Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
[ Bestand in K10plus ]
Bibliotheksbuchbinder
- 95-3-340
-
Bibliotheksbuchbinder : Firmenverzeichnis und
Qualitätsanforderungen / [in Zsarb. mit der Kommission des
Deutschen Bibliotheksinstituts für Bestandserhaltung
bearb. von Helga Laux]. - Berlin : Deutsches
Bibliotheksinstitut, 1995. - 263 S. ; 21 cm. - ISBN
3-87068-481-X : DM 28.00
- [2898]
Verzeichnet sind 184 Bibliotheksbuchbinder im Ortsalphabet. Zu den
Selektionskriterien heißt es im Vorwort: "eine Auswahl freier
Buchbinder, die uns [i.e. der Bearbeiterin; so in der Selbstanzeige im
Bibliotheksdienst. - 29 (1995),7, S. 1189)] zum Zeitpunkt der
Bearbeitung durch Recherchen bekannt war. Regionale Lücken sind leider
vorhanden." Von letzterem kann man sich schnell überzeugen, sie
stechen förmlich ins Auge. Die Angaben beruhen auf Selbstauskunft der
Firmen und wurden nicht auf Richtigkeit und Qualität überprüft, was
man auch nicht erwarten kann. Die Angaben zum "Leistungsprofil" sind
ebenso ausführlich wie stereotyp, da die meisten Buchbinder bei fast
allen Punkten des Fragebogens ein Kreuzchen gemacht haben: sicherlich
hätte es der Übersichtlichkeit aufgeholfen, die wirklich relevanten
Grundleistungen in einer vorweg abgedruckten Tabelle zusammenzufassen
und bei den einzelnen Firmen nur anzugeben, welche Arbeiten sie nicht
ausführen (z.B. das Binden von Zeitungsbände). So kann man etwas bei
jedem Bibliotheksbuchbinder davon ausgehen, daß er sowohl Fadenheftung
als auch Klebebindung anbietet und allenfalls wäre ein Hinweis darauf
sinnvoll, ob er auch Handheftung vornimmt; letzteres ist aber in der
Praxis so selten erforderlich, daß man es vernachlässigen kann, denn
natürlich kann das jeder Buchbinder, und die Frage ist nur, was er
dafür verlangt und ob man das bezahlen will. Überhaupt orientiert sich
der Fragebogen an den im Anhang abgedruckten RAL-Richtlinien bzw.
-Entwürfen und sonstigen "Leitsätzen", die allesamt aus längst
vergangenen Zeiten stammen (es ist auch nicht verwunderlich, daß der
letzte "Entwurf" von 1980 nie über das Entwurfsstadium hinausgekommen
ist). Welche Bibliotheken können es sich eigentlich heute noch
leisten, strikt nach diesen Normen binden zu lassen, die ihren Preis
haben? Oder wann braucht eine Bibliothek einen "Ganzleder-, Halbfranz-
und Ganzfranzband"? Wohlgemerkt: das Verzeichnis soll dem täglichen
Massenbedarf der Bibliotheken dienen, "Buchbinder, die vorrangig
restauratorisch tätig sind" fehlen sowieso. Wie nützlich ist also das
Verzeichnis für die Praxis? Wenig, meint der Rezensent, wenn er die
Lücken in seinem Einzugsgebiet sieht; dazu vermißt er die wichtige
Information, ob eine Firma nur die nähere Umgebung bedient, oder eine
"Reisebuchbinderei" betreibt. Ferner fehlt jeglicher Hinweis auf die
Kapazität, denn was nützt die beste Qualität, wenn die Buchbinderei
nicht mehrere Hundert Bände je Auftrag bearbeiten und pünktlich
zurückliefern kann? Wichtig wäre auch die Angabe von Referenzen von
Bibliothekskunden gewesen. Die Bearbeiterin hat es auch versäumt, auf
die Notwendigkeit von Ausschreibungen hinzuweisen, soll es doch immer
noch Bibliotheken geben, die ihre Buchbinderarbeiten ohne
Ausschreibung vergeben. Hier hätte man sich handfeste Ratschläge
gewünscht: z.B. statt auf RAL zu starren, zu überlegen, welche
preiswerten Einbände dem bibliothekarischen Massengut und dessen
Erhaltung angemessen sind; oder die Erfordernis, die z.T. unnötig
starke Differenzierung der Einbandarten auf wenige Grundtypen zu
reduzieren, damit große einheitliche Partien entstehen, bei denen man
auch entsprechend günstige Preise erzielen kann. Dem im Vorwort
geäußerten Anspruch genügt das Verzeichnis nämlich mitnichten: "Mit
den Angaben über das Leistungsprofil der Buchbinderfirmen geben wir
den Bibliotheken eine Entscheidungshilfe an die Hand, die die
differenzierte Behandlung des zu bindenden Materials objektorientiert
ermöglicht." Der Abdruck von Musterausschreibungen ausgewählter
Bibliotheken wäre gleichfalls ein Beitrag zur praktischen Umsetzung
gewesen. - Ein verzichtbares, da wenig "objektorientiertes" (d.h. auf
die Praxis ausgerichtetes), am grünen Tisch entstandenes Adreßbuch.
sh
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