Die Tatsache, daß der Verlag F. A. Brockhaus seit Jahren unter dem
Dach der ehemaligen Konkurrenz des Bibliographischen Instituts
weiterbesteht, ist vermutlich auch ein Grund dafür, daß beider
Produkte voneinander profitieren. So kamen die Lexika von Brockhaus
bisher ohne besondere Register aus, während die letzte, 9., völlig
neubearb. Aufl. von Meyers enzyklopädischem Lexikon durch ein
separates Personenregister erschlossen wurde.[5] Diese Praxis wird jetzt
auch von der BE übernommen und dabei nicht unwesentlich verbessert.
Das Personenregister zum Meyer verzeichnete sowohl die ca. 40.000
Personen mit eigenen biographischen Artikeln - allerdings ohne
Wiederholung biographischer Daten, sondern nur mit Angabe der
Fundstellen - als auch die sonstigen lediglich erwähnten ca. 60.000
Personen, für die, soweit möglich, knappste biographische Angaben
(Beruf, Lebensjahre) ermittelt und mitgeteilt wurden. Beim
vorliegenden Personenregister zur BE werden neben den ca. 31.000 mit
eigenen Artikeln bedachten Personen - auch für diese werden im
Register die elementaren biographischen Angaben (Jahre, Beruf,
Nationalität) mitgeteilt - weitere ca. 21.000 lediglich erwähnte
Personen unter Angabe ermittelter biographischer Minimalinformationen
verzeichnet. Die Zahl der Fundstellen beträgt lt. Vorwort über
200.000. Sie werden in der Form Artikel Bd./S. zitiert, und zwar mit
typographischer Differenzierung, je nachdem ob es sich auf einen
eigenen Artikel, die Erwähnung innerhalb eines Artikels oder um die
Nennung in Bildunterschriften oder Kartenlegenden handelt. Man muß
also damit rechnen, daß die Informationen zu einer gesuchten Person
nach derselben Abstufung stark abnimmt. Wie beim Meyer sind auch hier
keine fiktiven (z.B. mythologischen und biblischen) Personen und
ebensowenig Eponyme berücksichtigt. Im Gegensatz zum Meyer, der mit
Namensverweisungen eher spärlich ausgestattet ist, finden sich diese
hier sehr zahlreich. Auch wurde der Versuch unternommen, die im
Lexikon selbst nur erwähnten, mit abgekürztem Vornamen zitierten
Personen zu differenzieren. Insofern kann dieses Personenregister in
beschränktem Umfang auch als eigenständiges Nachschlagewerk zur
Ermittlung elementarer Angaben für eine relativ große Zahl von
Personen genutzt werden.
Lassen sich die oben erwähnten vier Nachträge in der BE aus dem
Versuch erklären, der wegen der sukzessiven Bearbeitung des Alphabets
fortschreitenden Veraltung vieler Artikel mit aktuellem Bezug zu
begegnen, so gilt das im Prinzip auch für Enzyklopädie-Jahrbücher
generell und somit auch für die Jahrbücher zur BE, doch ist der Bezug
der Jahrbücher zum Grundwerk nicht so eng wie bei den Nachtragsbänden
i.e.S.[6] Bei Enzyklopädie-Jahrbüchern überwiegt der Anteil der
Informationen, die auch ohne Kenntnis (oder Besitz) des Grundwerkes
genutzt werden können bei weitem und vielfach kommen sie - wie auch im
vorliegenden Fall - völlig ohne Verweisungen auf das Grundwerk aus.[7]
Ihrem Typ nach gehören die Enzyklopädie-Jahrbücher zu den allgemeinen
Handbüchern mit aktuellen Informationen.
Die seit 1993 (1994) erscheinenden Jahrbücher zur BE folgen einem
einheitlichen Aufbau, wobei das Gewicht und der Nutzen der vier Teile
sehr unterschiedlich ist: 1. Einleitungsessay aus "einer persönlichen
Perspektive" (1993 der von Hanna-Renate Laurien, 1994 der von Jens
Reich); 2. Chronik, die aber innerhalb der Monate nicht streng
chronologisch, etwa nach den Tagesdaten, sondern nach (ganz
überwiegend) geographischen, z.T. auch Sach-Begriffen ordnet; ganz
unerwartet findet man dann aber im folgenden Teil unter Kultur eine
Kulturchronik die nach Tagesdaten angelegt ist und dann noch eine
ebensolche Sportchronik; 3. das Lexikon A - Z bildet schon allein auf
Grund seines Umfangs den Hauptteil; es "erläutert aktuelle Begriffe
und Schlagwörter und stellt Menschen vor, die ... neu oder in
besonderer Weise hervorgetreten sind;[8] es gibt Auskunft über
Organisationen und Institutionen und berichtet über sämtliche Staaten
der Erde"; eingeschlossen sind auch 10 (bzw. 12) Essays, "in denen
namhafte Autoren ... zu aktuellen Themen Stellung (nehmen)", 1994
u.a.: Arbeitsmarkt, Forschungspolitik, das Frauenbild der Katholischen
Kirche (von Rita Süssmuth), eine Rede von Günter Grass Über das
Sekundäre aus primärer Sicht (in der Rubrik Kultur) oder Betrachtungen
von Hans Mommsen zum 50. Jahrestag des 20. Juli 1944; 4. Nekrolog für
die im Berichtsjahr Verstorbenen mit äußerst knappen, auf Namen,
Beruf, Geburtsjahr (nicht Datum) und Todesort und -datum beschränkten
Angaben. Ein Personenregister erschließt alle vier Teile. Daß
Enzyklopädie-Jahrbücher durchweg farbig illustriert sind, ist
inzwischen selbstverständlich. Über ihren Nutzen kann man sich dagegen
nur vorsichtig-zurückhaltend äußern, zielen sie doch wohl in erster
Linie auf den Markt der privaten Lexika-Käufer. Ihre Funktion unter
verlegerischem Aspekt dürfte - wie auch bei den eigentlichen
Ergänzungsbänden - vor allem darin bestehen, den Ertragseinbruch zu
mindern, der zwangsweise nach Abschluß des Grundwerks eines
Großlexikons droht. Wem nicht gerade an den Essays gelegen ist - und
die liest man bestenfalls einmal -, sondern an aktueller, möglichst
komprimierter Information, und wer auf die bunten Bildchen verzichten
kann, dem ist mit speziellen Handbüchern zur aktuellen Information,
allen voran mit dem Fischer-Weltalmanach[9] für viel weniger Geld besser
gedient. Auch dieser enthält - allerdings in systematischer Anordnung,
und daher gezielt nur über das Register zu erschließen - Informationen
zu "aktuellen Begriffen und Schlagwörtern" wie Arbeitslosigkeit oder
Inflationsrate (im Kapitel Wirtschaft) oder Übersichten über die
wichtigsten Ereignisse auf kulturellem Gebiet (untergliedert nach
Bildender Kunst, Literatur etc.). Während also Bibliotheken gleich
welchen Zuschnitts ohne die BE kaum auskommen, können sie auf deren
Jahrbücher ohne große Nachteile verzichten.[10]
sh
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