Den einführenden Beitrag über "Weseler Verlage und ihre Autoren" von
Hans Braun wünschte man sich ausführlicher. Im 19. Jahrhundert war es
üblich geworden, das Erscheinungsjahr wegzulassen, um das Buch immer
als neu ausgeben zu können, daher spielt die genaue Verlagsbezeichnung
eine große Rolle. Weiß man, wie der Verlag von wann bis wann
firmierte, kann die Erscheinungszeit eines Buches danach eingegrenzt
werden.[1] Vom Verlagsgründer Johann Bagel ist zu lesen, daß er sich
1800 als Buchbinder in Wesel niederließ und 1826 eine Buchhandlung
gründete, deren Leitung er seinem Sohn August überließ. Wie sah aber
das Impressum aus? Darüber erfährt man nichts, laut dem Adreßbuch des
Deutschen Buchhandels ist August Bagel seit 1846 Alleinbesitzer. Bis
1849 steht aber noch J. Bagel, erst ab 1850 A. Bagel im Impressum.
Die "umfassende Bibliographie" der Kinderbücher der Verlage Bagel und
Düms führt die Produktion der Verlage getrennt auf und nennt für Bagel
über hundert, für Düms über 550 Titel. Es wird nichts über den Umfang
der Erfassung gesagt. Ob es vielleicht eine Auswahl sein sollte und
wenn ja, wonach? Vollständigkeit kann für den Verlag Bagel nicht
beabsichtigt worden sein. Im Beitrag von Hans Braun wird erwähnt, daß
Ph. Jacob Beumer "68 Einzel- und Sammelwerke schrieb, die er von 1838
bis 1889 zumeist im Verlage von August Bagel veröffentlichte". In der
Bibliographie befindet sich aber nur ein Dutzend Titel. Dabei sind im
GV über sechzig Titel Beumers, die bei Bagel erschienen sind, mit
Erscheinungsjahr aufgeführt. Auch andere von Braun erwähnte Titel
fehlen in der Bibliographie. Leider wurden zu den verzeichneten Titeln
keine Erscheinungsjahre ermittelt. Quellen-, Standort - oder andere
Angaben über die Herkunft der Titel fehlen ganz. Bei einigen erkennt
man die Quelle, z.B. an der wörtlichen Übernahme der Annotationen aus
dem Bestandsverzeichnis der Staatsbibliothek zu Berlin. Bei der
Übernahme der Angaben und wohl auch einiger Titel unterliefen
Irrtümer. So ist der Wechsel von einer Verfasserschrift zu einem
anonymen Titel nicht erkannt worden. Zweimal wurde ein anonymer Titel,
dessen Verfasserschaft noch nicht geklärt werden konnte, dem Verfasser
des darüberstehenden Titels, der mit der Weseler Buchproduktion in
keiner Beziehung steht, zugeordnet.
Von Gustav Nieritz wurden einige Titel übernommen, aber fünf Titel
ignoriert. Ihnen ist Eines gemeinsam. An Stelle des Sachtitels steht:
Dass., weil der Titel bereits in der vorhergehenden Titelaufnahme
eines anderen Verlages genannt wird. Diese bibliographische Praxis ist
wohl nicht erkannt worden. Auch die Punktion von Kolumnentiteln
scheint nicht bekannt zu sein. So wurde bei der Abschrift zweier Titel
aus dem Bestandsverzeichnis der Staatsbibliothek zu Berlin der im
Kolumnentitel stehende Verfassername der Titelaufnahme noch
vorgesetzt. So heißt es dann: "Duz, Victor: Graf Heinrich's Knappe ...
von F. Drenkhan ... " Diese Schrift wird ersterem zugeordnet, den
wirklichen Verfasser F. Drenkhan aber wird man schwerlich finden, da
es keine Register gibt. Der Titel "Robin Hood" steht einmal unter
Hildebrandt-Strehlen und noch einmal unter "Hirschmann, Julie: Robin
Hood von Hildebrandt-Strehlen".[2]
Die Kinderbücher des Verlages Düms wurden wohl größtenteils aus
Russels Gesamt-Verlags-Katalog des deutschen Buchhandels übernommen.
Leider wurden die Erscheinungsjahre nicht ermittelt. Bei der
Überprüfung hätten sich auch einige Irrtümer vermeiden lassen. So
wurde dem Verfasser Heinrich Hildebrandt-Strehlen der Titel seines
Buches "Hans Martin" als Vorname zugeordnet; bei Russel wurde der
Vorname von Hildebrandt-Strehlen weggelassen und der erste Titel dort
heißt nun zufällig: "Hans Martin. Eine tierfreundliche Erzählung für
die Jugend." Vom Bearbeiter wurde der Titel "Hans Martin" als Vorname
aufgefaßt und bei acht Titeln dem Verfasser zugeordnet, obwohl bei
einigen Büchern Hildebrandt-Strehlens im Titel steht "vom Verfasser
des Hans Martin ..." Die Zusammenstellung der Kinderbuchproduktion
der Verlage Bagel und Düms ist schon sehr nützlich, wenn auch
Eisenbahnstationsverzeichnisse und Adreßbücher mit verzeichnet wurden,
doch die Fehler bei der Übernahme einiger Titel und die mangelhafte
Überprüfung des Titelmaterials kann einige Verwirrung stiften. Die
Bibliographie ist daher mit einiger Vorsicht zu benutzen.
Die gut gestaltete Publikation ist mit vielen schönen farbigen
Abbildungen aus alten Kinderbüchern versehen, die einen Eindruck von
der Ausstattung der Weseler Kinderbücher vermitteln.
Heinz Wegehaupt
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