***** keine Kurztitelaufnahme *****
Bevor die Lexika in ausführlichen Rezensionen bzw. in Kurzanzeigen
einzeln vorgestellt werden, wird hier zunächst versucht, sie unter
typologischem Aspekt zu vergleichen. Sie unterscheiden sich
untereinander fast ebenso stark, wie die behandelten Städte sich nach
Größe und Bedeutung unterscheiden, reicht doch die Spanne von
Millionenstädten wie Berlin und Wien über Großstädte wie Dresden bis
hin zu Mittelstädten wie Weimar mit ca. 59.000 und Stade mit ca.
45.000 Einwohnern. Daß sich die Größe nicht in jedem Fall im Umfang
eines solchen Lexikons wiederspiegelt, kann man schon daran sehen, daß
für Berlin nur ein, obzwar dicker Band vorliegt, während es für Wien
nicht weniger als 5 Bände sein werden. Daß es für Weimar gleich zwei
Lexika gibt, von denen jedes nach der Seitenzahl das Lexikon für das
nach Einwohnerzahl wesentlich größere Braunschweig übertrifft, muß
also andere Gründe haben. Andererseits haben alle diese Stadtlexika
einen mehr oder weniger starken Schwerpunkt bei der Stadtgeschichte,
was sich jedoch nur teilweise bereits an der Formulierung des Titels
ablesen läßt. Von der Verfasserschaft her unterscheiden sich diese
Lexika stark, reichen sie doch von solchen mit zahlreichen
Mitarbeitern über solche mit nur wenigen, bis hin zu Lexika, die aus
der Feder eines Einzelnen stammen. Was die Artikelarten betrifft, so
handelt es sich um typische Lexikonartikel, die, sofern eine
einheitliche Konzeption und ein waches Herausgebergremium existierten,
in der Regel von adäquater Länge sind. Lediglich die beiden
Einverfasserwerke bilden hier eine Ausnahme, ebenso wie das Lexikon
für Berlin, das 12 lange Sonderbeiträge enthält, das aber aus
typologischer Sicht nichtsdestotrotz ein Lexikon und kein Handbuch
ist, auch wenn es sich im Hauptsachtitel als solches bezeichnet. Was
den Gegenstand der Lemmata betrifft, so herrscht weitgehende
Übereinstimmung: behandelt werden Sachbegriffe der Topographie
(Straßen,[7] Gebäude, Bautypen, Denkmäler, Stadtteile), Institutionen
und Körperschaften (Schulen, Firmen, Vereine, Stiftungen) und
Publikationen (fast ausnahmslos Zeitungen und Zeitschriften). Bei den
Personen werden ausschließlich Verstorbene berücksichtigt, mit der
signifikanten Ausnahme des Lexikons für Berlin, das überhaupt keine
Personenartikel enthält. Auf die bei den einzelnen Lexika z.T.
erheblich divergierende Auswahl wird in den Einzelbesprechungen
hingewiesen. Ein weiterer Unterschied besteht im Vorhandensein mehr
oder weniger nützlicher Beigaben sowie in der unterschiedlichen
Funktionalität der Register (keines verfügt jedoch über ein
systematisches Register). Alle (bis auf die rühmenswerte Ausnahme des
Lexikons für Wien) sind mit Einleitungen versehen, die nur völlig
unzureichend über den Inhalt und die Auswahlkriterien Auskunft geben.
Ferner ist ihnen gemeinsam, daß Stadtkarten entweder ganz fehlen oder
nur sehr unzureichend sind. Wenn der Berichterstatter der Blätter für
deutsche Landesgeschichte den Aktualitätsanspruch der Stadtlexika als
"unabdingbares Prinzip" in den Vordergrund stellt,[8] so kann der
Rezensent dieser Meinung allerdings nicht beipflichten. Von dem
Sonderfall des Lexikons für Berlin abgesehen, das in der Tat bald eine
gründliche und aktualisierende Neubearbeitung erfahren sollte, sind
die anderen Lexika so stark historisch ausgerichtet, daß sie über
längere Zeit ihren Nutzen behalten werden, da sie die aktuellen
Entwicklungen fast völlig außer acht lassen. Dies gilt übrigens in
noch stärkerem Maße auch für die beiden an anderer Stelle besprochenen
topographischen Lexika zum antiken Rom,[9] bei denen es sich aber
gleichwohl um spezielle Stadtlexika handelt.
sh
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