Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
[ Bestand in K10plus ]
Films into books
- 95-3-424
-
Films into books : an analytical bibliography of film
novelizations, movie, and TV tie-ins / by Randall D.
Larson. - Metuchen, NJ ; London : Scarecrow Press, 1995.
- VIII, 608 S. ; 22 cm. - ISBN 0-8108-2928-2 : $ 69.50
- [2991]
Daß die Beziehungen zwischen Literatur und Film nicht einbahnig nur in
Richtung von literarischer Vorlage zu ihrer Verfilmung verlaufen,
dürfte allen gegenwärtig sein, die sich an multimediale
Werbeaktivitäten anläßlich der Vermarktung aufwendig produzierter
Filme erinnern. Unter dem Motto "das Buch zum Film" werden nicht nur
literarische Vorlagen von Filmen (neu) aufgelegt, sondern auch
Literarisierungen von Filmen als Koppelprodukt (us-amerikanisch
tie-in) - neben Filmmusiken, Spielzeug, T-Shirts etc. - vermarktet.
Hier soll nicht die Veröffentlichung von Drehbüchern angesprochen
werden, die für sich eine besondere Klasse von Literatur bilden,
sondern gemeint sind Literarisierungen im Sinne der Überführung eines
Films in eine romanhafte Erzählung. Literarisierungen haben den Film
in allen Perioden seiner Geschichte begleitet, und nicht weiter
verwunderlich ist, daß Literarisierungen von Stummfilmen einen frühen
quantitativen Höhepunkt solcher schriftstellerischen und
verlegerischen Aktivitäten markierten (photoplays). Daß wir es hier in
aller Regel nicht mit Glanzpunkten literarischer Schöpferkraft zu tun
haben, dürfte der gängigen Vorurteilsstruktur entsprechen, und so
folgen wir gern dem sachkundigen Autor, daß 99% der entsprechenden
Produktionen in keiner Weise bemerkenswert sind. Die bibliographische
Aufarbeitung des bildlichen "einen Prozents" lohnt aber inzwischen,
nicht nur wegen der absoluten Menge des Materials, sondern weil somit
erstmals ein subliterarisches Genre in seinen bemerkenswerteren
Produkten dokumentiert und der weiteren wissenschaftlichen Forschung
zugänglich gemacht werden kann. Da der Autor weiß, daß er sich auf
unerschlossenem literarischen Terrain bewegt, leitet er seine
Bibliographie mit einer ersten und vorläufigen Beschreibung des Genres
ein und fügt danach 52 von ihm bearbeitete Stellungnahmen (viewpoints)
von Autoren in alphabetischer Folge von Piers Anthony, Isaac Asimov,
Michael Avallone über Arthur C. Clarke und Charles N. Heckelmann bis
zu Howard Weinstein, William Woolfolk und Chelsea Quinn Yarbro hinzu.
Beide Kapitel wären ein eigenes Buch wert gewesen und erschließen mit
Arbeitsproben und Werkstattnotizen das Genre in sehr anschaulicher und
auch unterhaltsamer Weise. Den dritten Teil seines Buches widmet der
Autor schließlich der Bibliographie: Zunächst werden in der
alphabetischen Folge der Film- und Fernsehserientitel die
gleichlautenden resp. neuen Titel der Literarisierungen mit ihren
Autoren und den bibliographischen Daten (Verlag und Jahr) der
Erstveröffentlichung aufgeführt (zusätzlich werden Filmgenre und
literarisches Genre mit Kürzeln markiert, Drehbuchautoren angegeben
und die Beziehungsverhältnisse von Film und Literarisierung
charakterisiert), danach folgt die alphabetische Liste der Autoren mit
den von ihnen literarisierten Filmen in chronologischer Folge. Über
3000 Literarisierungen von ca. 1300 Autoren werden auf diese Weise
bibliographisch verzeichnet und noch zusätzlich durch ein gemeinsames
Register aller Personen und Filmtitel erschlossen. Daß sich alles
Material und alle bibliographischen Angaben auf US-amerikanische
Provenienz beziehen, sei - da quasi selbstverständlich - nur der
Vollständigkeit halber angemerkt. Denn wie ist der Autor an sein
Material gekommen und wodurch legitimiert sich seine Auswahl? Durch
seine Kontakte als ausgewiesener Autor und Herausgeber von
Abhandlungen zur Filmmusik, als Schriftsteller von
Science-Fiction-Romanen, durch die Auswertung von verwandten
Bibliographien (deren bibliographisch entlegene Daten mitgeteilt
werden), durch die Auswertung von Antiquariatskatalogen und durch
vielfältigen Besuch einschlägiger Antiquariate, durch eigene Kenntnis
und eigenes Urteil. Und wann hat er das alles zusammengestellt? In
seiner Freizeit und neben seiner Arbeit als "emergency communications
supervisor for the San Jose (Calif.) Fire Department" und neben dem
berufsmäßigen Verfassen von Fachartikeln über Feuerwehren und
öffentliche Notdienste. Ein Buch als gelungenes Beispiel dafür, wie
aus privatem Engagement kenntnisreich literaturwissenschaftlicher und
bibliographischer Fortschritt befördert wird.
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