Der Duden "Das Fremdwörterbuch" in seiner 5. Aufl. versteht sich als "möglichst umfassende Dokumentation des fremdsprachlichen Wortschatzes der deutschen Sprache" und erfaßt auch "heute nicht mehr gebräuchliche Fremdwörter" (D, im viel zu knappen "Vorwort"). Er enthält "Fremdwörter, öfter gebrauchte Wörter, Fügungen und Redewendungen fremder Sprachen", zum Teil auch "deutsche Wörter mit fremden Ableitungssuffixen oder -präfixen, die als Fremdwörter angesehen werden könnten", Lehnwörter nur dann, "wenn sie für eine fremdwörtliche Wortsippe erhellend sind", sowie fremde Eigennamen, sofern sie als "generalisierende Gattungsnamen" benutzt werden (D, in einem ebenfalls sehr lakonischen Abschnitt "Allgemeines"). Das Fremdwörterbuch stellt Hinweise zur Silbentrennung, Aussprachehilfen mittels der volkstümlichen Lautschrift, Herkunftsangaben wie z.B. Sprachbezeichnungen ("mlat." für "mittellateinisch") sowie Markierungen der "Stilschicht" oder des "Fachbereichs" wie z. B. "Amtsspr." für "Amtssprache" oder "Bibliotheksw." für "Bibliothekswissenschaft" bereit (s. hierzu die Abschnitte "Zeichen von besonderer Bedeutung", "Aussprachebezeichnungen" und "Im Wörterbuch verwendete Abkürzungen", alle sowohl B als auch D). Der Duden "Das Fremdwörterbuch" empfiehlt sich durch eine erfreuliche Inklusivität: 50.000 Lemmata bieten mehr als 100.000 Bedeutungsangaben (dies ein Hinweis von der Vorderseite der Broschüre und ein weiteres Indiz für die für digitalisierte Wörterbücher leider nicht untypische disloziierte Dokumentation zentraler Informationen). Ein Beispiel für Inklusivität aus dem Bereich des Sports: hier begegnen nicht nur Penalty und Referee, sondern auch Sudden death.
Der Duden "Zitate und Aussprüche" (wichtige Hinweise zum Aufbau und zur Provenienz des Wörterbuchs sowie lesbare Anmerkungen zur Bedeutung und Geschichte des Zitierens in "Vorwort", "Einleitung" und "Quellenverzeichnis": alle D) ist zweigeteilt. Der erste umfangreichere Teil (Herkunft), der sich am Kriterium der Gebräuchlichkeit orientiert (s. hierzu die Erläuterungen in "Teil I. Herkunft und Verwendung der im Deutschen gebräuchlichen Zitate", D), versammelt häufig verwendete, alphabetisch geordnete Zitate wie Durch diese hohle Gasse muß er kommen, Heureka!, aber auch All you need is love, deren Herkunft, ursprünglicher Kontext, typische Verwendungsweisen und Varianten erläutert werden. Der zweite Teil (Themen), der sich als "Thematische Sammlung von Zitaten, Sentenzen, Bonmots und Aphorismen" (so auch die Überschrift eines Abschnitts, D), versteht, teilt die Zitattexte weit gefaßten, alphabetisch geordneten Oberbegriffen (Leitgedanken) zu wie Alltag, Freiheit, Kommunikation, Mathematik, Philosophie und Sexualität (erstaunlicherweise fehlt "Abenteuer"). Die Zitate sind häufig nicht so originell, anregend, pointiert, prägnant oder schmückend, wie die Redakteure vermuten (Beispiel: Das Alter ist ein Aussichtsturm. << Hans Kasper, Revolutionäre >>).
