Knaurs Lexikon der Weltliteratur erschien zuerst 1979, dann in 3., überarb. Aufl. 1986 als Knaur-Taschenbuch Nr. 7707 und erneut mit der Ausgabenbezeichnung "3. Aufl., aktualisiert und neu bearb." 1992. Wie sich die jetzt erschienene, ohne Auflagenbezeichnung als "aktualisiert und neu bearb. Ausg." bezeichnende Taschenbuchausgabe zu ihren Vorgängern verhält, hat der Rezensent nicht nachgeprüft, zumal sie das Vorwort zur 2. und 3. Auflage abdruckt. Das Lexikon dient der "erste(n) Information für interessierte Laien, für Literaturfreunde und heranwachsende Literaturliebhaber, für Schüler ...", wobei die Nennung der beiden letzteren Zielgruppen wohl mit dem Brotberuf des Verfassers - eines Gymnasialdirektors - zu erklären ist (in den Ausg. bis 1976 bezeichnete er sich als Herausgeber und es waren auch noch weitere Autoren und Mitarbeiter genannt). Das Lexikon besteht aus zwei Alphabetteilen: 1. Autoren und anonyme Werke (es gibt demnach nicht etwa Artikel unter den Sachtiteln literarischer Werke, von denen der Autor bekannt ist) und 2. literarische Sachbegriffe (S. 911 - 1041). - Die ca. 5000 Autorenartikel sind mit durchschnittlich ca. 10 - 15 Zeilen äußerst knapp, glgtl. vergleichsweise disproportioniert (Büchner 1/2 Sp., Lagerlöf 1 Sp.) und beschränken sich auf die Nennung von Texten, führen also keine Sekundärliteratur auf. Bei den Sachartikeln fehlen Literaturangaben völlig. - Trotz des höheren Preises, aber bei fast identischem Seitenpreis, würde der Rezensent auch einem Schüler oder einer Schülerin, von Studenten oder Studentinnen ganz zu schweigen, eher den Literatur-Brockhaus schenken.
Das aus der Zusammenarbeit der Redaktionen zweier angesehener amerikanischer Verlage - Merriam Webster und Encyclop‘dia Britannica - hervorgegangene einbändige Literaturlexikon mit seinen über 10.000 (Verlagsangabe) Artikeln läßt sich insofern nicht mit den beiden vorhergehenden vergleichen, als es außer Artikeln für Autoren und literarische Termini auch zahlreiche Eintragungen sowohl für einzelne Werke (unter dem englischsprachigen Titel) als auch für literarische Figuren enthält. Berücksichtigt sind alle Epochen und alle Nationalliteraturen, doch fehlen Artikel für letztere. Die nicht-englischsprachigen Literaturen sind adäquat vertreten, Stichproben für die deutsche Literatur belegen die Berücksichtigung auch - und schon gar außerhalb der deutschsprachigen Länder - wenig bekannter Autoren. Dagegen fehlen Literaturangaben; genannt sind bei den Autoren lediglich ihre Hauptwerke mit Originaltitel und englischsprachiger Übersetzung (solche Werke, für die eigene Artikel existieren, sind markiert). Die Auswahl der ca. 250 Schwarzweiß-Abbildungen macht einen ausgesprochen zufälligen Eindruck. - Ein solide gearbeitetes, erfreulich "internationales" einbändiges Lexikon der Weltliteratur, von denen es in den englischsprachigen Ländern nicht allzuviele gibt. Da sich solche Lexika stets in erster Linie an ein breites Publikum im Herkunftsland wenden, ist freilich die Anschaffung für Bibliotheken hierzulande nicht vordringlich.
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