Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]
Deutsches Wörterbuch
- 95-4-524
-
Deutsches Wörterbuch / Gerhard Wahrig. Neu hrsg. von
Renate Wahrig-Burfeind. Mit einem "Lexikon der deutschen
Sprachlehre". - Gütersloh : Bertelsmann-Lexikon-Verlag,
1994. - 1824 S. ; 25 cm. - ISBN 3-570-10520-2 : DM 59.90
- [2608]
Aufgrund der zahlreichen Neuauflagen und Neuausgaben, die zudem in
unterschiedlichen Verlagen erschienen sind, fällt es schwer, einen
Überblick über die Produkthistorie von Wahrigs Deutschem Wörterbuch zu
gewinnen. Die jüngste Ausgabe enthält insgesamt mehr als 250.000
alphabetisch geordnete Stichwörter; damit beträgt der Zuwachs
beispielsweise gegenüber der Ausgabe von 1980 (München : Mosaik
Verlag), die einen Umfang von 4358 Spalten aufwies (da drei Spalten
hier einer Seite entsprechen, sind dies 1453 Seiten), stattliche 371
Seiten. Der beträchtliche Umfang des fürwahr monumentalen, inzwischen
an die Grenzen der Handlichkeit gelangten Werkes resultiert aus dem
Wunsch der Autoren, den aktuellen Wortschatz des Deutschen, "die
deutsche Sprache auf ihrem gegenwärtigen Stand" (S. 10), unter
Einschluß umgangssprachlicher Wörter möglichst umfassend zu
dokumentieren. Sowohl Inklusivität als auch Aktualität sind denn auch
bestechend. Es finden sich zahlreiche Wörter aus dem Sprachgebiet der
ehemaligen DDR (Broiler, Materialökonomie), viele neuere Fremdwörter
sowie neue Begriffe aus den Naturwissenschaften und der EDV (CD-ROM,
Multimedia). Es gibt zur Zeit wohl kein anderes deutschsprachiges
Wörterbuch, in dem man so diverse Lemmata versammelt findet wie Easy
Rider, geokarp, Isokephalie, Noachide, Zapping und insbesondere - wie
schon in den vorausgegangenen Ausgaben - so zahlreiche Wörter aus der
Botanik und Zoologie (Oligochät, Perianth). Nicht nur für den neuen
Wahrig gilt mithin, daß "die Trennung zwischen Wörterbuch und Lexikon
heute weniger streng als noch vor 20 Jahren" ist (Renate
Wahrig-Burfeind im Vorwort zur Neuausgabe 1994, S. [8]). Die
Lexikonartikel enthalten: Hinweise zur Silbentrennung und Betonung
sowie zur Aussprache, sofern diese Schwierigkeiten bereitet;
grammatische Angaben; (falls erforderlich) Hinweise, ob das jeweilige
Wort oder die jeweilige Redewendung regional oder stilistisch markiert
sind oder zu einer bestimmten Sondersprache oder Fachsprache gehören;
Definitionen (gegebenenfalls mit Redewendungen, Anwendungsbeispielen);
Angaben zu möglichen Synonymen, orthographischen Varianten und
Antonymen sowie Hinweise zur Etymologie. Viele Definitionen sind
ausführlich, einige exzellent, und so manche tendieren schon in
Richtung Sachwörterbuch: Zum Beispiel wird Englische Komödianten
definiert als "engl. Wandertruppen von Schauspielern (in Dtschld.
zwischen 1592 u. 1650), die bes. Shakespeares Dramen realistisch u.
mit derb-komischen Effekten aufführten" (S. 498). Überdies enthält
auch der neue Wahrig ein recht ausführliches "Lexikon der deutschen
Sprachlehre" (S. 29 - 134), dessen alphabetisch geordnete Artikel
teils praktisch-normierenden Charakter (Briefschreiben; Groß- und
Kleinschreibung; Komma, Beistrich) haben, teils eher von theoretischem
Interesse (Kasusgrammatik) sind. Fazit: Auch der neue Wahrig gehört
zum Informationsbestand einer jeden Bibliothek.
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