Die Installation und das Laden der AIB 1995 sind einfach; wenn dies auch in den Augen von erfahrenen CD-ROM-Anwendern etwas altbacken wirkt, so ist das Laden der Anwendung nur über ein Unterverzeichnis möglich. Dazu muß man allerdings wissen, daß es sich bei der Retrievalsprache um eine vom BMFT geförderte, am Institut für Bibliothekswissenschaften der FU Berlin entwickelte Software handelt, und somit der weiteren Entwicklung finanzielle Grenzen gesetzt sind. Positiver Nebeneffekt ist natürlich der günstige Preis für die Diskettenversion, der bei Einsatz einer kommerziellen Software mit Sicherheit höher gelegen hätte. Es handelt sich um eine befehlsorientierte Suchsoftware, die das Durcharbeiten der Benutzungshinweise und evtl. auch die Inanspruchnahme der Hilfstexte im System erfordert. Bei Recherchen tauchte das Problem falscher Hilfstexte auf, was meines Erachtens relativ schnell zu lösen wäre. So wird z.B. auf die Möglichkeit einer Feldrecherche AUTOR hingewiesen, die im Fall der AIB 1995 aber grundsätzlich nicht möglich ist, da nur in den beiden Feldern bibliographische Titelbeschreibung und ASB-Sachgruppe eingegrenzt gesucht werden kann. Auch in diesem Punkt sollte überlegt werden, ob nicht differenziertere Recherchen, z.B. Autoren- oder Verlagssuche, sinnvoll wären. Technisch läßt die Software FREITEXT dies zu, wie man an der CD-ROM-Ausgabe des Zeitschriftendienstes sehen kann. Eine Recherche nach ASB-Sachgruppen ist nur durch Eingabe mindestens einer Untergruppe möglich, d.h. die Suche nach allen Informationsmedien, z.B. aus der Sachgruppe Wirtschaft (H), ist so nicht durchführbar. Lediglich über die Suchanfrage Betriebswirtschaft (Hk) o.ä. kommt man zu einem positiven Suchergebnis. Damit soll nicht behauptet werden, daß es in jedem Fall sinnvoll ist, sich den gesamten Bestand einer Hauptgruppe anzeigen zu lassen; wenn man es aber trotzdem möchte, ist dies bei den jetzigen Möglichkeiten relativ umständlich. In diesem Zusammenhang stellt man sich die Frage, warum nicht auch die Systemstellen anderer Systematiken, wie SfB oder KAB, mit angegeben und recherchierbar gemacht wurden. Bei der Druckausgabe war man aufgrund des systematischen Aufbaus auf nur eine Systematik beschränkt, nur lassen Datenbanksysteme in diesem Punkt zumindest theoretisch ganz andere Dinge zu. Positiv zu vermerken sind die Hilfstexte, die bei einer Null-Treffer-Recherche auf dem Bildschirm erscheinen und den Benutzer auf Möglichkeiten der Trunkierung und Verwendung verwandter Begriffe hinweisen.
Natürlich sind die üblichen Retrievalfunktionen, wie Verknüpfungen, Trunkierung, Auflistung von Ergebnistabellen vorhanden; auch ist es möglich, einzelne Titel nur über die UND-Verknüpfung von Titelteilen zu recherchieren.
Ein weiterer Mangel der Software besteht in der fehlenden Möglichkeit, auf bereits einmal angezeigte Titel zurückgreifen zu können. Bei größeren Treffermengen ist es lästig und umständlich, die Suchanfrage erneut stellen zu müssen, nur weil man auf einzelne Titel noch einmal zugreifen möchte. Auch die Anzeige mehrbändiger Werke ist sehr unübersichtlich, wenn man nicht gleich zu Beginn der Recherche die Einschränkung durch die Verknüpfung mit Bd. gemacht hat. Die Recherche nach einzelnen Bänden ist aber unerläßlich, möchte man sich einen Überblick über bestimmte Bestandsgruppen verschaffen. Die Möglichkeiten der Weiterverarbeitung durch Druck oder Export sind relativ einfach und bringen somit dem Auskunftsbibliothekar die bekannten Vorteile elektronischer Nachschlagewerke. So lassen sich z.B. Auswahllisten oder eigene Bearbeitungslisten erstellen.
Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich dann, wenn man nach CD-ROM-
bzw. Diskettenausgaben sucht. Normalerweise könnte man voraussetzen,
daß bei der Suche mit einer UND-Verknüpfung und dem Begriff CD-ROM
bzw. Diskette alle einschlägigen Titel gefunden werden, was jedoch nur
in einigen Fällen funktioniert. Sobald sich nämlich der Titel einer
CD-ROM-Publikation - und sei es in Details - von der Titelfassung der
entsprechenden Druckausgabe unterscheidet, erhält man ein
unvollständiges Suchergebnis.[2] Hier wäre es sinnvoller und
übersichtlicher, in Annotationen auf parallel erscheinende
CD-ROM-Ausgaben hinzuweisen, ist doch gerade das Wissen um das
parallele Angebot von Informationsmitteln in digitalisierter bzw.
gedruckter Form für den Bestandsaufbau unverzichtbar, da die Abwägung
der Publikationsform im Angesicht sinkender Etats ein wichtiges
Entscheidungskriterium darstellt. Zwar tauchen bei einigen Titeln die
bereits aus der Druckausgabe vertrauten nützlichen Hinweise für den
Bestandsaufbau - wie z.B. "ältere Ausgaben im Bestand lassen" - auf,
doch wünschte man sich einen Ausbau dieses Service.
Grundbestandstitel, die in der alten gedruckten Ausgabe mit einem
Asteriskus markiert waren, haben in der Diskettenausgabe den Zusatz
uvz (unverzichtbar) und sind über eine UND-Verknüpfung einfach
herauszufiltern. Mittels der Software läßt sich nun erstmals
recherchieren, wie hoch der Anteil von Grundbestandstiteln an der
Gesamttitelzahl ist, nämlich 376 von 2808 Titeln, das sind ca. 13%.
Die meisten Titel stammen aus den Jahren 1991 bis 1994. Nur 4 Titel
mit dem Zusatz uvz haben das Erscheinungsjahr 1995, so daß sich
natürlich sofort die Frage nach der Aktualität stellt. Der
prinzipielle Vorteil eines digitalisierten Angebots gegenüber der
Druckausgabe liegt ja nicht nur im mehrdimensionalen Zugriff, sondern
auch in der relativ einfachen und kostengünstigen Möglichkeit häufiger
Aktualisierungen. Bisher ist allerdings nicht bekannt, ob die
digitalisierte AIB ggf. mehrfach jährlich erscheinen wird. Die Lösung,
gedruckte Aktualisierungen im Bibliotheksinfo zu veröffentlichen, ist
wenig überzeugend, da dies bedeutet, daß man mit zwei verschiedenen
Medien arbeiten muß.
Die Auswahlliste ist unabhängig von ihrer Publikationsform ein
unverzichtbares Hilfsmittel für den Aufbau von Informationsbeständen
in öffentlichen Bibliotheken. Durch die Entscheidung für die
Retrievalsoftware FREITEXT wird die Diskettenversion für alle
Bibliotheken erschwinglich, die nun auch von dem mehrdimensionalen
Zugriff und allen sonstigen edv-technischen Vorteilen profitieren
können. Unter diesem Aspekt kann man die erwähnten Mängel zwar eher
tolerieren, doch sollte alles daran gesetzt werden, diese in künftigen
Ausgaben zu beheben und zugleich eine inhaltliche Verbesserung durch
vermehrte Annotationen und die Angabe von Notationen weiterer
Systematiken anzustreben.
Silke Niermann
Sozusagen als Aktualisierung der Aktualisierung, die nur einmal
jährlich auf Diskette erscheint, lag dem Bibliotheks-Info vom
September die gedruckte Auswahlliste Informationsbestände ÖB bei, die
künftig vierteljährlich erscheinen soll. Sie will "einen möglichst
vollständigen Überblick über die derzeit auf dem deutschen Buchmarkt
erhältlichen ÖB-relevanten Informationsmittel" geben und nennt auch
einige "wichtige Nachschlagewerke, die außerhalb Deutschlands
erscheinen". Letztere sind, sieht man vom Abschnitt für die
Wörterbücher ab, quasi inexistent (der Rezensent hat beim Blättern nur
einen einzigen fremdsprachigen Titel entdeckt). Bei den Wörterbüchern
aus ausländischer Produktion finden sich ausnahmslos solche von Oxford
University Press. Warum diese mit $-Preis und einer Bezugsquelle
"Bowker, Ingram" aufgeführt sind, ist dem Rezensenten nicht
einsichtig; er vermutet, daß die Daten aus einem der Lagerkataloge
deutscher Grossisten stammen, die ja z.T. auch ausländische Bücher
anbieten. Wie im Grundwerk sind die Titel nach der ASB geordnet[3] und
nicht annotiert; so steht Gediegenes neben Flops (wie z.B. dem
cogito-Handbuch ...), weshalb anzunehmen ist, daß viele Titel nur
aufgenommen wurden, weil sie neu sind und in die Kategorie
"Nachschlagewerk" fallen. Auch in dieser Liste sind Titel des
Grundbestandes mit <uvz> markiert. Fortlaufende Publikationen, die
bereits in der Diskettenausgabe verzeichnet waren, werden nicht erneut
angezeigt. - Daß Grundwerk, Disketten-Supplement und gedruckte
Auswahlliste allesamt verschiedene Titelfassungen haben, ist auch nur
bei Bibliothekaren möglich und bei Verlagen, in denen drei Hände
unkoordiniert publizieren dürfen.
sh
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