Bekanntlich hat man in Tübingen schon vor längerer Zeit an einem
Ausbau der theologischen Dokumentation gearbeitet, was dann aus
äußeren Gründen bedauerlicherweise zu keinem Erfolg führte.[1]
Inzwischen hat sich die Situation vor allem hinsichtlich der
technischen Möglichkeiten elektronischer Datenverarbeitung sowie der
strukturellen Voraussetzungen in Bibliotheken und
Bibliotheksverbünden, bei den diversen Datenanbietern auf dem
Bibliographienmarkt etc. grundlegend geändert. So ist es nicht
verwunderlich, daß auch im Bereich theologischer Dokumentation seitens
des Tübinger Sondersammelgebiets wieder einiges in Bewegung kam.
Der neue Jahrgang des ZID ist ein erstes gewichtiges Ergebnis. Er
unterscheidet sich schon äußerlich durch seine typographisch schöne
Erscheinungsform vom Klebeumbruch-Layout vergangener Zeit. Möglich ist
dies dadurch, daß ab 1995 die Daten elektronisch in einer Datenbank
erfaßt werden, aus der dann die Hefte generiert werden. Dies führte
auch zu einer formalen wie inhaltlichen Verbesserung der sachlichen
Erschließung. Formal: die Register verweisen jetzt direkt auf
Titelnummern statt auf Seiten. Inhaltlich: Neben den biblischen werden
nun auch die zeitgleichen außerkanonischen frühchristlichen und
frühjüdischen Texte (Apokryphen, Pseudepigraphen des AT und NT;
Apostolische Väter, Qumran- und Nag-Hammadi-Schriften) erfaßt.
Personen- und Textschlagwörter werden auch beim Titel selbst
angezeigt, nicht nur im Register. Eine volle sachliche
Inhaltserschließung ist angezielt, personell aber derzeit noch nicht
zu leisten. Allerdings wird bereits jetzt auch mit einer
Klassifikation gearbeitet. Die Zahl der ausgewerteten Zeitschriften
soll weiter vergrößert werden. In die Datenbank (nicht den ZID) sollen
auch Sammelschriftenbeiträge aufgenommen werden; schließlich soll sie
auch retrospektiv (bis 1975) ergänzt werden, womit für 1994 schon
begonnen worden ist.
Verheißungsvoll ist die Ankündigung,[2] die Daten auch in
maschinenlesbarer Form zu verbreiten. Für theologische Bibliotheken
oder universitäre Datennetze etc. eröffnet sich damit die Möglichkeit,
elektronische Erschließungen sämtlicher gängiger Fachzeitschriften
anzubieten. Man kann nur hoffen, daß andere Sondersammelgebiete
nachziehen und ihre Daten möglichst in kompatibler Form anbieten.
Nebenbei: Die Papierausgabe ist dabei für die aktuelle Übersicht
weiterhin das praktikablere Medium. Retrospektiv ist aber natürlich
die elektronische Form weit überlegen.
Die ebenfalls angedeutete Zusammenarbeit mit der American Theological
Library Association (ATLA), der Herausgeberin der Religion indexes,[3]
dürfte vorerst für den deutschen Benutzer nicht so interessant sein.
Geplant ist, die Tübinger Daten im außereuropäischen Raum anzubieten.
Mittelfristig wird der Datenpool eine eigene CD-ROM ermöglichen. Er
wächst immerhin so schnell, daß die Datenbank schon nach vier Monaten
10.000 Einträge enthält. Bedauerlich bleibt dabei, daß die
unterschiedlichen Datenstrukturen ein Mischen der Daten der ATLA
- nämlich Religion index aber auch Catholic periodicals index[4] - mit
den Tübinger Daten des ZID nicht zulassen. Man darf aber hoffen, daß
findige Programmierer auf Dauer Oberflächen entwickeln, die Anzeigen
aus unterschiedlichen Dateien zusammenführen können.
Wie dem auch sei. Der Schritt zur Elektronisierung der theologischen
Zeitschriftendokumentation durch das Sondersammelgebiet Theologie in
Tübingen ist eine wichtige Neuerung auf diesem Sektor. Theologische
Literaturinformation wird dabei in einem wichtigen Bereich wesentlich
besser zugänglich.
Albert Raffelt
Zurück an den Bildanfang