Berücksichtigt sind einschließlich Doppelnennungen 145 Orte, die alphabetisch unter folgenden zentralen Orten verzeichnet sind, d.h. ohne Berücksichtigung von Ländergrenzen, was die regionalen Schwerpunkte von Zeugen jüdischer Kultur nicht leicht erkennen läßt und zu eigenartigen Nachbarschaften (Trier gleich neben Veitshöchheim) führt: Berlin (7), Hamburg (8), Hannover (13), Kassel (15), Köln (19), Frankfurt (43), Nürnberg (31), Stuttgart (18), München (11), Erfurt (7). Völlig unnötig ist das Verfahren, einzelne Orte mit identischen Artikeln bei zwei zentralen Orten, also doppelt einzutragen, weil sie von beiden aus zu erreichen sind (so Ulm unter Stuttgart und München, Würzburg unter Frankfurt und Nürnberg). Daß die Auswahl vor allem wohl mit Präferenzen und Ortskenntnis der Autoren zu tun hat, liegt auf der Hand und entspricht allenfalls bei den neuen Bundesländern mit deren Nachholbedarf in Sachen Pflege jüdischer Kultur in etwa dem "touristischen" Angebot.
Die Artikel zu den großen Orten jüdischer Kultur beginnen mit einer
Inhaltsübersicht, es folgen eine knappe Geschichte des Judentums am
jeweiligen Ort, sodann die Beschreibung der Denkmäler (hier u.a.:
Synagogen, Museen, das Dokumentationszentrum, Gedenkstätten,
Friedhöfe); die Angaben zu den einzelnen Denkmälern sind sehr
verschieden ausführlich, auch sehr unterschiedlich inhaltsreich und
zuverlässig; ein negatives Beispiel ist die Beschreibung der Neuen
Synagoge in der Oranienburger Straße: hier gibt jeder bessere
Berlin-Führer ausführlichere und sachkundigere Auskunft.
Literaturangaben fehlen. Das Verdienst des Reiseführers liegt auch
eher in der Hinführung zu den wenig bekannten Zeugnissen des deutschen
Landjudentums: "genaue Adressen, Öffnungszeiten und
Zutrittsmöglichkeiten" sind genannt, allerdings mit Einschränkungen,
welche die Verfasser selbst im Vorwort ansprechen.[2] - Beigaben:
zahlreiche Farbphotos zumeist schlechter Qualität; Chronologie zur
Geschichte der Juden in Deutschland (S. 13 - 26); Glossar (S. 242
- 256); Hebräische Buchstaben und Zahlen (S. 257 - 259); Register der
Orte, Personen und Sachbegriffe (mit den meisten Eintragungen unter
Bautypen, z.B. Synagoge, mit dem Ort als Unterschlagwort).
Die Qualität der Klebebindung ist leider miserabel: lose Blätter
stellten sich bereits beim Blättern zum Zwecke der Rezension ein; sie
dürften sich stark vermehren, sobald der Rezensent erst einmal mit
Hilfe dieses zur Erkundung anregenden, speziellen Reiseführers ins
Gelände gehen wird. Sein Nutzen resultiert nicht zuletzt aus der
Tatsache, daß die (wiederhergestellten) Denkmäler jüdischer Kultur in
den allgemeinen (Kunst-)Reiseführern noch keineswegs angemessen
repräsentiert sind.
sh
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