mit Tastendruck in die aktuelle Suche übernommen werden. Stopwörter gibt es nicht. Über eine weitere Funktionstaste können alle möglichen Formen eines trunkierten Suchbegriffs angezeigt und selektiert werden. Die gefundenen Textstellen werden gezählt und können über eine Funktionstaste in Kurzform angezeigt werden. Mit einem weiteren Tastendruck steht der vollständige Text des betreffenden Werkes, aber auch eine bibliographische Information zum angezeigten Werk zur Verfügung. Im Release von 1994 gibt es zudem die Möglichkeit, direkt zu einem bestimmten Treffer zu springen. Die nunmehr auch implementierte Fähigkeit des Programms, durch die Gleichsetzung der Konsonantenkombinationen i/j und u/v abfragetechnisch die Eigentümlichkeiten des editorischen Verfahrens von Corpus christianorum zu umgehen, ist im Handbuch unverständlicherweise nicht dokumentiert. Eine Ausgabe des Resultats der Suche mit Angabe der Fundstelle auf einem Drucker oder einem magnetischer Speichermedium ist ohne Schwierigkeiten möglich. Aus Gründen des Urheberrechts können allerdings nicht mehr als dreißig aufeinanderfolgende Sätze eines Werkes ausgegeben werden. Die Bedienung des Programmes ist sehr einfach und absolut narrensicher; die Suchgeschwindigkeit ist außerordentlich hoch und selbst bei der Linkstrunkierung von Suchwörtern noch akzeptabel. Das kurze und präzise Handbuch liegt zur Zeit nur in englischer und französischer Sprache vor.