Thematisch lassen sich die rund 750 Artikel des Lexikons fünf Themenkreisen zuordnen: 1. Islamisches Denken, religiöse Praxis sowie Alltagsleben und materielle Kultur in der islamischen Welt (Islamic thought and practice); 2. Das Verhältnis von Islam und Politik (Islam and politics); 3. Einzelne muslimische (Glaubens-) Gemeinschaften und Gesellschaften (Muslim communities and societies); 4. Islam und Gesellschaft (Islam and society); 5. Islamische Studien, ihre Methoden und ihre Zentren (Islamic studies). Dazu werden alle bestimmenden Faktoren der modernen islamischen Gesellschaften behandelt, wie Geschichte und Geographie, Glaube, Theologie und Philosophie, religiöse Praxis, religiöses Recht, Politik, Wirtschaft und Soziologie. Wo es dem Verständnis zeitgenössischer Sachverhalte dient, wird auch auf Ereignisse der weiteren Vergangenheit zurückgegriffen; so findet man z.B. die Lemmata Abbasid Caliphate und Umayyad Caliphate. Geographisch werden nicht nur die Länder des Vorderen Orients (einschließlich der Türkei) berücksichtigt, sondern auch solche mit bedeutenden muslimischen Minderheiten, so Staaten der GUS, Afrikas, aber auch Westeuropas und die USA sowie Indonesien usw. Zeitlich reichen die Informationen bis ins Jahr 1993 (vgl. z.B. den Artikel Palestine).
Im Unterschied zum Lexikon der arabischen Welt sind die Artikel durchweg ausführlich. Die kürzeren haben einen Mindestumfang von 500, die umfangreichen bis zu 10.000 Wörter, d.h. das Spektrum reicht von der Darstellung speziellerer Themen bis zur Übersichtsdarstellung über umfassende Themenbereiche in essayistischer Form. Diese größeren Artikel sind teilweise durch Zwischenüberschriften gegliedert und von mehreren Autoren verfaßt. Als Beispiel sei hier der Artikel Muslim Brotherhood (Vol. 3, S. 183 - 201) genannt, der in insgesamt fünf Unterartikel gegliedert ist: 1. An Overview; 2. Muslim Brotherhood in Egypt; 3. ... in Syria; 4. ... in Jordan; 5. ... in the Sudan. Jeder dieser Teile stammt aus der Feder eines anderen Spezialisten. Sehr informativ sind die ausführlichen Literaturangaben, die am Schluß jedes Artikels oder Teilartikels zu finden sind. Sie sind sehr aktuell, die verarbeitete Literatur reicht bis ins Jahr 1993. Erschlossen wird das Gesamtwerk durch eine systematische Übersicht über alle Artikel (Vol. 4, S. 399 - 406) sowie einen sehr detaillierten Sachindex (S. 407 - 460). Ein Autorenverzeichnis (S. 381 - 397), mit Angaben zur Funktion und Wirkungsstätte der Verfasser sowie der von ihnen verfaßten Artikel, rundet das Informationsangebot ab. Begrüßenswert ist auch das ausführliche Vorwort, in dem auf Enstehung und Konzeption des Lexikons eingegangen wird.
Die Oxford encyclopedia of the modern Islamic world stellt ein wichtiges Hilfsmittel für jeden dar, der sich mit der modernen islamischen Welt beschäftigt. Ihre gelungene Ausführung erscheint um so wertvoller, als bisher kein vergleichbares Nachschlagewerk zum diesem Thema existiert.
Walter Werkmeister