Mit Bedacht wurde hier nach einem Stenogramm der Hardware- und
Softwaredaten zunächst einmal der Inhalt der beiden Wörterbücher
vorgestellt, da Intentionen und Inhalte EDV-gespeicherter
Informationsmittel gerne zugunsten der Darstellung ihrer technischen
Aspekte sowie der Einweisung in EDV-spezifische Retrievalstrategien
vernachlässigt werden. Das gilt nicht nur für Rezensionen
digitalisierter Informationsmittel,[1] sondern auch für die
produktbegleitenden Informationen. So auch im vorliegenden Fall: In
den jeweiligen Broschüren wird kaum Inhaltliches vermittelt, die
Dokumentation zum Duden "Zitate und Aussprüche" enthält buchstäblich
erst auf der letzten Seite (S. 73) den wichtigen Hinweis, daß sich
über die Menüoption "Buch-Zusätze" "Hilfe- und Informationstexte"
(gemeint sind die oben vorgestellten einführenden Texte) abrufen
lassen.
Doch nun zu den technischen Aspekten und den Retrievaloptionen. Die
PC-Bibliothek ist nur unter Windows lauffähig; mit dessen Dateimanager
erfolgt auch ihre Installation. Das Setup, das recht schnell abläuft,
ist jedoch in so hohem Maße selbsterklärend, daß Kenntnisse des
Dateimanagers, die über die in den Broschüren vermittelten Hinweise
hinausgehen, auch für Anwender, die ihre Dateienverwaltung ansonsten
auf andere Weise organisieren, nicht vonnöten sind. Erstaunlicherweise
fehlt in den Broschüren die Aufforderung, vor der Installation
Sicherheitskopien herzustellen. Auch für alle anderen Vorgänge, die
fast ausnahmslos über einen dreifachen Zugriff - Maus, Tastenschlüssel
und (für eher "intuitiv" arbeitende, "navigierende" Erstanwender als
besonders mühelos empfohlen) Pulldown-Menüs - möglich sind, sind
Windows-Erfahrungen nicht zwingend. Hilfreich sind sie aber allemal,
insbesondere in dreifacher Hinsicht: 1. für das Verständnis der in den
Broschüren zugrundegelegten Windows-Terminologie (etwa
"Gruppenfenster", "Programmsymbol"), 2. für die rasche Einfindung in
das charakteristische Informationsdesign der Windows-Oberfläche, 3.
für Windows-spezifische Anwendungen, die die Fenstertechnik, den
Einsatz der Zwischenablage oder die Zusammenarbeit verschiedener
Programme betreffen. Ganz bewußt soll die Nutzung der PC-Bibliothek
dem vertrauten Gebrauch gedruckter Wörterbücher weitgehend ähneln:
Dies gilt für den mit dem Umgang des Printmediums Buch verbundenen
vertrauten informationellen Habitus mitsamt der vielen
verinnerlichten, über lange Zeit kaum thematisierten, durch die
Einführung elektronischer Speichermedien aber neuerlich reflektierten
Nachschlagemuster. Unterstützt werden all diese Muster durch die
Fenstertechnik und den hohen "Ikonisierungsgrad" von Windows, der,
oftmals belächelt, sich hier als sehr hilfreich erweist. Abgebildet
werden sie in der (Bildschirm-)Einteilung der PC-Bibliothek in die
"Bibliothek (dort befinden sich die im Moment nicht benutzten Bücher)"
und den "Schreibtisch, der in die Arbeitsfläche und in die Bücherzone
unterteilt ist, sowie die einzelnen Bücher selbst" (Fremdwörterbuch,
B, S. 25). Hierzu zählen auch Handlungen wie "Bücher in der Bibliothek
holen" oder "Bücher auf dem Schreibtisch zurückstellen". Im übrigen
besteht der Duden "Zitate und Aussprüche" für den maschinenlesbaren
