Bemerkungen zu Aussprache und Schreibung des Russischen (S. 7), Abkürzungen und Worterklärungen (S. 8) sind für die Benutzung unerläßlich. Die vor der bereits erwähnten Bibliographie stehenden Tafeln der Moskauer Metropoliten, russischen Patriarchen, Moskauer Erzbischöfe bzw. Metropoliten, russischen Patriarchen II, Moskauer Fürsten, Großfürsten von Vladimir und Moskau, Großfürsten von Moskau, Moskauer Zaren (S. I - V) helfen zu höchst wünschenswerter Orientierung.
Die Bibliographie allein qualifiziert diese Arbeit schon in besonderer
Weise für den Informationsapparat jeder wissenschaftlichen
Bibliothek.[3] Da die angegebene Literatur gelegentlich begrüßenswert
über den eng verstandenen Gegenstand hinausgeht, wäre ein Titel
empfehlenswert,[4] der andeutet, daß die Stadtthematik in Rußland sich
nicht auf Moskau beschränkt. Schließlich gibt es ja eine
Stadtproblematik, die von der "freimachenden Stadtluft" bis zum
"Sündenpfuhl Großstadt" reicht und die ein unerschöpfliches und
konstitutives Thema europäischer Entwicklung ist. Ob man weiter als
geschehen bibliographisch die Millenniumsliteratur erwähnen sollte,
sei dahingestellt.[5] Daß das Thema Stadt aktuell ist, läßt sich an
manchen Neuerscheinungen ablesen.[6] Allerdings wäre eine Arbeit zur
Troice-Sergieva Lavra aufzunehmen.[7] Die Fülle des beigefügten
Abbildungsmaterials und die bibliographische Durcharbeitung verdient
besondere Zustimmung. Der Verfasser verfügt als slawistischer
Sprachwissenschaftler nicht nur über die oben genannten zusätzlichen
Kenntnisse, sondern ist auch im nötigen Umfang
kirchengeschichtlich-liturgisch bewandert. Zu erwähnen ist auch die
angemessene Berücksichtigung der Friedhöfe, die wissenschaftliches
Interesse beanspruchen.[8] Ob man bei einer 2. Auflage die erhebliche
Mühe, ein Sachregister zu erstellen, investieren sollte, ist zu
fragen. Das Werk hat nicht nur Bedeutung für interessierte Ausländer
und Informationsabteilungen wissenschaftlicher Bibliotheken. Es hilft
auf einem Gebiet auch den Russen bei ihrer unumgänglichen Arbeit an
der Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte seit 1917 und an der
Wiedergewinnung einer Identität,[9] wozu der hier so gründlich,
umfänglich und mustergültig bearbeitete Gegenstand unverzichtbar
gehört.[10] Gelegentlich weist der Verfasser auf Einschränkungen hin,
denen er sich unterwerfen mußte, wie z.B. bei Haus- und Privatkirchen.
Dafür muß man angesichts der enormen Leistung Verständnis haben. Sind
doch die berücksichtigten Objekte keineswegs nur orthodoxer
Provenienz, so daß von ihnen überdies eine Anregung für speziell
kirchengeschichtliche Arbeiten ausgeht.
Dieses herausragende Werk der Kulturgeschichte wird für lange Zeit mit
dem Namen eines slawistischen Sprachwissenschaftlers aus Bamberg,
woher man slawistisch auch sonst Gutes hört,[11] verbunden bleiben. Der
Dank dafür ist groß, interdisziplinär, international und nicht zuletzt
bibliothekarisch. Persönlich dankt der Rezensent für eine Erinnerung
an einen unvorbereiteten Besuch mit nachhaltigem Eindruck in Fili (S.
449 - 451).
Horst Röhling
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