Er behandelt die Buchmalerei vom Beginn des hebräischen Buchdrucks bis
zum ausgehenden 18. Jahrhundert.[2] Nach einem historischen Abriß über
das europäische Judentum bis zum Ende des 18. Jahrhunderts werden
Schreiber, Drucker und Buchmaler mit ihren Werken vorgestellt. Eine
Reihe wichtiger biographischer Daten konnte dabei auch vielen
Kolophonen entnommen werden. Im Mittelpunkt der religiösen Werke
stehen zwei Gruppen von Kodizes; zum einen die zahlreichen
Pesach-Haggadot-Handschriften mit einer relativ hohen Verbreitung im
aschkenasischen Raum, zum anderen Gebets- und Andachtsbücher, die -
wie die Pesach-Haggada - für die einzelne Familie angefertigt wurden.
Das Verdienst der Verfasser liegt nun auch und gerade in der, nahezu
ausnahmslos auf Autopsie beruhenden Beschreibung dieser Handschriften
und Drucke. Mit erstaunlicher Übersicht werden Vorlagenfragen
erörtert, Provenienzen ermittelt, ikonographische Besonderheiten
erläutert; die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte einzelner Stoffe,
Motive oder Werke wird in der Regel ausführlich entwickelt. Erfreulich
ist, daß die hier vorgestellten Bücher mit Bibliotheksstandort und
-signatur jederzeit eindeutig identifizierbar sind. Die Ergebnisse der
Untersuchungen sind beeindruckend; so etwa konnte anhand der
Darstellung von Bibelszenen nachgewiesen werden, daß bereits im frühen
Mittelalter eine Verbindung zwischen christlicher und jüdischer Kunst
bestand. Des weiteren dokumentiert der Band - ein überzeugendes
Zusammenwirken von Kunstgeschichte und Judaistik -, daß die These von
der Bilderfeindlichkeit der Juden kritisch zu werten ist. Die
aschkenasische - und auch die sephardische - Buchmalerei ist, wie die
zahlreichen Abbildungen zeigen, reich an schmückenden und
darstellenden Elementen. Auch jüdische Lederschnitteinbände sind, wie
Otto Mazal in seinem Beitrag (S. 189 - 208) ausführt, nicht
schmucklos; so etwa fungieren als ikonographisches Hauptmotiv
Fabelwesen in verschiedenster Gestalt.
Das zweibändige Werk Schuberts wird durch je ein Verzeichnis der
Abbildungen und der abgebildeten Kodizes und Drucke erschlossen. Das
Verzeichnis der ausgewählten Literatur läßt jedoch Fragen offen;
beispielsweise wird allgemeine, einführende Literatur kaum aufgeführt.
Gravierend aber ist vor allem, daß Abkürzungen (von Zeitschriften,
Schriftenreihen etc.) nicht aufgelöst werden. Damit werden dem
interessierten Leser, der die komplexe, dem abendländischen
Kulturkreis teilweise fremde Thematik erarbeiten möchte, unnötige
Schwierigkeiten bereitet. Dessen ungeachtet aber liegt ein gewichtiges
Sachbuch vor, das die Forschung zur Kultur- und Geistesgeschichte und
insbesondere zur jüdischen Buchmalerei im europäischen Kontext
wesentlich bereichert.
Reinhard Tenberg
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