Zugriff aus zwei Büchern, Herkunft und Themen, die freilich wie alle
anderen "Bücher" für jede Suche zu einem einzigen abrufbaren
Informationsspeicher addiert werden können. Die Affinität zum
Printmedium, die Analogie zum gedruckten Buch, endet jedoch, wenn
nicht nur mittels des alphabetisch geordneten Stichworts (hier
abrufbar über Stichwortliste oder Dialogfeld) gesucht werden soll. Die
elektronisch lesbaren Wörterbücher der PC-Bibliothek stellen hierbei
vier entscheidende EDV-spezifische Suchoptionen bereit: Retrieval mit
Hilfe der Trunkierung, hier als Suche mit "Stellvertreterzeichen" oder
"Joker" bezeichnet (1), Schreibungstolerante Suche (2), Volltextsuche
(3), Kombinierte Suche (4). Im einzelnen: (1) Möglich ist nur die
Rechts-Trunkierung, die durch Punkt oder Asteriskus markiert wird; das
Fehlen der Binnentrunkierung wird teilweise durch die Möglichkeit der
schreibungstoleranten Suche ausgeglichen. Wie so oft ist eine
Links-Trunkierung auch in der PC-Bibliothek leider nicht möglich; eine
Suche, die beispielsweise alle auf -itis endenden entzündlichen
Krankheiten erfassen würde (wie z.B. Gastritis, Hepatitis), ist mithin
leider nicht möglich. (2) Die schreibungstolerante Suche, die auf das
Deutsche abgestimmt ist, erlaubt die Suche nach Wörtern, deren
Orthographie nicht bekannt ist, verlängert aber auch - unter Umständen
deutlich - die Antwortzeiten. Im Duden "Zitate und Aussprüche"
beispielsweise dauerte die Volltextsuche nach Sokrates (10
Fundstellen) 3 Min. 1 Sek., während die schreibungstolerante
Volltextsuche nach "Sokkrates" 4 Min. 21 Sek. betrug. Bei aller
grundsätzlichen Plausibilität sind die Kriterien im Detail nicht immer
einsichtig; so läßt sich beispielsweise im Duden "Das Fremdwörterbuch"
über die fehlertolerante Nur-Stichwort-Suche Viskose mittels Wiskose,
Manager mittels Mänäger, Zigarette mittels Cigarette, nicht aber Zoom
mittels sum, Acetonämie mittels Azetonämie, auch mittels Acetonämy,
nicht aber mittels Acetonemie oder Azetonemie finden. (3) Die
Volltextsuche gestattet die Suche im vollständigen Wörterbuchtext,
d.h. nicht nur über das Stichwort bzw. Lemma, sondern auch über den
ihm zugeordneten Text, im gesamten Eintrag also. So läßt sich im Duden
"Das Fremdwörterbuch" beispielsweise über die Sucheingabe annehmen der
Eintrag akzeptieren finden. Auch eher wissenschaftlich, insbesondere
philologisch motivierte Anfragen können initiiert werden. Lohnend,
aber nicht problemlos sind beispielsweise Volltextsuchen mittels
Bezeichnungen sprachlicher Herkunft. Z.B. führt die Eingabe von
"kelt." zu 41 "Treffern": Hierbei findet sich dann Erwünschtes wie z.
B. Crwth, aber, da nicht nach Kategorien gesucht werden kann, auch
Nicht-Erwünschtes wie z. B. Keltologie, ein Fremdwort
lateinisch-griechischen Ursprungs. Nicht ohne Reiz sind auch Suchen
mittels Bezeichnungen sprachlicher Register (Beispiel: eine
Volltextsuche im Duden "Das Fremdwörterbuch mittels der Eingabe
"Jugendspr." ergibt zwei "Treffer": Joint und logo). Als schon
fragwürdiger erweist sich die Eingabe von Zeiträumen. Ein Beispiel:
Mittels der Eingabe "18. Jh." ergeben sich (im vorliegenden Fall
Suchzeit: 6 Min. 16 Sek.) 129 "Treffer" (diese freilich von
unterschiedlichem Markierungsgrad; hochmarkiert: Roberonde ("im 18.
