Die Anlage folgt den Prinzipien der Vorgängerbibliographie - die aber eben weniger eine Bibliographie als eine Literaturrundschau mit kurzen Annotationen war, so daß dieses Verfahren dort noch angehen konnte - und gliedert die Titel rein formal: 1. Aufsätze aus Zeitschriften, 2. Rezensionen aus Zeitschriften, 3. Monographien/Bücher (was meint diese Differenzierung?) und 4. Originalrezensionen. Die Wendung aus Zeitschriften hätte man weglassen sollen, da es sich in beiden Fällen um unselbständig erschienene Beiträge handelt, die zwar überwiegend in Zeitschriften, aber keineswegs nur da veröffentlicht wurden. Innerhalb der Teile 1 - 3 sind die Titel im Verfasseralphabet (in Teil 2 dem der Rezensenten) geordnet mit langen Listen unter dem Verfasser N.N., da das Datenbankprogramm offensichtlich nicht sehr flexibel ist und Eintragungen unter Sachtitelwerken nicht vorsieht. Regeln für die Abfolge der z.T. ausführlichen Rezensionen in Teil 4 sind nicht auszumachen.
Die Zahl der verzeichneten Titel in den Teilen 1 - 3 (diese sind
insgesamt durchnumeriert; Teil 4 hat keine Numerierung) beträgt:
1988/92: 1028 (darin allerdings eine ganze Reihe nicht besetzter
Nummern); 1 (1993): ca. 800 (die Titel in Jg. 1 waren nicht
numeriert[2]); 2 (1994): 1049; 3 (1995): 766. Für das Absacken der Zahl
im neuesten Jg. hätte man sich denn doch eine Begründung gewünscht.
Überhaupt sind die Vorbemerkungen zu den Jahresheften eher dürftig und
lassen elementare und wichtige Fragen unbeantwortet, so vor allem die
nach dem Vollständigkeitsanspruch. In Jg. 1 wird zwar die Auswertung
"aller wichtigen in- und ausländischen pharmazeutischen,
wissenschafts- und medizinhistorischen Fachblätter" und ebenso die
Verzeichnung aller entsprechenden Bücher versprochen, doch bleiben die
Bearbeiter eine Liste der ausgewerteten Zeitschriften schuldig.
Während man die umfassende Auswertung der deutschsprachigen
Zeitschriften wohl als gegeben annehmen kann, lassen es Stichproben in
den laufenden wissenschafts- und medizinhistorischen Bibliographien[3]
geraten erscheinen, diese zusätzlich heranzuziehen, insbesondere für
fremdsprachige, monographische, an entlegenerer Stelle erschienene
Publikationen. Ohne daß es der Rezensent eigens nachgeprüft hätte,
wagt er die Behauptung, daß die Verzeichnung von Aufsätzen aus
nicht-pharmazeutischen und -medizinischen Zeitschriften lückenhaft
sein muß, und zwar selbst bei deutschsprachigen, weshalb die
Bearbeiter zumindest die Regionalbibliographien der deutschsprachigen
Länder auf einschlägige Publikationen hin durchsehen sollten, von
Bibliographien dieser Art für andere Nationen ganz zu schweigen: der
Ertrag für die Nutzer dürfte zumeist größer sein als der
chinesischsprachiger Aufsätze aus der Zeitschrift Chung kuo chung yao
tsa chih,[4] die nur mit deutsch- oder englischsprachiger Übersetzung
des Titels zitiert werden.
Was die Titelaufnahmen betrifft, so machen sie einen insgesamt
zuverlässigen, wenn auch nicht immer einheitlichen Eindruck; trotzdem
fragt man sich, ob sie in allen Fällen nach Autopsie angefertigt
wurden. Ärgerlich ist die Zitierform für die häufig vorkommende
Zeitschrift Atti e Memorie; außer Spezialisten der italienischen
Pharmaziegeschichte dürfte es allen anderen (auch den Bibliothekaren,
die eine derartige Bestellung auf den Fernleihweg bringen müssen)
schwer fallen, zu wissen, daß es sich dabei um die Atti e memorie
della Accademia Italiana di Storia della Farmacia[5] handelt.
