Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 2
[ Bestand in K10plus ]
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Katalog der Sammlung Lehnemann
- 95-2-264
-
Katalog der Sammlung Lehnemann : juristische Schriften des
16. - 18. Jahrhunderts / hrsg. von Ulrich Dingler und Karl
Härter. Unter Mitarb. von Rolf Gehbauer und einer
Arbeitsgruppe des Max-Planck-Instituts für Europäische
Rechtsgeschichte. - Frankfurt am Main, 1994. - Teil 1 - 2
; 30 cm. - DM 428.00. - (Max-Planck-Institut für
Europäische Rechtsgeschichte, Postfach 930227, 60457
Frankfurt)
- [2698]
Als der Rezensent durch die Anzeige in der DNB auf diesen Titel
aufmerksam wurde, sagte ihm die Sammlung Lehnemann gar nichts. Auf die
Idee, in den einschlägigen Bänden des Handbuchs der historischen
Buchbestände in Deutschland nachzulesen, ist er damals nicht gekommen,
und hätte er es getan, wäre er nicht beim MPI für Europäische
Rechtsgeschichte gelandet, sondern bei der Stadt- und
Universitätsbibliothek Frankfurt, da das Register zum HHBD leider nur
eine der beiden Stellen nachweist (Bd. 5, 1.16), an denen die Sammlung
Lehnemann erwähnt wird. An der anderen, viel informativeren Stelle,
auf die man nur durch Blättern stößt, erfährt man dann unter der
Überschrift Dauerleihgaben an andere Bibliotheken und Institutionen
(Bd. 5, 2.247), daß sich "die Dissertationensammlung Lehnemann (ca.
13.000 Titel) ... seit 1987 für 10 Jahre zur Unterstützung eines
differenzierten Erschließungsvorhabens ..." im genannten MPI befindet.
Daß diese Sammlung dort gut aufgehoben ist, ergibt sich schon aus der
Tatsache, daß das MPI selbst über einen Bestand von inzwischen ca.
70.000 (Mehrfachexemplare eingerechnet) alten juristischen
Dissertationen verfügt und diese als Grundlage seiner
Forschungsarbeiten auch erschließt, d.h., zunächst einmal
katalogisiert, was der Sammlung Lehnemann an der StUB vermutlich noch
lange nicht passiert wäre. Damit hängt es wohl auch zusammen, daß die
StUB im HHBD die Zahl nur auf ca. 13.000 "in 650 Kapseln mit
durchschnittlich je 20 Stück aufgestellt(en)" Dissertationen schätzt.
In Wirklichkeit handelt es sich um ca. 21.000 Titel (genau: 20.717
Eintragungen), davon "ca. 16.000 zumeist rechtswissenschaftliche
gedruckte Dissertations- und Disputationsschriften des Zeitraums 1558
bis 1801". Die anderen ca. 5.000 Titel betreffen "einen breiten
Bestand weiterer im akademischen bzw. universitären Zusammenhang
entstandener Schriften ..., sowie kleinere wissenschaftliche
Abhandlungen und Kontroversen ...; [dazu kommt] ein größerer Bestand
allgemeiner historischer Schriften ..." (S. II). Diese Sammlung, die
der Frankfurter Jurist Heinrich Wilhelm Lehnemann (1723 - 1802)
zusammengetragen hat, "reicht ... von einem repräsentativ
erscheinenden Bestand juristischer und fachlich verwandter
Disputationsschriften, über ein beachtliches Vorkommen sonstiger
Universitätsschriften und Abhandlungen bis hin zu einem Bestand an
historischen und die Reichspublizistik betreffenden Schriften" (S.
II).
Die Unterstützung, die die DFG der Katalogisierung dieser Sammlung
gewährte, war an die Voraussetzung gebunden, daß 1. die Katalogisate -
wenn schon nicht völlig RAK-WB-gerecht - so doch zumindest weitgehend
an RAK-WB angelehnt sein müßten und daß sie 2. im MAB-Format der StUB
zu übergeben seien; diese wiederum hat sich verpflichtet, die Daten in
den Hessischen Verbund einzuspielen, wodurch diese (potentiell) auch
anderen Verbünden zur Nutzung zur Verfügung stehen. Die besondere
Schwierigkeit, der sich das MPI gegenübersah, bestand in der Tatsache,
daß bereits ca. 6000 Titel aus der Sammlung Lehnemann für das
Bio-bibliographische Repertorium des MPI aufgenommen worden waren, und
zwar in einem Datenformat, das nicht ohne weiteres kompatibel war.
Trotzdem ist es gelungen, diese Daten weitgehend in den jetzt mit dem
Datenbanksystem LARS bearbeiteten Katalog zu übernehmen. Über die
Änderungen gegenüber RAK-WB gibt die Einleitung ausführlich Auskunft.
Die Ordnung der Titelaufnahmen erfolgt nach dem ersten Verfasser (in
der Regel dem Präses); verfasserlose Schriften folgen am Schluß des
Verfasseralphabets. Die Titelaufnahme enthält die laufende Nummer und
den Namen des ersten Verfassers in Fettdruck; Sachtitel;
Verfasserangaben, ggf. präzisiert durch [Präs.] oder [Resp.];
Druckort, Drucker, Jahr und Umfangsangabe; Fußnote mit normiertem
Dissertationsvermerk bzw. Hinweis auf den Anlaß; Anzahl der Exemplare
(häufig 2 oder gar 3) und Signaturen. Register 1. der Respondenten; 2.
der zweiten und weiterer Verfasser, sonstiger beteiligter sowie
gefeierter Personen.
Daß dieser Katalog trotz der Existenz einer Datenbank auch in
gedruckter Form erscheint, ist durchaus zu begrüßen, macht er doch
neben den in den letzten Jahren erschienenen Katalogen alter
Dissertationen sowohl wegen seiner Qualität als auch wegen der
Quantität der verzeichneten Drucke eine sehr gute Figur. Es ist zu
hoffen, daß der Zugriff auf die im Hessischen Verbund gespeicherten
Daten wirklich möglich wird; hätten diese Daten früher in
maschinenlesbarer Form zur Verfügung gestanden, hätten sich die an der
Konversion ihrer Bestände vor 1850 arbeitenden Bibliotheken viel
Arbeit sparen können und i.d.R. auch bessere Aufnahmen vorgefunden, da
das MPI nach Autopsie katalogisierte.
Ein ausführlicher Werkstattbericht über die Erschließung der Sammlung
Lehnemann und die Erstellung eines Bio-bibliographischen Repertoriums
am MPI für Europäische Rechtsgeschichte ist für eines der nächsten
Hefte von IFB vorgesehen.
sh
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