Die beiden Verfasser gehen ihre Aufgabe in einer Kombination aus
historischer und systematischer Darstellung an. Sie gliedern das Buch
in mehrere selbständige Abschnitte, die sich zwar aufeinander
beziehen, aber in den Einzelheiten nicht aufeinander abgestimmt sind
und auch nicht aufeinander verweisen, sondern nur über ein
ausführliches Register miteinander verzahnt sind. Auch wenn man
versucht ist, die verschiedenen Kapitel den einzelnen Autoren
zuzuweisen, so wirkt das Buch doch einheitlich und aus einem Guß, wozu
nicht zuletzt der gut lesbare und flüssig formulierte Text beiträgt.
Um so ärgerlicher wirken gelegentliche kleinere Ungenauigkeiten,
Widersprüche und Flüchtigkeitsfehler, die den auf exakte Details
bedachten Leser irritieren müssen.[1]
Das Buch beginnt mit 60 Seiten Pressegeschichte bis 1933, danach
folgen 30 Seiten zur Presse im Nationalsozialismus, 17 Seiten zur
Lizenzpresse bis 1949, dann 210 Seiten zur Presse in der
Bundesrepublik bis 1990, zwei Kapitel zur Presse in der DDR mit 56
Seiten bis zur Wende und 33 Seiten bis zur Wiedervereinigung, danach
70 Seiten zur Presse nach 1990 und noch ein kurzer, abschließender
Ausblick. Es folgen ein Literatur- und Quellenverzeichnis, ein
Tabellenverzeichnis und ein ausführliches Personen- und Sachregister.
Anmerkungen und Belege sind jeweils den einzelnen Kapiteln
nachgestellt, sie dienen der Verifikation und erleichtern weitere
Literaturstudien. Wie erwähnt, sind alle Kapitel nicht nur historisch
gearbeitet, sondern enthalten jeweils systematische Abhandlungen zu
Strukturfragen und zu Einzelthemen. So finden sich schon im ersten
Kapitel grundsätzliche Bemerkungen zur Definition von Zeitung und
Zeitschrift und eine zeitübergreifende Abhandlung zur
"Pressefreiheit". Insbesondere im umfangreichen Kapitel über die
Presse in der BRD wird so mit Abhandlungen zu wirtschaftlichen
Grundlagen, zur Nutzung, zur Betriebswirtschaft und zum Presserecht
verfahren. Besonders hervorzuheben ist das Kapitel über die Presse der
"alten" DDR, das erstmals unter voller Kenntnis der Quellen aus
westdeutscher Sicht eine umfassende, systematische Beschreibung von
Funktion und Struktur der DDR-Presse bietet. Die ostdeutsche Presse
des Übergangs wird gleichfalls ausführlich in ihren Veränderungen und
Besonderheiten beschrieben. Es fällt auf, daß sich auch das Kapitel
zur Presse nach 1990 i.w. der ostdeutschen Presse widmet, da dort die
entscheidenden Veränderungen stattfinden, während die
Strukturänderungen der westdeutschen Presse unauffälliger sind.
Lediglich hier und im Ausblick-Kapitel kommen grundsätzlichere Fragen
der übergreifenden Medienkonzentration, der Europäisierung und der
veränderten Medienkonkurrenz zur Sprache. Berufsfragen des
Pressejournalismus werden ausführlicher nur im historischen ersten
Kapitel und im DDR-Kapitel behandelt, ähnliche Ausführungen hätte man
sich auch für das BRD-Kapitel gewünscht, zumal hier einige Vorarbeiten
vorliegen. Man darf sich also eine Überarbeitung wünschen, die die
Kapitel noch besser aufeinander abstimmt und einige Flüchtigkeiten
beseitigt.
Dennoch ist diesem Handbuch über die deutsche Presse auch in der
vorliegenden ersten Auflage zu bescheinigen, daß es seinem Anspruch
als grundlegendes Lehr- und Informationsbuch voll gerecht wird. Nicht
nur Hochschulbibliotheken, sondern alle Bibliotheken bis hin zur
größeren Zweigstelle sollten diesen Band und den hoffentlich bald
folgenden über die elektronischen Medien bereitstellen (auch wenn die
Titelaufnahme Schwierigkeiten bereitet). Eine weite Verbreitung und
weitere bearbeitete Neuauflagen sind dem Werk gern zu wünschen.
Wilbert Ubbens
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