Nach kurzen Bemerkungen zur Geschichte der GUS folgen zwölf analog aufgebaute Kapitel, die jeweils einen Überblick über Territorium und Bevölkerung eines Staates, einen Abriß seiner Geschichte und Informationen zur aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage bieten. Regelmäßig Beachtung finden z.B. die Entwicklung des Bruttosozialprodukts, die durchschnittlichen Lebensverhältnisse, Nationalitätenfragen, die Parteienlandschaft und die ökologische Situation. Hinzu kommen hervorgehobene Textblöcke mit individuellen Exkursen wie eine Chronik des Karabach-Konflikts 1988 - 1992 (Aserbaidschan) oder Informationen über das Atomtestgelände bei Semipalatinsk (Kasachstan). Die Kapitel sind zwischen 17 (Turkmenistan) und 37 (Rußland) Seiten lang und werden durch Karten, Schaubilder und Tabellen bereichert. Einige Literaturhinweise schließen jeden Beitrag ab. Ein knappes Verzeichnis am Ende des Bandes enthält zusätzlich übergreifende Literatur. Gegenüber der ersten Auflage von 1992 wurde das Werk geringfügig erweitert und aktualisiert.
Das Politische Lexikon GUS vermittelt gute Grundkenntnisse und ist
flüssig, bisweilen vielleicht etwas zu salopp geschrieben. Wirklich
tiefgehende Einwände betreffen aber allein die technische Einrichtung
des Bandes. Zwar ist die je separate Beschreibung der unabhängigen
einstigen Sowjetrepubliken sicher sinnvoll, doch wären zur
Erleichterung von Vergleichen einige abschließende Datensynopsen oder
zumindest ein Tabellenverzeichnis nötig. Daß jede Information an zwölf
Stellen aufgespürt werden muß, ist kaum akzeptabel.[1] Nachteilig ist
auch das Fehlen eines Registers. Zweifellos dürfte z.B. nicht immer
bekannt sein, daß die Geschichte Bessarabiens unter Moldowa fällt oder
Karakalpakien einen Teil Usbekistans bildet. Bei einer weiteren
Neuauflage wäre schließlich auch für eine gründlichere Abstimmung der
geographischen Namen zu sorgen: Allzuoft weichen die Namen im
Haupttext und die Beschriftung der gezeichneten Landkarten voneinander
ab.[2]
Wo das Rußland-Kapitel im eben besprochenen Lexikon nicht ausreichend
Auskunft gibt, kann eventuell das Politische Lexikon Rußland aus
derselben Taschenbuchreihe weiterhelfen. Für die 21 Republiken und 11
autonomen Gebiete der "Rußländischen Föderation" (wie z.B.
Baschkirien, Dagestan, Kalmückien) entspricht die Anlage des Bandes
praktisch der des GUS-Lexikons. Die restlichen 57 Gebietseinheiten,
aus denen sich das heutige Rußland zusammensetzt, werden dagegen
äußerst kurz, für die meisten Interessierten wohl zu kurz behandelt.
Auf maximal zwei Seiten stehen hier jeweils nur wenige Angaben zu
Geographie, Bevölkerung, Bergbau und Industrie, Landwirtschaft und
ökologischen Problemen der entsprechenden Region.[3] Brauchbar ist
andererseits wieder die recht ausführliche einleitende Darstellung der
gegenwärtigen politischen Probleme Rußlands.
Die bemängelte Ausstattung des Politischen Lexikons GUS ist im
Politischen Lexikon Rußland leider ebenfalls festzustellen. Bei nun
insgesamt 89 Gebietseinheiten macht sie sich noch störender bemerkbar,
schmälert sie doch wesentlich den prinzipiell beachtlichen
Informationswert des Nachschlagewerks.
Achim Bonte
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