Die Einträge umfassen Begriffe, Einzelereignisse, Organisationen, Epochen, Personen aus allen Bereichen. Dabei erscheint die Auswahl aus Kunst, Literatur und Kultur problematisch, da (zwangsläufig) subjektiver als bei solchen aus Politik, Wirtschaft oder Zeitgeschichte. Namen von Organisationen und spezifische Begriffe werden in Deutsch (stets korrekt) zumindest als Verweisung auf den englischsprachigen Begriff verzeichnet, so daß man in beiden Sprachen fündig werden kann. Verweisungen innerhalb der Artikel sind nur da unzureichend, wo es an redaktioneller Sorgfalt bei der Abstimmung zusammengehörender Einträge mangelt: so werden z.B. bei der F.D.P. die Freiburger Thesen nicht erwähnt, weswegen auch nicht auf den eigenen Eintrag hierzu verwiesen werden kann. Viele Einträge zum politischen System der Bundesrepublik und zur deutschen Zeitgeschichte sind pointiert mit amerikanischen Bezügen geschrieben, d.h. es werden die Unterschiede zu US-amerikanischen Verhältnissen herausgestellt (z.B. bei gesellschaftspolitischen Begriffen, oder bei deutschen Besonderheiten wie Vergangenheitsbewältigung) und außenpolitisch die Verbindungen zu den USA besonders berücksichtigt. Ausführlich wird das Lexikon dann, wenn es um Perioden geht, in denen die USA direkt auf die deutsche Geschichte eingewirkt hat: Entnazifizierung ist mit 7 Seiten der umfangreichste Eintrag. Recht interessant sind die Einträge zu Begriffen der politischen Kultur oder zu solchen, die sich täglich in der Publizistik finden, aber für nicht in Deutschland Lebende schwer zu erschließen sind, wie z.B. Streitbare Demokratie, Wandel durch Annäherung, Wende oder auch Besserwessi, Fundis und Realos. Leider ist keine stringente redaktionelle Linie bei der Entscheidung über die Wertigkeit der einzelnen Einträge zu erkennen: Konkordat bekommt einen ausführlicheren Eintrag als KZ, die deutsche Raumfahrt hat einen 4seitigen aber der Zusammenbruch der DDR einen 2,5seitigen Eintrag. Wirklich präzise und für den politisch Interessierten ausreichende Definitionen finden sich aber kaum, das Nachschlagewerk ist in diesem Sinne wenig lexikalisch, sondern eher beschreibend und illustrierend: Alle Bundestagswahlen werden in jeweils eigenen Einträgen breit beschrieben, doch die Erklärung des Wahlrechts und die Charakterisierung von Entwicklungen im Überblick kommen zu kurz. Außerdem kann eine Kurve oder Tabelle aussagekräftiger sein als ein langer unübersichtlicher Text mit einzelnen Prozentangaben. Insgesamt sind die Erklärungen häufig zu oberflächlich und dadurch ungenau (z.B. Definition von "Bundesversammlung" im Artikel Federal President).
Ärgerlich sind tendenziöse Darstellungen, auffällig besonders im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik: Negativ wertend sind die Einträge zu Themen wie Friedensbewegung, Kriegsdienstverweigerung und damit in Beziehung gestellte Personen (z.B. Walter Jens). Einmal aufmerksam geworden erklärt sich auch der überlange Eintrag zu Bundeswehr Universities: der Hauptautor, Wayne C. Thompson, ist Professor am Virginia Military Institute und Initiator und Betreuer eines "cadet exchange" zwischen seinem Institut und den deutschen Bundeswehrhochschulen.
Resumé: Der Band kann als leidlich nützliches landeskundliches
Nachschlagewerk für amerikanische undergraduates im Bereich German
studies dienen - mehr aber nicht.[1]
Klaus Ulrich Werner
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