Die Register erschließen "Sachbegriffe, Personen [aber nur behandelte,
keineswegs die Verfasser], Autoren rezensierter Werke [aber nur die in
Teil 4, nicht etwa die in Teil 2], Orte und Länder. Die
Registereintragungen verweisen auf die laufenden Nummern, doch sind
diese nicht aufsteigend, sondern willkürlich (?) geordnet. Teil 4 wird
mit Sachbegriffen und behandelten Personen erst ab Jg. 3 im Register
berücksichtigt, zuvor waren es nur die rezensierten Autoren
(rezensierte Sachtitelwerke haben in jedem Fall das Nachsehen). Das
Register ist eher simpel gestrickt und erfüllt - auch in Ermangelung
dienlicher Hinweise - seinen Zweck der sachlichen Recherche nur
ungenügend: wer wird z.B. auf die Idee kommen, daß die Eintragungen
unter Ländernamen keineswegs alle landesbezogenen Titel aufführen,
sondern daß man ebenso unter Sachbegriffen mit dem Ländernamen als
Unterschlagwort suchen muß, also nicht nur unter Ungarn, sondern auch
unter Botanik, Ungarn oder Museum, Ungarn (von Museum, Pecs bzw.
Museum, Soporn ganz zu schweigen). Wegen des unzureichenden Registers
sind die Nachteile der gewählten Anlage um so gravierender. Es ist
unverständlich, warum eine Fachbibliographie so überschaubaren Umfangs
nicht systematisch angelegt ist; falls man Mehrfacheintragungen
desselben Titels vermeiden wollte, so hätte man ja auch mit
Verweisungen arbeiten können. Und ein Verfasser-, Rezensenten- und
Titelregister (letzteres zumindest für Sachtitelwerke) hätte ebenfalls
nicht fehlen dürfen.
Da die Verzeichnung der pharmaziehistorischen Titel in einer
selbständigen laufenden Bibliographie durchaus ein Desiderat
darstellt, wünschte man dieser mehr bibliographische Professionalität.
Das Angebot der PhB im World Wide Web[6] ist erfreulich, doch verbessert
auch das digitalisierte Angebot nicht die ungenügende Sacherschließung
und kann somit auch nicht über die zu behebenden Mängel der PhB
hinwegtrösten.
Eine Bibliographie aus den USA, die internationale Literatur und somit
auch die nicht-englischsprachige angemessen berücksichtigt und noch
dazu deutschsprachige Titel ohne Fehler und mit Umlauten verzeichnet,
ist immer eine besondere Erwähnung wert. In der vorliegenden sind es
- mit einigen Mehrfacheintragungen - 1255 Monographien und Aufsätze
mit vollständigen Titelaufnahmen und mit knappen, beschreibenden
Annotationen. Anlage in 3 Teilen: 1. Bibliographien und allgemeine
Untersuchungen, nämlich: Nachschlagewerke; Geschichten der Pharmazie;
länderbezogene Darstellungen; Firmengeschichten; Biographien einzelner
Pharmazeuten; 2. Sachgebiete und Themen; 3. Die Pharmazie in den
Künsten (mit immerhin 100 Titeln). Die Verfasser verstehen ihr Werk
als kritische Auswahlbibliographie. Regionale und lokale Darstellungen
wurden i.d.R. nicht berücksichtigt. Stichproben im Abschnitt für die
einzelnen Nationen unter Spanien und Italien ergaben keine
Beanstandung. Im Abschnitt für die Bibliographien fehlten dagegen
einige wichtigere.[7] Allerdings ist die Benutzung der Bibliographie
durch die Gliederung des ersten Teils nach formalen Kriterien
erschwert: so wäre es nützlicher gewesen, die auf einzelne Nationen
beschränkten Nachschlagewerke aus dem - dazu nur alphabetisch
geordneten - ersten Abschnitt in den für die einzelnen Nationen zu
überführen. Der mit 150 Titeln besonders umfangreiche Abschnitt
Biographies verzeichnet 14 internationale und nationale biographische
Sammelwerke und nicht weniger als 136 Titel für einzelne Pharmazeuten
aus allen Epochen (von Johann Mésué aus dem 8./9. Jh. bis zur
Gegenwart); biographische Titel im engeren Sinne stehen im
Vordergrund, doch sind z.B. auch Personalbibliographien genannt.
Paracelsus ist hier allerdings mit nur zwei Titeln (einer
deutschsprachigen Biographie und einer englischsprachigen Untersuchung
über die Medizin seiner Zeit) völlig inadäquat repräsentiert.[8] Der
größte - und für eine Bibliographie anglo-amerikanischer Herkunft
unverständliche Mangel ist das Fehlen eines Sachregisters (es gibt nur
ein Verfasserregister und nicht einmal ein Register der
Sachtitelwerke); so kann man z.B. auch nicht feststellen, ob der
amerikanische Pharmazeut Albert C. Barnes vertreten ist, der mit dem
von ihm vermarkteten Desinfektionsmittel so viel Geld verdient hat,
daß er zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der größten
Privatsammlungen moderner Kunst zusammentragen konnte.
sh
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