Im zweiten Teil folgt die Bibliographie. Sie wird eingeführt durch einen "ersten Überblick". Diese "Skizze" wird vom Autor selbst als "die - zugegeben flüchtige - Betrachtung einiger weniger Titel" bezeichnet, die "stellvertretend für einen Zeitraum bzw. für eine Gattung aus dem Gesamtfundus herausgegriffen wurden". Auf nur dreieinhalb Seiten stellt sich die eigentliche im Titel genannte "Geschichte ..." dar. Allerdings nur der Kinder- und Jugendliteratur, nicht der Lektüre.
Die Bibliographie bildet den wichtigsten Teil des Bandes. Allein 2151 in Bremen verlegte oder von bremischen Autoren geschriebene, herausgegebene, bearbeitete oder übersetzte Werke wurden für den Zeitraum von 1571 - 1989 ermittelt. Das ist eine erstaunlich hohe Zahl für eine Stadt wie Bremen, die nicht als bedeutender Druckort hervorgetreten ist. Für die Kinder- und Jugendliteratur wurde die Stadt erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts durch die Bremer Reformpädagogen Fritz Ganzberg, Heinrich und Wilhelm Scharrelmann und Carl Dantz wichtig. Im Laufe der Zeit waren über 150 Verlage und Druckereien Bremens an der Kinder- und Jugendbuchproduktion beteiligt. Doch über ein Drittel der verzeichneten Titel, dazu zählt über die Hälfte der Unterhaltungsliteratur, ist in über 250 Verlagen außerhalb Bremens erschienen. Die in Bremen erschienenen Kinderbücher und die von bremischen Autoren verfaßten Kinderbücher wurden ineinandergeordnet. "Als bremische Autoren sollen solche verstanden werden, die einen eindeutigen Lebensschwerpunkt (auch) in Bremen hatten (haben)." Der "erste Überblick" über die bremische Kinder- und Jugendliteratur behandelt aber nur in Bremen erschienene Werke.
Die Titel sind in zwanzig "Gattungen" geordnet. Die drei Hauptgruppen sind: "Moralische und religiöse Bildung, Sitten- und Anstandslehren; Schulbücher, (sie umfassen 36 % aller Titel); überwiegend unterhaltende Literatur". Innerhalb der Gattungen sind die Titel chronologisch geordnet. Identische Auflagen sind gleich bei früheren Auflagen vermerkt, Veränderte Auflagen sind beim Erscheinungsjahr eingeordnet. Die Übersicht über den "historischen Verlauf der Gattungen" wird aber verzerrt, wenn Titel nach der zufällig vorliegenden Auflage eingeordnet werden, nicht aber nach ihrer ersten Auflage. So werden z.B. einige Abenteuerbücher von Friedrich J. Pajeken nach späteren Auflagen eingeordnet, obwohl das Jahr der Erstausgabe bekannt ist, denn es wird in der Titelaufnahme erwähnt. Das Vermächtnis des Invaliden ist nur nach der 2. Aufl. 1907 eingeordnet, die 1. Aufl. erschien 1883. Bob der Städtegründer ist nach der 6. Aufl. 1911 eingeordnet, die 1. Aufl. war 1892, Bob der Fallensteller nach der 9. Aufl. l914, 1. Aufl. war 1890. Ähnlich wurde bei vielen anderen Titeln verfahren. Konnte das Jahr der Erstauflage nicht ermittelt werden, erfolgt dazu kein Hinweis. Wie überhaupt nicht auf früher erschienene Ausgaben oder Auflagen verwiesen wird. Erst über das Kurztitelregister können evtl. andere Ausgaben ermittelt werden. Der Titelbeschreibung folgt in der Regel ein Standortnachweis. Konnte kein Standort angegeben werden, wird ein "bibliographischer Nachweis" angeführt. Diese nehmen aber zur Gegenwart hin stark ab. Den Abschluß bilden Annotationen, die interessante Hinweise zum Inhalt geben.
Der Bibliographie sind als wertvolle Zugabe "Kurzbiographien" zu etwa 250 Autoren angefügt, da es sich überwiegend um Bremer Persönlichkeiten handelt, die außerhalb Bremens z.T. schwieriger zu ermitteln sind. Erstaunlich bleibt, daß bei einigen Autoren die Todesdaten fehlen, obwohl man sie fast in jedem neueren Literaturlexikon finden kann (z.B. Hermann Claudius, gest. 1980, Manfred Hausmann, gest. 1986, Karl Hobrecker, gest. 1949). Personen-, Illustratoren-, Kurztitelregister sowie ein nach Orten geordnetes Verlagsregister erschließen die Bibliographie.
Die Publikation bietet insgesamt interessante Einblicke in die literarische Wirksamkeit einer Stadt für Kinder und Jugendliche. Bremen wird vorgestellt nicht nur als Verlagsort, als Ort, wo zahlreiche Bücher für Kinder und Jugendliche erschienen sind, sondern zugleich als literarische Wirkungsstätte vieler Kinder- und Jugendbuchautoren. Die Bibliographie ist das wesentliche, sie ist mit ihren Annotationen und Kurzbiographien ein wertvoller Baustein, ja die wesentliche Grundlage und Voraussetzung für eine Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur.
Schweiz : 1750 - 1900