Jh. Kleid mit runder Schleppe"), aufgrund des umfassenderen
Erstreckungszeitraumes weniger markiert: Bibelregal "kleine tragbare
Orgel des 16. - 18. Jh.s (Größe einer Bibel)". (4) Die kombinierte
Suche gestattet die Verknüpfung von Suchbegriffen mittels der drei
logischen Operatoren ODER, UND und OHNE. In den Begleitbroschüren, die
insgesamt technische Vorgehensweisen einsichtiger und detaillierter
vermitteln als inhaltliche Anliegen, fehlt insbesondere bei der
Darstellung dieser Operatoren das notwendige didaktische Geschick.
Geradezu irreführend ist der Hinweis, über die Sucheingabe "Blut OHNE
medizinisch" (B, Fremdwörterbuch, S. 44) ließe sich der
nicht-medizinische Wortschatz zu "Blut" finden (also etwa Gral,
sanguinisch). Deutlich effizienter ist die Eingabe "Herz OHNE med*"
(nur 26 Fundstellen gegenüber vordem 92), aber auch sie führt noch zu
unerwünschten Treffern wie Agranulozytose. Im Duden "Das
Fremdwörterbuch" mit den eher kurzen, stringenten und thematisch
kohärenteren Eintragungen gestaltet sich die kombinierte Suche zumeist
einfacher als im Duden "Zitate und Aussprüche" mit den oft längeren,
assoziativeren und kulturgeschichtlich weit ausholenden Eintragungen.
Nur ein Beispiel zu letzterem: Die kombinierte Volltextsuche "griech*
UND Philosoph*" bringt als Ergebnis auch das Zitat Es bleibt immer
etwas hängen, weil im erklärenden Text zu diesem Zitat sowohl von dem
englischen Philosophen Francis Bacon als auch von dem griechischen
Schriftsteller Plutarch die Rede ist. Der Duden "Zitate und
Aussprüche" macht somit deutlich, daß Boole'sche Operatoren in
längeren, nicht über Datenfelder bzw. -kategorien suchbaren Texten von
sehr begrenztem Nutzen sind. Um die Antwortzeiten zu minimieren,
insbesondere bei komplizierteren, etwa schreibungstoleranten und/oder
kombinierten Volltextsuchen, kann es trotz des verlockenden
gleichzeitigen Zugriffs auf sämtliche installierten "Bücher" der
PC-Bibliothek durchaus sinnvoll sein, als wenig ertragreich erachtete
"Bücher" vom "Schreibtisch" in die "Bibliothek" auszugliedern.
Beispiel: die Volltextsuche "Sport OHNE Fußball" im Duden "Zitate und
Aussprüche" benötigte im vorliegenden Fall unter Zugrundelegung der
beiden Duden-Teile Herkunft und Themen 2 Min. 52 Sek., im bloßen
Zugriff auf den Teil Herkunft 2 Min. 7 Sek., bei der alleinigen
Recherche im Teil Themen nur 41 Sek. - Zusätzlich zu den genannten
Funktionen bietet die elektronisch lesbare PC-Bibliothek sicherlich
gern genutzte Möglichkeiten des Arbeitens mit den jeweils aufgerufenen
Einträgen (u.a. Kopieren, Kommentieren, Verknüpfen, Drucken), der
Zusammenarbeit mit anderen Anwendungen und der Verwendung eines nach
eigenen Bedürfnissen erstellbaren Schlagwortkatalogs. Aufgrund ihres
kanonischen Wertes und ihres - anderslautenden Meinungen zum Trotz
- weiterhin bestehenden Standardisierungsanspruchs sollte man dem
Benutzer die Duden-Reihe in jeder medialen Form zur Verfügung
stellen.
Im Verhältnis zu gedruckten gelten digitalisierte Wörterbücher
inzwischen vielerorts als effizienter, komfortabler, schneller und
zeitgemäßer. Gerne werden digitalisierten Wörterbüchern pauschal alle
Vorzüge, den gedruckten Wörterbüchern alle Nachteile zugeschrieben.
Daß dieses Vorurteil der Korrektur bedarf, beweist auch ein Vergleich
des soeben vorgestellten Duden "Zitate und Aussprüche" der
PC-Bibliothek mit dem gedruckten Werk:
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