Die Beiträge - wie üblich unterschiedlicher Qualität und Aktualität - behandeln, ohne daß dies durch eine wünschenswerte Gliederung augenfällig würde, die folgenden Bereiche: Erwerbung mit allgemeinen Beiträgen über Geschäftsgänge (W. Reinhardt, Wuppertal, weitgehend am Fall seiner eigenen Bibliothek orientiert) und Auswahlkriterien (A. Werner, Frankfurt); Zeitschriftensammlungen einzelner Bibliotheken (besonders lang R. Mai über die der Bayerischen Staatsbibliothek; T. Czepurnyi, Hannover, über die Sammlung osteuropäischer Literatur allgemein ohne Beschränkung auf Zeitschriften, an der Technischen Informationsbibliothek; W. R. Tannhof, Hamburg, über die dortige UB) bzw. Bibliotheksregionen (U. Burgemeister, Dresden, über die neuen Bundesländer vor und nach der Wende); Sammelschwerpunkte der DFG (A. Degkwitz, Bonn); Arten der Erwerbung (B. Adlung, Erfurt, über den Schriftentausch in der DDR; Kauf mit einem Beitrag von K. Lampe und A. Bein, Frankfurt, über die Agentur Swets & Zeitlinger). Während all diese und die weiteren Beiträge so gut wie ausschließlich die Situation in den wissenschaftlichen Bibliotheken im Auge haben, handelt K.-P. Böttger (Mühlheim a.d.R.) über Zeitschriften in öffentlichen Bibliotheken. - Obwohl diese Beiträge vielfach auch Benutzungsaspekte behandeln, kommt dieser Punkt insgesamt mit einem Beitrag von G. Herdt (Berlin) über den auswärtigen Leihverkehr etwas kurz weg. Weitere Beiträge behandeln Typen von fortlaufenden Sammelwerken (H. Bohrmann, Dortmund, über Zeitungen) bzw. Angebotsformen (E. Lapp, Jülich, über Zeitschriften in Mikroform; U. Schwersky über CD-ROM, ein Beitrag, der hier nicht am rechten Ort ist, da er nur periphär auf Zeitschriften eingeht und man auf diesem Gebiet den Lesern von Serials librarian gewiß nichts Interessantes bieten kann). Zwei Beiträge behandeln die Inhaltserschließung (I. Illmer, Osnabrück, über die IBZ des Verlages Dietrich; J. Marbach, Hamburg, über die Nutzung internationaler Referatedienste und der Datenbanken).
Daß diese Aufsatzsammlung überhaupt in IFB behandelt wird, liegt an
den drei Beiträgen über die deutschen Zeitschriftengesamtkataloge von
H. Walravens und G. Franzmeier, beide Berlin, ersterer über die
Anfänge der Gesamtkatalogisierung (bis 1945), letzterer über den
Neubeginn nach 1945 und reichend bis 1970 in der BRD bzw. bis zur
Wende in der DDR (GAZS, GAZS,Nachtr.; GAZ, NAZ, ZKZ; BZV, NZN) sowie
über die Zeitschriftendatenbank. Die beiden letzten Beiträge sind
besonders faktenreich, da ihr Autor maßgeblich an der Fertigstellung
des GAZS und der Schaffung der ZDB beteiligt war. Umso bedauerlicher
ist es, daß er sich jeglicher Literaturangaben enthält, wäre es doch
wünschenswert, dieses wichtige Kapitel einmal gründlich, sozusagen aus
den Akten zu bearbeiten; der Autor wäre dafür besonders kompetent, ist
er doch einer der wenigen verbliebenen Zeitzeugen der Ära Rister,[2]
dessen Name in dem völlig entpersonalisierten ersten Beitrag nicht
vorkommt. Die Gesamtkataloge für Zeitungen mit ihren besonderen
Problemen werden in den drei Beiträgen sowie in dem über Zeitungen
eher stiefmütterlich, wenn überhaupt behandelt. Gerade auf diesem
Gebiet tut sich jedoch seit wenigen Jahren außerordentlich viel, so
daß beabsichtigt ist, über die laufenden Projekte retrospektiver
Zeitungsbibliographien und -kataloge im Jahre 1996 in einem Beiheft zu
IFB zu berichten.
Den Schluß des Bandes bildet eine Auswahlbibliographie zum Thema
Zeitschriften in deutschen Bibliotheken seit 1945 mit 152 Titeln, die
alphabetisch innerhalb von Dekaden (von 1946/55 bis 1986/94)
verzeichnet und durch ein Verfasserregister erschlossen sind. Die
Anlage überzeugt den Rezensenten wenig (er hätte eine sachliche
Ordnung vorgezogen), und was die Vollständigkeit der Verzeichnung in
diesem Bereich betrifft, zu dem "verhältnismäßig wenig Literatur
erschienen" (Vorbemerkung) ist, möchte er sich nicht verbürgen;
zumindest fehlen zahlreiche Titel zum Bereich Zeitungen in
Bibliotheken,[3] insbesondere auch solche der publikationsfreudigen
ehemaligen Zeitungskommission des DBI.
So interessant bei aller Verschiedenheit die meisten Artikel sind, so
fragt sich der Rezensent, ob dem Leser von Serials librarian dadurch
ein abgerundetes Panorama des Zeitschriftenwesens in deutschen
Bibliotheken eröffnet wird; er ist da eher skeptisch, denn selbst wenn
es natürlich nur ausnahmsweise möglich ist, für alle Themen Bearbeiter
und noch dazu kompetente zu gewinnen, so müßte der Herausgeber stärker
eingreifen und zumindest einen zusammenfassenden Einleitungsbeitrag
beisteuern.
sh
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